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Alte Akten in neuen Regalen

Der Bau des Kreisarchives in Mittweida hat 2,4 Millionen Euro gekostet. Die meisten Dokumente stammen aus Döbeln.

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© Falk Bernhardt

Von Tina Soltysiak

Schwungvolle schwarze Schrift auf mittlerweile vergilbten Papierseiten gibt einen Einblick in die Rechtssprechung in der Region Döbeln und der Lommatzscher Pflege im Jahr 1594. Gabriele Brade blättert in der Akte. Diese ist eines der ältesten Dokumente, die fortan im neuen Kreisarchiv in Mittweida liegen. Das befindet sich im ehemaligen Kinosaal der damaligen SED-Bezirksparteischule und ist am Freitag von Landrat Matthias Damm (CDU) eingeweiht worden. Die Archivstandorte in Hainichen und Döbeln wurden aufgelöst, die historischen Bücher, Akten, Baupläne, Zeitungen und Bilder nach Mittweida gebracht.

Gabriele Brade sitzt im Lesesaal des neuen Kreisarchivs in Mittweida. Sie blättert in einer Abschrift zu einer Rechtssprechung aus dem Jahr 1594. Das Dokument lagerte bisher im Döbelner Archiv.
Gabriele Brade sitzt im Lesesaal des neuen Kreisarchivs in Mittweida. Sie blättert in einer Abschrift zu einer Rechtssprechung aus dem Jahr 1594. Das Dokument lagerte bisher im Döbelner Archiv. © Falk Bernhardt

„Notwendig wurde dies unter anderem, weil das Gebäude in Hainichen, aber auch die Archivierungs- und Arbeitsbedingungen in Döbeln nicht mehr den baulichen und fachlichen Standards entsprachen“, sagt Peter Schubert, Geschäftsbereichsleiter Verwaltung, Finanzen und Ordnung. Bei dem Umzug wurden mehr als 6 000 laufende Meter Archivgut umgelagert – zwei Drittel davon aus Döbeln. Ein Regalmeter entspricht einer Lagerfläche von einem Meter Breite. Zur besseren Vorstellung: Zwölf aneinandergereihte DIN-A4-Standardaktenordner mit einer Rückenbreite von acht Zentimetern passen genau in solch ein Regalfach.

Die Einrichtung des neuen Kreisarchivs sei laut Landrat Damm eine große bauliche Herausforderung gewesen: Der historische Charakter des Gebäudes musste gewahrt, die Ausstattung innen zugleich auf den modernsten Stand der Technik gebracht werden. Vor sieben Jahre begann der Umbau: Zunächst erfolgten unter anderem die energetische Sanierung und der behindertengerechte Umbau. Von Januar 2015 bis zum vergangenen Monat wurde der komplette Innenausbau zum Archiv realisiert. Besonders wichtig ist dabei die Klimaanlage. „Große Temperaturschwankungen sind nicht gut für die gelagerten Dokumente. Die Regeltemperatur liegt bei 18 Grad, die Luftfeuchtigkeit bei 50 Prozent. Ab 60 Prozent fangen die Schimmelsporen an zu wachsen“, erklärt Sigrid Schulz, Fachbereichsleiterin Archivwesen. Um die Kosten zu minimieren – insgesamt belaufen die sich auf immerhin 2,4 Millionen Euro – zogen auch vorhandene Rollregale aus dem Archiv Hainichen mit um.

Geöffnet hat das Archiv ab 2. Januar zu den gewohnten Öffnungszeiten des Landratsamtes. „Es ist immer besser, wenn die Leute vorher anrufen und uns ihr Anliegen schildern. Wir leisten zunächst eine Quellenrecherche“, sagt Sigrun Schulz. Zum eigentlichen Magazin haben lediglich die beiden Mitarbeiter Zutritt. Für Recherchen und Auswertungen der Dokumente steht ein abgetrennter, barrierefrei zugänglicher Leseraum im Erdgeschoss zur Verfügung.

Das Gros der archivierten Dokumente stammt aus dem 19. Jahrhundert. „Darunter sind die Meldekarteien aus DDR-Zeiten. Diese werden rege nachgefragt“, erzählt sie. Das Döbelner Archiv sei jährlich im Durchschnitt von 50 Personen genutzt worden. „Es gingen 90 Anfragen mit insgesamt etwa 500 Aktenaushebungen ein. Hinzu kam die interne Benutzungen mit etwa 250 Anfragen und 350 Aktenaushebungen“, sagt Sigrun Schulz. Die Anfragen bezogen sich überwiegend auf heimatgeschichtlichen Forschungen und Bauunterlagen, ergänzt sie.

Die Stadtarchive im Döbelner Rathaus, in Mittweida und Hainichen sind von dem Umzug nicht betroffen. Zudem seien keine Mitarbeiter entlassen worden.

Kontakt zum Archiv Tel. 03731 799-2253 oder -2251