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Alte Keramikfabrik wird zum Wohnquartier

Ralf Böhmer baut und saniert an der Pirnaer Plangasse mehrere Häuser. Ohne die Flut würde es sie in dieser Form nicht geben.

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© Katja Frohberg

Von Thomas Möckel

Pirna. Alles war bestens vorbereitet, schließlich galt es, eine Dreckecke aus Pirnas Stadtbild zu tilgen. Ralf Böhmer, Chef der Ralf Böhmer GmbH und der Firma Lohmen Bau Pirna, hatte im Februar 2012 auf der sächsischen Grundstücksauktion das Gelände der alten Keramikfabrik in der Schifftorvorstadt ersteigert. Das Areal an der Plangasse war mächtig verlottert und längst zu einer Müllhalde verkommen. Anwohner ärgerten sich seit Jahren über den Anblick. Böhmer schwebte vor, anstelle der völlig verbauten und längst verlassenen Keramikbude eine kleine luftige Wohnsiedlung zu errichten, fünf bis sechs Häuser sollten es sein, idyllisch gelegen unterhalb des Schlosshanges. Böhmer ließ im August und September 2012 die alte Fabrik abreißen und parallel dazu die neuen Häuser planen, im Frühjahr 2013 gab es die Baugenehmigung. Doch dann spülte das Juni-Hochwasser erst einmal sämtliche Pläne fort. Für den Investor galt nun: Alles auf Anfang.

Am Fuß des Schlosshangs entsteht derzeit ein Doppelhaus, es soll im September fertig sein. 2017 soll nebenan noch einmal solch ein Haus entstehen.
Am Fuß des Schlosshangs entsteht derzeit ein Doppelhaus, es soll im September fertig sein. 2017 soll nebenan noch einmal solch ein Haus entstehen. © Katja Frohberg
Die Häuser Am Plan 7 (l.) und 10 sollen nächstes Jahr saniert werden.
Die Häuser Am Plan 7 (l.) und 10 sollen nächstes Jahr saniert werden. © Katja Frohberg

Weil die ursprünglich geplanten Häuser bei dem Wasserstand der Flut 2013 allesamt untergegangen wären und darüber hinaus auch nicht mehr den Kundenwünschen entsprachen, verwarf Böhmer die erste Idee und ließ den Komplex noch einmal neu planen. Herausgekommen ist nun auch eine kleine Wohnsiedlung, allerdings hochwassersicher und dem Immobilienmarkt angepasst. Zuerst entstand direkt an der Plangasse ein Dreifamilien-Reihenhaus. Unten sind Garagen und Wirtschaftsräume untergebracht, das Untergeschoss besteht aus Stahlbeton, weil das Material bei einem Hochwasser gut standhält. Die Wohnbereiche, über Stahltreppen zu erreichen, liegen einen Meter über dem Elbepegel zur Flut 2002. Im Frühjahr 2015 waren die drei Häuser verkauft. Das war aber erst der Anfang.

Derzeit läuft der zweite Bauabschnitt. Hinter dem Dreier-Haus an der Plangasse entsteht auf einem Plateau ein Doppelhaus. Jede Haushälfte hat fünf Zimmer, von der Terrasse schaut man direkt auf den Schlosshang. Die Bodenplatte des Gebäudes steht ebenfalls einen Meter höher als der Elbpegel zum Hochwasser 2002. Außen ist das Eigenheim im Doppelpack fertig, die Handwerker sind momentan mit dem Innenausbau beschäftigt, im September soll alles fertig sein. Die Haushälften sollen verkauft werden, für beide Wohnungen gibt es bereits Interessenten. Doch es ist Nachschub in Sicht: Auf dem Grundstück soll im kommenden Jahr noch einmal das gleiche Doppelhaus entstehen, der Kaufpreis je Hälfte wird laut Böhmer bei reichlich 260 000 Euro liegen.

Nicht ganz preiswert, aber dagegen stehen auch immense Kosten: In das Dreier-Haus an der Plangasse, die beiden Doppelhäuser, den Grundstückskauf sowie den Abriss der Keramikfabrik investiert Böhmer nach eigenen Angaben rund 1,2 Millionen Euro. Und das war noch nicht alles.

Gleich neben dem Keramikfabrik-Gelände, nur getrennt von der kleinen Planwinkel-Gasse, steht die Ruine des Hauses Am Plan 10. Es ist das letzte noch unsanierte Gebäude im Karree am Plan. Böhmer hat es schon vor geraumer Zeit erworben, um es sanieren zu lassen, doch das Vorhaben hat es in sich. Weil in die Fassade ein großes Garagentor integriert werden soll, was es so noch nie gab, entstand zunächst Streit, ob so etwas an diesem historischen Ort überhaupt zulässig sei. „Mit dem Denkmalschutz ist aber inzwischen alles geklärt“, sagt Böhmer. Er darf die Garage bauen. Zudem entstehen in dem Haus jeweils eine Vier- und eine Fünfraumwohnung mit 120 und 130 Quadratmetern, die Böhmer vermieten möchte. Die Kaltmiete soll bei sieben Euro je Quadratmeter liegen. Rund 450 000 Euro kostet die Sanierung des Hauses Am Plan 10. Sie ist so teuer, weil das Gebäude mittlerweile derart marode ist, dass nur die Fassade stehenbleiben kann. Der Rest muss abgetragen und neu aufgebaut werden. Böhmer rechnet im August mit der Baugenehmigung, er hofft darüber hinaus, dass er auch Fördermittel von der Stadt bekommt. Das Problem: Allein mit der Vermietung lassen sich die hohen Baukosten nicht refinanzieren. Ohne Zuschüsse, sagt Böhmer, lasse sich das Projekt nicht umsetzen. Dabei ist das Haus doch Teil eines Gesamtvorhabens.

Böhmers Geschäftspartner hat das Haus Am Plan 7, gleich neben Nummer 10, gekauft, und will es ebenfalls 2017 sanieren. Im Innern sollen sechs Wohnungen entstehen, drei davon sind Maisonette-Wohnungen, sämtliche Quartiere sollen später vermietet werden.