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Altenberg startet Skibus

Ab Mittwoch fährt eine touristische Sonderlinie im oberen Osterzgebirge. Das soll kein Winterprojekt bleiben.

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© SZ/Schaks

Von Mandy Schaks

Altenberg. Ein weißer Bus schlängelt sich durch hohe, eisige Schneewände, schiebt sich geschmeidig um die engen Kurven von Altenberg nach Schellerhau, runter nach Kipsdorf, wo bald die Weißeritztalbahn ankommen soll, wieder hoch bis Oberbärenburg zur Bobbahn, dann bergab nach Hirschsprung, wieder steil hinauf in die Bergstadt, weiter durch die schmalen Gassen von Geising bis nach Zinnwald direkt vor die Haustür vom Hotel Lugsteinhof. Die Leute bleiben stehen und gucken unterwegs dem zehneinhalb Meter langen Bus nach, als hätten sie noch nie einen gesehen. Was irgendwie auch stimmt.

Und ab geht die Schlittenpost

Bushaltestellen vor der Haustür Keiner muss sich Gedanken ums Parken machen oder um Rundkurse. Überall geht es mit dem Skibus hin und zurück, hier am Ahorn Waldhotel Schellerhau.
Bushaltestellen vor der Haustür Keiner muss sich Gedanken ums Parken machen oder um Rundkurse. Überall geht es mit dem Skibus hin und zurück, hier am Ahorn Waldhotel Schellerhau.
Region wird für Gäste attraktiver Bürgermeister Thomas Kirsten hat eine Lösung gefunden, um vor allem Gästen der Region für ihren Kurtax-Beitrag mehr bieten zu können.
Region wird für Gäste attraktiver Bürgermeister Thomas Kirsten hat eine Lösung gefunden, um vor allem Gästen der Region für ihren Kurtax-Beitrag mehr bieten zu können.
Treffen der Pferdestärken Vom Skibus aus können Ausflügler direkt in den Pferdeschlitten steigen oder andere Ausflugsziele genießen. Flyer sollen im Skibus ausliegen.
Treffen der Pferdestärken Vom Skibus aus können Ausflügler direkt in den Pferdeschlitten steigen oder andere Ausflugsziele genießen. Flyer sollen im Skibus ausliegen.

So oft kommt in die verschneiten Skigebiete im oberen Osterzgebirge wahrlich kein Bus, in die etwas versteckten Winkel wie Rehefeld am Grenzweg oder zur Bobbahn Tor D. Teilweise sind die Straßen und Wege für einen normalen Bus viel zu eng und steil, teilweise lohnt sich ein regelmäßiger Fahrbetrieb für Verkehrsunternehmen in den dünner besiedelten Gebieten auf dem Kamm nicht. Was für Anwohner ohne eigenen Pkw beschwerlich ist, ist für die Tourismusbranche ein Standortnachteil. Davon weiß Jochen Löbel ein Lied zu singen. Der Chef vom Hotel Lugsteinhof in Zinnwald und Sprecher des Wirtestammtisches Altenberg/Geising, dem etwa 20 Hoteliers und Gastronomen angehören, nervt deshalb seit Jahren. Andere Mittelgebirge machen es vor. Selbst hier in der Region pendelte vier Jahre in Stoßzeiten ein Ski- und Wanderbus wenigstens zwischen Zinnwald und Rechenberg-Bienenmühle, initiiert vom Tourismusverband Erzgebirge. „2010 wurde das Projekt aus der Taufe gehoben“, erinnert sich Löbel, „und 2014 ist es wieder eingeschlafen.“ – Aus finanziellen Gründen. Dass so etwas aber machbar ist, zeigt beispielsweise Johanngeorgenstadt. Dort fährt in der Wintersaison ein Loipenbus nach Mühlleithen und zurück. Warum nicht auch hier?, fragte er immer wieder, auch im Altenberger Stadtrat. Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) war auf dem Ohr nicht taub. „Ein Skibus ist schon lange bei uns ein Thema“, sagt er. Doch die Umsetzung müsse auch finanzierbar und realistisch sein. Da gab es Hürden, über die auch ein fischelanter Rathauschef wie Kirsten nicht einfach darüber springen konnte. „Das Kommunalabgabengesetz ließ es nicht zu, dass wir aus der Kurtaxe so einen Bus bezahlen“, erläutert er.

Skibus ab Mittwoch am Start

Doch das Gesetz wurde im Herbst im Landtag geändert. Dazu kam, dass der Landkreis die Gesellschafteranteile am Regionalverkehr Dresden (RVD) von der Deutschen Bahn zurückkaufte. „Das eröffnet dem RVD die Möglichkeit, innovativ voranzugehen“, so Kirsten. In kurzer Zeit ist nun möglich geworden, wo Ewigkeiten kein Weg hinführte: Die Stadt Altenberg bringt mit dem RVD ab Mittwoch einen Skibus an den Start, der erst einmal bis zum 26. Februar, also in der Hauptferienzeit, fährt. Dafür hat der RVD extra eine neue Linie eingerichtet, die Nummer 374, und zusätzliche Haltestellen. Damit auch Rehefeld ans Netz angebunden ist, gibt es zum Kältepol des Osterzgebirges noch Stichfahrten. Vorrangig gedacht ist der Bus, der von der Größe her etwas kleiner und damit wendiger ist als einer im Linienverkehr, für Touristen. Urlauber, die hier übernachten, können den Skibus mit der Gästekarte kostenlos nutzen. Alle anderen können mitfahren zum VVO-Tarif. Die Einzelfahrt kostet 2,30 Euro. Wer eine Viererkarte kauft, kommt noch etwas günstiger.

Kirsten rechnet für den Probebetrieb mit Zuschüssen von etwa 9 000 Euro, die zur Hälfte aus den Kurtaxeinnahmen der Stadt bezahlt werden und zur Hälfte vom Wirtestammtisch. „Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt Hotel-Chef Löbel. Aber es müsse noch weitergehen. Das ist auch das große Ziel von Bürgermeister Kirsten. „Der Bus soll das ganze Jahr fahren“, spätestens wieder ab Juni, dann mit den touristischen Sommerangeboten wie Wildpark und Schloss Lauenstein. Und mit Fahrradanhänger. Der Geisinger Ortsvorsteher Silvio Nitschke, der auch im Stadtrat sitzt, kehrte von der Jungfernfahrt am Montag begeistert zurück. „Das ist schön und richtig attraktiv“, freut er sich.

Den ausführlichen Fahrplan lesen Sie im Anhang.