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Alte Bio-Tonnen werden ausgetauscht

Am Dienstag beginnt die Aktion in Thiendorf. Knapp 3700 Haushalte im Altkreis sind betroffen. Warum?

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Von Jörg Richter

Riesa. Raimund Otteni hat Stress. Stress der eher positiven Art. Stress, den der Geschäftsführer des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Oberes Elbtal (ZAOE) selbst gewollt hat. Die neue Biokampagne, die der Verband im August angekurbelt hat, läuft wie verrückt.

Raimund Otteni, Geschäftsführer Abfallzweckverband
Raimund Otteni, Geschäftsführer Abfallzweckverband © SZ-Archiv

Immer mehr Leute aus dem Einzugsgebiet des ZAOE – er setzt sich aus den Landkreisen Meißen und Sächsische Schweiz/Osterzgebirge zusammen – wollen eine Bio-Tonne. Die bietet der Verband eigentlich schon seit 2013 an. Aber seit der Ankündigung im Sommer, dass dafür bis 2021 keine Entleerungsgebühren, sondern nur eine jährliche Behältermiete von maximal 8,40 Euro (für die 240-Liter-Tonne) anfällt, steht das Telefon in der Radebeuler Geschäftsstelle nicht mehr still.

„Wir sind von der Nachfrage überrollt worden“, sagt Otteni. Innerhalb von zwei Monaten habe sich der Bio-Tonnen-Bestand im Verbandsgebiet mehr als verdoppelt. Bis zum 13. Oktober erreichten den ZAOE rund 26 000 Anträge. Damit steigt die Anzahl der Haushalte mit Bio-Tonne auf knapp 48 000. Und täglich werden es mehr. Durchschnittlich werden rund 600 Bestellungen entgegengenommen. Zwischenzeitlich musste der Verband dafür sogar vier zusätzliche Mitarbeiter über eine Zeitarbeitsfirma einstellen, um den Ansturm bewältigen zu können.

„Die Herstellerfirmen der Biomüll-Behälter kommen kaum noch hinterher“, sagt Otteni. Das sei auch ein Grund dafür, warum viele Leute noch auf ihre Bio-Tonne warten. Momentan gebe es im gesamten Verbandsgebiet einen Rückstau von rund 5000 Bestellungen. Davon müssen im Landkreis Meißen noch etwa 2700 Anträge bearbeitet werden.

Im Altkreis Riesa-Großenhain kommt jetzt eine Besonderheit dazu. Hier müssen sich Besitzer von alten Bio-Tonnen auf einen Umtausch einstellen. Die bisherigen Behälter, die vorn eine Art Plasteschürze besitzen, werden durch einfachere Behälter ersetzt. Das betrifft knapp 3 700 Haushalte.

Der Quersaer Entsorger Remondis hat bisher die Tonnen mit der Schürze (Diamond-System) bevorzugt und seine Müllfahrzeuge entsprechend ausgerüstet. Doch der ZAOE setzt aus Kostengründen auf die einfacheren Behälter mit der sogenannten „Kammschüttung“. – Der Hintergrund: Laut einer Ausschreibung des Zweckverbandes sollen die Bio-Tonnen bis Ende des Berechnungszeitraumes (2017 bis 2021) in dessen Besitz übergehen. Bisher werden sie von Remondis vorgehalten.

„Wir tauschen jetzt die Alten um, sonst müssten wir ja mit zwei Fahrzeugen fahren.“, sagt Otteni. Das mache wirtschaftlich keinen Sinn. „Deshalb haben wir das Interesse, nur eine Tonnenart zu haben.“

Noch in dieser Woche sollen die ersten betroffenen Kunden angeschrieben werden, dass sie neue Bio-Tonnen erhalten. Kurz darauf sollen die alten Behälter geleert und mitgenommen werden.

Die Umtauschaktion beginnt am 25. Oktober in der Gemeinde Thiendorf und soll bis Jahresende Richtung Großenhain fortgeführt werden. „Riesa schaffen wir dieses Jahr nicht mehr“, sagt Otteni. Erst im Januar sei die Elbestadt dran. „Im Altkreis Meißen haben wir das Problem nicht“, so der ZAOE-Geschäftsführer, denn dort gab es die alten Bio-Tonnen nicht.

Zehn Millionen zurück an Kunden

Dass die gebührenfreie Bio-Tonne mithilfe der neuen Kampagne jetzt flächendeckend eingeführt werden soll, hat mehrere Gründe. Zum einen will der Zweckverband einen Anreiz schaffen, den Abfall noch besser zu trennen, so Olaf Müller von der ZAOE-Stabsstelle Konzeption/Grundsatzfragen. Immer noch würden etwa 40 Prozent der organischen Abfälle, also Grünschnitt und Essenreste, in der normalen Mülltonne landen.

Zum anderen habe der ZAOE im vergangenen Kalkulationszeitraum (2012 bis 2016) rund zehn Millionen Euro Überschuss erzielt, u. a. aufgrund günstiger Entsorgungsverträge. Dieses Geld würde nun als „Gebührensenkung“ durch den Wegfall der Entleerungsgebühr für Bioabfallbehälter an die Kunden zurückgegeben.