Merken

Alte Schule ist jetzt Wohnhaus

Christian Freund macht seinem Ruf als „Schulfreund“ alle Ehre. Das Gebäude ist ein Schmuckstück geworden.

Teilen
Folgen
NEU!
© Anne Hübschmann

Von Susanne Plecher

Bauda. Vom Balkon aus hat man den doppelten Kirchturmblick. Gerade aus steht das ehrwürdige Baudaer Gotteshaus in ganzer Größe und Pracht. Kein Haus verdeckt die Ansicht. Um Nummer zwei zu entdecken, bedarf es einer kleinen Anstrengung und halbwegs sehtüchtiger Augen: Links am alten Pfarrhaus vorbei, durch die Zweige der Linde hindurch sieht man den Kirchturm der Marienkirche.

Bis nach Großenhain fährt man von Bauda aus etwas weniger als zehn Minuten – und kann hier alle Vorzüge des Landlebens genießen. Zur Ruhe und dem Grün kommen noch eine agile Dorfgemeinschaft und eine geöffnete Dorfgaststätte hinzu. Christian Freund ist deshalb alles andere als bang, Mieter für seine beiden aufwendig sanierten Etagenwohnungen in der alten Schule zu finden. Sollten die dennoch zögern, wird sie wohl spätestens der Preis überzeugen. „Ich denke, es ist machbar, unter dem Durchschnittspreis zu vermieten“, sagt der Thiendorfer. Er setzt für den Quadratmeter eine Kaltmiete von knapp unter fünf Euro an.

Das Baudaer Schulhaus ist das Zweite im Großenhainer Land, das Freund vor dem Verfall rettete. 2009 hatte er sich bereits des Folberner angenommen und grundsaniert. Dort ist inzwischen auch aus dem ehemaligen Toilettenhäuschen ein Einfamilienhaus geworden. Vier Jahre später hat er in einem Zug die Baudaer und die Waldaer Schule von der Stadt gekauft. Weil das 100 Jahre alte Gebäude in Bauda in üblerem Zustand war, sanierte er es zuerst Walda folgt im Winter. „Die Substanz war sehr schlecht“, sagt der Geschäftsführer der Heizungs- und Sanitärfirma FREMA. Der Pfingsttornado hatte 2010 auch vor dem Schuldach nicht haltgemacht. Der Dachstuhl war zwar in Ordnung, aber das Dach nur notdürftig geflickt. Im Erdgeschoss waren durch einen Rohrbruch sämtliche Fußböden verfault. Fast das gesamte Gebäude musste entkernt werden. Davon ist nun nichts mehr zu erahnen. Die beiden Fünfraumwohnungen haben eine Wohnfläche von 130 und 135 Quadratmetern. Sie sind großzügig und lichtdurchflutet. An den dreifach verglasten Fenstern sind Jalousien angebracht, an den großen funktionieren sie elektrisch. Die Bäder haben sowohl eine Wanne als auch eine Dusche und Platz für Waschmaschine und Trockner gibt es im Keller. Die Wäsche kann im Winter auf dem geräumigen Dachboden trocknen, im Sommer im großen Gartenbereich. Dort entsteht demnächst noch ein Doppelcarport. Das Toilettenhäuschen wird zum Fahrradschuppen, die alten Schulgartengebäude will Freund abreißen lassen. Stolz ist er auf das Biberschwanzdach, das man schon aus der Ferne glänzen sieht. Er rechnet damit, dass in drei Wochen alle Arbeiten abgeschlossen sind.

Freund mag die alten Schulhäuser. Er kann es schwer ertragen, dass viele von ihnen leer stehen und dem Verfall preisgegeben sind. „Schulen sind das Tafelsilber jeder Kommune. Es ärgert mich, dass das verschleudert wird. Damit geben wir einen Teil unserer Identität auf“, sagt er. Und weil er das so sieht, versucht er, so sensibel wie möglich zu sanieren. In Bauda sieht man den Erfolg der Bemühung an vielen Stellen: Das alte Treppenhaus ist erhalten geblieben. Das schmiedeeiserne Geländer mit den Blumen wird noch aufgearbeitet, ebenso die Motivfliesen auf dem ersten Treppenabsatz. Den ursprünglichen Eingangsbereich zur Kirche hin, der in den 1960er Jahren abgerissen worden war, hat Freund anhand alter Pläne wieder öffnen lassen. Die Treppenstufen dafür stammen aus einem Lager in Königsbrück. Der Haupteingang bleibt weiterhin auf dem Hof. Der schmiedeeiserne Zaun, der ihn wieder umgeben wird, jetzt aber noch im Schuppen liegt, ist auch der originale. Freund hat ihn ausbessern, aufarbeiten und verzinken lassen. „Er soll mal wieder 50 Jahre halten“, begründet der Schulfreund den Aufwand.

Tag der offenen Tür am Sonnabend, dem 25. Juni, von 9 bis 12 Uhr für alle Baudaer, die ehemaligen Schüler und Interessierte.