Merken

Alter Meister

Hans Leßmüller aus Zittau zeigt in der Sparkasse auf der Frauenstraße Werke aus seinem über 60-jährigen Schaffen. Es ist eine Art Abschied.

Teilen
Folgen
NEU!
© Rafael Sampedro

Von Jan Lange

Ganz verschiedene Bilder hängen hinter Hans Leßmüller. Mal sind es Landschaftsmotive, mal Stilleben, mal abstrakte Kunst. Sogar ein Porträt findet sich unter den Werken. Der Zittauer Maler gibt derzeit in der Sparkassenfiliale auf der Frauenstraße einen Überblick über sein Schaffen. Bis Ende März hängen die gut 50 Bilder noch im Ausstellungsraum der Bank, gleich neben dem Schalterbereich. Es ist seine letzte Ausstellung, kündigt der 84-Jährige an.

Den Pinsel lege er danach nicht beiseite, verspricht Hans Leßmüller, aber öffentlich zeigen will er seine Werke künftig nicht mehr. Ausgestellt hatte er seine Bilder vorher bereits in der Alten Bäckerei in Großhennersdorf und in der „Weinkehr“ in Zittau. Die Schau in der Sparkasse ist nicht nur seine letzte, sondern zugleich auch die größte. Immerhin hat er Werke aus rund 60 Jahren Schaffensphase zusammengestellt. Einige der hier gezeigten Bilder stammen noch aus den 1950er Jahren, damals bannte Leßmüller mit dem Pinsel den Park Sanssouci in Potsdam auf die Leinwand. Das jüngste Werk ist erst vor wenigen Wochen entstanden – ein abstraktes Bild. Seit er Rentner ist, malt er auch abstrakt, erklärt der 84-Jährige. Wenn er ein bestimmtes Motiv malt, dann sei klar, was herauskommt. Die abstrakte Malerei nehme mehr Zeit in Anspruch – auch, weil er zwei von drei Entwürfen wegschmeiße, sagt Hans Leßmüller. Auch wenn er in den vergangenen 20 Jahren verstärkt abstrakt malt, den realistischen Bilder ist er dennoch auch treu geblieben. Auf seinen Reisen nach Gran Canaria, an den Chiemsee oder ins Dachsteingebirge sind zahlreiche Werke entstanden.

Schon in der Schule als Zehnjähriger freute er sich jedes Mal auf den Zeichenunterricht. Nach der Mittleren Reife ging er sofort ans Theater Cottbus, um dort in den Beruf des Theatermalers hineinzuschnuppern. Es blieb eine kurze Episode. Später besuchte er die Fachschule für angewandte Kunst in Potsdam, war Lehrer für Musik und Zeichnen und wechselte schließlich in die Gemäldegalerie Dresden. Dort war er Zeuge, als 1956 die berühmte „Sixtinische Madonna“ zurück an die Elbe kam und das Kunstmuseum wiedereröffnet wurde. Bis heute ist dies für den 84-Jährigen ein unvergessener Moment. Er und seine Kollegen haben, als das Kunstwerk eintraf, dagestanden wie Kinder, wenn der Weihnachtsmann kommt, erinnert sich Hans Leßmüller. In der Gemäldegalerie sei er zwar längere Zeit geblieben, doch bis zur Rente hielt es ihn nicht in Dresden. Er wurde Ende der 1960er Jahre Schriftmaler in Schwarze Pumpe und verewigte den Aufbau des dortigen Energiekombinats auf der Leinwand.

Schließlich kam er nach Zittau zu Robur. Er sei hier Gruppenleiter für Produktionspropaganda gewesen, berichtet Leßmüller und kann sich ein Schmunzeln bei dem Wort nicht verkneifen. Er habe Fachausstellungen betreut und Wettbewerbsplakate entworfen. Da die BSG Motor Robur Träger des Faschings im Volkshaus war, kam er auch mit den Narren in Kontakt. Er malte für sie die Kulissen und Plakate. Noch immer ist er auf diesem Gebiet aktiv – inzwischen allerdings für den Großhennersdorfer Karnevalsclub (GKC). Die Narren vom GKC hatten ihn in Zittau beim Aufhängen von Faschingsbildern gesehen und kurzerhand für ihre Truppe abgeworben. Das ist nun auch schon wieder gut 35 Jahre her, berichtet Leßmüller. Von seinen Faschingsarbeiten sind in der aktuellen Ausstellung in der Zittauer Sparkasse auch Fotografien zu sehen.