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Alte Ölmühle wird zum Wohnhaus

Die Ruine unweit vom Bahnhof Mitte soll saniert werden. Auf dem Areal sind zudem Neubauten vorgesehen.

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© Norbert Millauer

Von Linda Barthel

Es ist eine Ruine, die wohl jeder Friedrichstädter kennt: das verwahrloste Gebäude auf dem Areal zwischen Wachsbleichstraße, Adlergasse und Weißeritzstraße. Während die benachbarte Brachfläche gerade zum neuen Stadtplatz umgestaltet wurde, verfallen der knapp 150 Jahre alte Bau und das angrenzende Grundstück immer mehr. Seit 1993 befindet sich das zwischen dem Bahnhof Mitte und dem Hauptsitz des Riesa efau gelegene Areal im Eigentum der Firma Villa Nova. Diese hat bereits konkrete Pläne, doch die Umsetzung scheiterte immer wieder. Nun startet das Unternehmen einen neuen Versuch, das Vier-Millionen-Vorhaben endlich zu verwirklichen.

„Wir wollen das Gebäude denkmalgerecht sanieren und durch Neubauten ergänzen“, sagt Projektleiter Jürgen Rückriem. Auf dem knapp 1 200 Quadratmeter großen Grundstück sollen insgesamt 43 Wohnungen – acht in der jetzigen Ruine –, drei kleine Büros und eine Tiefgarage mit 15 Stellplätzen entstehen.

Vor vielen Jahren wohnten auf dem Areal bereits Familien. Das verfallene Haus gehörte zu einer Ölmühle, die um 1870 an der Weißeritzstraße gebaut worden war. In beiden Gebäuden befanden sich Wohnungen, im Erdgeschoss der Mühle außerdem Läden. „Das Grundstück gehörte einer Bäckersfamilie, die wohl auch Speiseöl produzierte“, sagt Rückriem. Von dieser Familie und mehreren anderen Eigentümern kaufte Villa Nova das innerstädtische Grundstück bereits vor über 20 Jahren.

Damals sollte zügig mit dem Bau begonnen werden. Doch es kam anders als gedacht. „Eine Zeit lang waren die Rahmenbedingungen schlecht. In den 90er-Jahren gab es in der Stadt ein Überangebot an Wohnungen“, erklärt Rückriem. Dann folgte der nächste Rückschlag. In dem 2004 vom Stadtrat beschlossenen Erneuerungskonzept für das Sanierungsgebiet Friedrichstadt wurde das Projekt nicht berücksichtigt. „Dadurch war keine Baugenehmigung möglich“, sagt der 53-Jährige. Anschließend habe es mehrere Gespräche mit der Stadt, aber keine Einigung gegeben.

„Das Quartier sollte ursprünglich als öffentlicher Freiraum entwickelt werden“, erklärt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). Es war geplant, die verfallenen Gebäude abzureißen und an der Stelle einen Stadtplatz mit Grünflächen und Parkplätzen zu bauen. Die Stadt habe das Grundstück kaufen wollen und Fördermittel für den Abriss der stark geschädigten Gebäude in Aussicht gestellt. „Der Eigentümer hat den Abbruch 2006 beantragt und die erforderlichen Genehmigungen erhalten. In Folge gab es jedoch keine Einigung zwischen Stadt und Eigentümerschaft zum Kaufpreis“, sagt Marx. Deshalb sei es auch nicht zum geplanten Abbruch gekommen. Dennoch steht auf dem Areal heute nur noch eines der beiden Gebäude.

Das Haus an der Weißeritzstraße musste vor einigen Jahren abgerissen werden, da es mittlerweile zu marode war. Villa Nova hält trotzdem an den Bauplänen fest. „Seit 2011 haben wir eine genehmigte Bauvoranfrage. Das ist die Vorstufe einer Baugenehmigung“, sagt Rückriem. Das Rathaus möchte sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht dazu äußern. „Es gibt allerdings noch einen Knackpunkt“, sagt der Projektleiter. „Wir dachten, dass auf das benachbarte Grundstück Wohnhäuser kommen.“ Stattdessen ist auf dem Areal in den vergangenen Monaten aber eine Mischung aus Freizeit- und Parkfläche entstanden. „Wir müssen die geplanten Gebäude also zum Platz hin öffnen, da sonst eine Brandwand wie zum Beispiel beim benachbarten Erlwein-Haus entsteht“, sagt Rückriem. „Das kann ja keiner wollen.“ Bisher sei eine Abstimmung mit der Stadt jedoch gescheitert. „Wir sind um eine architektonisch schöne Lösung bemüht und planen jetzt auch aktiver zu werden.“

Das dürfte im Interesse der Stadt sein. Denn diese wehrt sich gegen die Vorwürfe des Investors. „Die Aussage, dass die Verwaltung einer Entwicklung verschlossen gegenübersteht, stimmt nicht“, sagt Marx. „Wir würden es begrüßen, mit dem Eigentümer – auch gern kurzfristig – ins Gespräch zu kommen.“ Falls sich dabei geeinigt wird, dann könnte auf dem Grundstück bereits kommendes Jahr ein neues Wohngebiet entstehen. „Wir müssen sicher noch etwas umplanen, aber 2016 wäre ein Baustart möglich“, so Rückriem.