Merken

Alte Autos, neue Ideen

Beim Oldtimer-Teilemarkt in Ottendorf werden bis zu 8 000 Gäste erwartet. Einige könnten dort ihren Traumjob finden.

Teilen
Folgen
NEU!
© Thorsten Eckert

Von Sebastian Kositz

Ein Adler Primus, Baujahr 1932. Allein die lila-weiße Lackierung lässt das Vehikel aus den sonst heute über die Straßen wabernden Kolonnen schnöden Blechs herausstechen. Ein betagter Hingucker, hergerichtet von den Ottendorfer Oldtimerfreunden. Mit viel Liebe und vor allem regen Hang zum Detail. Das verrät allein der Blick auf die Vorderscheinwerfer. Original Bosch. Das alte Logo des Traditionsunternehmens prangt dezent in der durchsichtigen Abdeckung der auffälligen Strahler.

Original-Teile, die nicht im Baumarkt und in der Regel auch nicht auf einem normalen Flohmarkt zu finden sind. Die Tüftler und Bastler stöbern stattdessen im Internet, helfen untereinander aus oder blicken sich europaweit auf speziellen Teilemärkten um – und einmal im Jahr müssen die Ottendorfer dazu noch nicht einmal weit fahren. An diesem Sonntag laden die Oldtimerfreunde ins Gewerbegebiet wieder zu ihrem traditionellen Teilemarkt ein. Zur inzwischen 26. Auflage des Spektakels unter dem Motto „Rost am Ring“ werden im Ottendorfer Gewerbegebiet wieder bis zu 8 000 Gäste aus ganz Europa erwartet.

In der Szene ist das Treffen längst kein Geheimtipp mehr. Die Veranstalter rechnen mit 500 Händlern, die eine riesige Auswahl an Bauteilen, aber auch an kompletten Fahrzeugen im Angebot haben werden. „Das reicht bei den Bauteilen bis zurück zur Wende ins 20. Jahrhundert und geht bis zu den Youngtimern“, sagt Toni Seiler, Chef des Ottendorfer Oldtimer-Vereins. Egal ob alte Motorräder oder Autos – auf dem Markt am Bergener Ring dürften die allermeisten Enthusiasten fündig werden.

Angefangen hatte es mit dem Teilemarkt um den Mauerfall herum. Damals hatten sich Gleichgesinnte aus der Region im Teichwiesenbad getroffen. Doch rasch stieg der Zuspruch, der Platz reichte nicht mehr aus. „Wir haben inzwischen nicht nur mehr Zuspruch aus Sachsen und Deutschland, vor allem auch Besucher aus Osteuropa und Österreich zählen inzwischen längst zu unseren Stammgästen“, erklärt Toni Seiler. Und die kommen längst nicht nur zum Gucken, Tauschen, Kaufen und Verkaufen, sondern auch um mit anderen Bastlern zu fachsimpeln. Bereits am Sonnabendnachmittag beginnt der Aufbau der Stände, ab Sonntagfrüh, mitten im Morgengrauen öffnet der Teilemarkt seine Pforten. „Viele reisen nicht erst am Sonntag an. Bereits in der Nacht wird schon einiges los sein“, so Toni Seiler.

Erstmals wird am Sonntag im bunten Treiben auch der Ottendorfer Gewerbeverein präsent sein. Nicht um Zubehör für betagte Fahrzeuge zu verkaufen, sondern um für die offenen Lehrstellen bei den Unternehmen in der Großgemeinde zu werben. „Bei unseren Mitgliedsunternehmen sind dieses Jahr wieder etwa 80 Lehrstellen zu besetzen“, erklärt Frank Bösemüller, Vorsitzender des Gewerbevereins. „Die Idee, den Gewerbeverein mit ins Boot zu holen, hatte sich aus dem guten Miteinander in den vergangenen Jahren entwickelt. Wir sind mit unserem Markt im Gewerbegebiet ja gewissermaßen ganz nah dran an der hiesigen Wirtschaft“, sagt Toni Seiler.

Die Zeiten, dass auf eine offene Lehrstelle gleich ein ganzer Stapel Bewerbungen eintrudelt, sind bekanntlich längst vorbei. „Heute sind die Firmen gefragt und müssen auf die Lehrstellen aufmerksam machen“, sagt Frank Bösemüller, der dabei etwa auf die längst traditionelle Aktion „Schau Rein!“ verweist, bei der die Unternehmen Kindern und Jugendlichen Einblicke gewähren. Der Teilemarkt sei nun eine weitere Gelegenheit für die verschiedenen Lehrstellen – Handwerks- und Industrieberufe wie klassische Bürojobs gleichermaßen – zu werben. „Da kommen auch viele junge Menschen von etwas weiter weg, nicht nur aus der Region um Radeberg. Um die wollen wir uns auch bemühen“, erklärt Gewerbevereinschef Frank Bösemüller.

Der liebevoll hergerichtete Adler Primus wird übrigens nicht auf dem Markt zum Verkauf angeboten. „Aber wir sind gespannt, was die Händler an kompletten Motorrädern und Autos anbringen“, sagt Toni Seiler. Im besten Fall findet ein Jugendlicher also seinen Traumlehrberuf – und obendrein noch eine schicke Schwalbe, um künftig damit zur Arbeit zu düsen.

Rost am Ring – Oldtimerteilemarkt, Bergener Ring, So. 8. März, ab etwa 6 Uhr bis 14 Uhr, Eintritt drei Euro, Frauen und Kinder haben kostenfreien Zugang.