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Alte Eichen stehen im Weg

Drei Bäume sollen wohl für den Ausbau der Straße in Obernaundorf gefällt werden. Anwohner wollen sie retten und haben einen Vorschlag.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Rabenau. Wer durch den Rabenauer Ortsteil Obernaundorf fährt, braucht schon Nerven. Die Poisenwaldstraße und auch deren Fortsetzung, das Veilchental, sind eine einzige Holperstrecke. Zudem ist die Straße eng, der Rand heruntergefahren, Fußwege gibt es nicht. Seit Jahren fragen die Anwohner in der Stadtverwaltung und im Ortschaftsrat ungeduldig nach, wann die Rumpelpiste denn nun endlich saniert werde. Bisher zuckten Verantwortliche immer mit den Schultern, zeigten zwar Verständnis für die Nöte der Obernaundorfer, verwiesen aber auf die noch fehlende Ausbauplanung. Und so waren viele Anwohner froh, als es Anfang dieses Jahres aus dem Landratsamt, dem der Straßenausbau obliegt, hieß, die Planung werde 2018 aufgenommen. Immerhin.

Und nun das. Kaum haben sich die ersten Rahmenbedingungen für einen Ausbau herumgesprochen und Vermessungsarbeiten stattgefunden, gibt es Kritik. Sie kommt von Familie Mader, die an der Ecke Poisenwaldstraße/Veilchental wohnt, wo die Straße in Richtung Rabenau abzweigt. Direkt gegenüber Maders Grundstück stehen an der Straße nach Rabenau drei große Eichen. „Die zwei äußern Bäume haben gut drei Meter Stammumfang“, schätzt Steffi Mader. Und alt seien die sie. „Wir haben uns umgehört: So genau weiß es keiner, aber die Eichen müssen zur Zeit des Straßenbaus gepflanzt worden sein. Also etwa vor etwa 100 Jahren.“ Und nun stehen die Bäume im Weg.

Beim Ausbau der Ortsdurchfahrt Poisenwaldstraße/Veilchental soll nämlich der Abzweig nach Rabenau erneuert und dabei verbreitert werden. Vierzig Meter Fußweg kommen auch noch hinzu. Die gleich hinter der Leitplanke wachsenden Eichen müssen wahrscheinlich weichen, damit die Straße überhaupt verbreitert und der Hang gesichert werden kann. „Die schönen Bäume bieten so vielen Vögeln ein Zuhause. Zum Beispiel sind immer Buntspechte drin“, klagt Steffi Mader. Ihre Enkelkinder hätten sie auf das Problem aufmerksam gemacht und nun fragt sie sich, wie eine Fällung zu verhindern sei. Dabei gibt es noch nicht einmal eine konkrete Planung, teilt das Landratsamt mit. „Das Einzige, was bisher stattgefunden hat, sind Vermessungsarbeiten. Diese Daten sind Voraussetzungen dafür, entsprechende Planunterlagen und Varianten für einen Ausbau der Straße zu erarbeiten“, erläutert Annette Hörichs, Sprecherin der Kreisbehörde.

„Die haben schon viel mitgemacht“

Wie auch immer, für die Maders hängen Erinnerungen an den Eichen. Vor Jahrzehnten verabredete sich die damalige Dorfjugend an den prägnanten Gewächsen. Später sei mal ein russischer Panzer, der zu einem Manöver in der Dippoldiswalder Heide unterwegs war, gegen den untersten Baum gefahren. Auch mehrere Autos rauschten gegen die Eichen. „Die haben schon viel mitgemacht“, sagt die Obernaundorferin.

Im Rabenauer Rathaus weiß man sehr wohl, dass niemand gerne zusieht, wenn alte, kräftige Bäume verschwinden. Aber: „Für einen grundhaften Ausbau der Ortsdurchfahrt mit Gehweg und entsprechenden Mindestbreiten kommt man an einer Veränderung nicht vorbei“, sagt Bürgermeister Thomas Paul (CDU). Auch gehe es um die Verkehrssicherheitspflicht – die Bäume werden schließlich nicht jünger und größere könnten Äste abwerfen.

Steffi Mader ist das durchaus klar. Sie fragt sich aber, ob es nicht eine Alternative gibt. Auf der den Bäumen gegenüberliegenden Straßenseite soll ein Fußweg angelegt werden. Dafür müssen die Maders einen Streifen Land hergeben. „Wir wären bereit, von unserem Hang noch einen größeren Streifen abzutreten, dann könnte die Straße leicht versetzt gebaut werden“, schlägt sie vor. Laut Bürgermeister ist diese Variante bereits bedacht, aber nicht weiter beachtet worden. „Eine Verschwenkung oder dergleichen halte ich für nicht vertretbar, erstens aufgrund der Topografie in diesem Bereich, zweitens aufgrund der dort einmündenden weiteren Kreisstraße und drittens befinden sich rechter Hand Privatgrundstücke, die dann zusätzlich betroffenen wären“, argumentiert Thomas Paul.

Einen Trost hat er aber für alle Naturfreunde, denen die Eichen am Herzen liegen. „Wenn im Rahmen von Baumaßnahmen Eingriffe in Natur und Landschaft erfolgen, zum Beispiel Bäume gefällt werden, gibt es auch immer Auflagen zu ortsnahen Ausgleichsmaßnahmen.“ Das heißt, für die drei Eichen werden dann neue Bäume und Hecken gepflanzt.