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Alter Hof wird zu neuen Wohnungen

Früher sorgte ein Bauerngarten am Rande des Wasaplatzes für dörfliche Idylle. Hier soll nach der Sanierung ein Café eröffnen.

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Von Dana Ritzmann

Dort, wo am Wasaplatz das einstige Dorf Strehlen auf die Villen der Jahrhundertwende stößt, ist ein alter Vierseithof. Wer ganz genau hinschaut, erkennt an den Bogenfenstern und der Anordnung der Gebäude das historische Gut. Jetzt entstehen hier 14 neue Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern auf 35 bis 100 Quadratmetern, sagt Investor Rico Richert. „Die historische Hofsituation hat mich gereizt“, erklärt der Immobilienexperte. Deshalb habe er sofort zugeschlagen, als ihm im vergangenen Jahr der Gebäudekomplex an der Ecke Wasaplatz/Kreischaer Straße zum Kauf angeboten wurde. Der Dresdner plant zwei Millionen Euro in das 1 800 Quadratmeter große Areal zu investieren. Im Juni begannen die Bauarbeiten, Ende des Jahres sollen die ersten Mieter einziehen.

Aus Alt mach Neu: Rico Richert (l.) hat den ehemaligen Vierseithof am Wasaplatz gekauft. Für die Sanierung der alten Gemäuer ist Bauleiter Norbert Pfeiffer verantwortlich. Die Grundstruktur bleibt erhalten, aber innen werde praktisch alles neu gemacht. Au
Aus Alt mach Neu: Rico Richert (l.) hat den ehemaligen Vierseithof am Wasaplatz gekauft. Für die Sanierung der alten Gemäuer ist Bauleiter Norbert Pfeiffer verantwortlich. Die Grundstruktur bleibt erhalten, aber innen werde praktisch alles neu gemacht. Au

Besonders spannend sei an dem historischen Gehöft, das ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert stammt, dass es einen dörflichen Charakter habe und trotzdem mitten in der Stadt liegt. Dieser Aspekt sei auch bei der Sanierung wichtig, sagt Richert. Der Wohnkomplex werde eher geschlossen sein, die meisten der neuen Balkone zeigen zum Innenhof. „Aber zum Wasaplatz hin soll sich das Objekt deutlich öffnen“, betont Richert. Dazu stimme er sich auch mit der Stadt ab, die den historischen Charakter des Wasaplatzes ebenfalls wiederherstellen wolle, erklärt der Investor. Er plant auf dem Vorplatz neben eleganten Grünflächen auch ein Eiscafé in dem Quergebäude, das mit der Schmalseite zur Kreischaer Straße steht. „Am Wasaplatz gibt es einiges an Gastronomie, aber ein Café fehlt hier“, sagt Richert, der derzeit mit einem möglichen Betreiber verhandelt. Da wo heute Autos parken, würden in Zukunft dann Tische und Sonnenschirme stehen.

Noch in den 1960er-Jahren grünten hier Blumen und Bäume. „Das war ein idyllischer Obstgarten“, erinnert sich der 77-jährige Karl Schreiber. An der Ecke zur Kreischaer Straße war ein Geflügelladen und im Nebenhaus ein Schlossermeister. Das war im Prinzip schon seit den 1940er-Jahren so, weiß Schreiber. Der Strehlener Heimatforscher hat extra in den Adressbüchern von 1940 und 1943/44 geblättert und festgestellt, dass an der Ecke Kreischaer Straße/Wasaplatz ein Fleischgeschäft und eine Schmiede verzeichnet waren. „Auf dieser Seite bis zum Kaitzbach waren einst viele Fachgeschäfte für Lebensmittel wie Fisch und Fleisch, aber auch für Fotos und Textilien“, sagt Schreiber. Diese seien längst verschwunden, dafür hätte sich die Zahl der Geschäfte an der Lockwitzer Straße stadtwärts deutlich erhöht.

Als im Januar 1987 der alte Hof zu einem großen Teil abgerissen wurde, sei es mit der „dörflichen Idylle“ am Wasaplatz vorbei gewesen, erinnert sich Schreiber. Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe ließ den Komplex zwar im pseudohistorischen Stil wieder aufbauen, aber fortan waren hier statt kleiner Geschäfte Büros.

Der neue Eigentümer investiert jetzt in Wohnraum, will aber den Gewerbestandort erhalten. In dem flachen Anbau, wo früher vermutlich das Tor zum Hof war, ist seit fast zehn Jahren eine Reinigung. Diese soll bleiben, ebenso wie der Hutladen nebenan. Darüber sei er sich mit den Geschäftsinhabern einig, sagt Richert. „Das gibt dem Standort zusätzlich Flair“, erklärt der 39-jährige Immobilienfachmann. Die Kombination aus „stillem Gewerbe“ und Wohnraum mache den Reiz städtischen Lebens heute aus.

Am Gerüst des Gebäudes, das früher vermutlich mal die Scheune war, hängt ein Schild: „Trotz Umbau geöffnet“, teilt die hier ansässige Druck- und Werbefirma auf diese Weise mit. In ihre Büroräume werden gerade neue Türen und Fenster eingebaut, außerdem würden die Heizungsrohre erneuert, sagt Kerstin Gottwald, eine der Geschäftsinhaber. Seit drei Jahren sei ihre Werbefirma am Wasaplatz und würde gerne hier bleiben. „Es ist ein schöner, belebter Platz, davon profitieren wir auch als Gewerbe“, sagt Gottwald. Außerdem seien die Erdgeschossräume ideal, da sie oft große Mengen an Papier und Drucksachen zu transportieren hätten. Für die Zukunft hofft die Geschäftsfrau, dass die Büromiete nach Abschluss der Sanierung nicht übermäßig steigt und der Mietvertrag auch über 2015 hinaus verlängert wird.