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„Alt-Kanzler Schmidt ist mein Idol“

Ein Görlitzer steht jetzt an der Spitze des Kreisschülerrates und will für frischen Wind sorgen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Marvin Liebig

Görlitz/Landkreis. Seine erste Wahl gewann er denkbar knapp. „Bei der Stichwahl zum Kreisschülersprecher hatte ich eine Stimme Vorsprung“, erinnert sich Nico Schötz, der das Amt seit dem 9. Oktober bekleidet. Da wählten die 45 Schülersprecher aus dem Kreis Görlitz, die dem Kreisschülerrat (KSR) angehören, sechs Vorstandsmitglieder und ihren neuen Vorsitzenden. „Es gab noch fünf andere Bewerber für die Stelle, aber letztlich bekam ich die meisten Stimmen und wurde für ein Jahr gewählt“, erzählt Nico Schötz. „Das freut mich natürlich sehr.“

Der 17-jährige Görlitzer aus der Südstadt, der derzeit das berufliche Gymnasium des BSZ Christoph Lüders auf der Carl-von-Ossietzky-Straße besucht, will dem zuletzt etwas eingeschlafenen KSR wieder neues Leben einhauchen. Obwohl das ohne Unterstützung von Landesschülerrat (LSR) und sächsischer Bildungsagentur nicht geht, hat er schon konkrete Vorstellungen. „In erster Linie wollen wir die Schulen im Kreis deutlich besser untereinander vernetzen und alle in unsere Vorhaben einbeziehen“, erklärt er. „Zum Beispiel durch kreisweite und schulübergreifende Projekttage oder -wochen.“ Das sei auch bei der letzten Vorstandssitzung im BSZ häufig angesprochen worden.

Genau wie ein anderes Thema, das momentan eine sehr große Bedeutung hat. „Der Flüchtlingsstrom geht an niemandem von uns vorbei“, sagt Nico Schötz. „Deshalb setzen wir uns für eine bessere Integration von DaZ-Schülern ein.“ Das sind meist Flüchtlingskinder, die in Schulklassen Deutsch als Zweitsprache lernen. Laut dem ehemaligen Schulsprecher der Görlitzer Melanchthon-Oberschule, der Schötz auch war, wolle man versuchen, den Flüchtlingen die Region mit ihrer Kultur näher zu bringen. Und das in Zusammenarbeit mit heimischen Schülern und Schulen.

Nico Schötz weiß, dass sich der KSR viel vorgenommen hat. Doch er glaubt fest daran, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. „Ich denke, dass jeder Mensch in seiner Heimat etwas bewegen kann“, sagt er. „Auch wir als KSR können durch unser Handeln die Region verändern.“ In puncto Selbstbewusstsein steht das junge SPD-Mitglied seinem Idol, dem kürzlich verstorbenen Helmut Schmidt, also kaum nach.

Woher sein ausgeprägtes Interesse für Politik kommt, weiß Nico Schötz allerdings nicht genau. Wahrscheinlich war es Altkanzler Schmidt, der ihn auf den Weg brachte. Sein Tod vor gut zwei Wochen sei ein herber Schlag für ihn gewesen, erzählt der Kreisschülersprecher. Seine Verbundenheit zur SPD leide aber nicht darunter. „Ich bin für soziale Gerechtigkeit, Selbstbestimmung aller Bürger, die Energiewende und die Erweiterung der Rechte Homosexueller“, sagt Nico Schötz. „Dafür steht auch die Partei.“

Auch er selbst könne sich vorstellen, in Zukunft als Politiker zu arbeiten. Klappt das nicht sofort, würde er gerne Oberschullehrer für Deutsch und Geschichte werden. Zuvor will der 17-Jährige aber erst einmal in aller Ruhe die Schule beenden. Zurzeit ist er in der 12. Klasse, eineinhalb Schuljahre liegen noch vor ihm. In diesen wird er auch versuchen, den Kreisschülerrat weiter zu entwickeln und dessen Ziele in die Tat umzusetzen. Am 12. Dezember wird der voraussichtlich wieder im BSZ tagen. Dann sollen unter anderem eine Website und ein Newsletter geplant werden.

Dafür opfert Nico Schötz viel Freizeit. Trotzdem mache ihm die ehrenamtliche Arbeit Spaß und diene gewissermaßen als Ausgleich zum stressigen Schulalltag. „Ich bin nicht sehr sportlich, musikalisch und habe kein schauspielerisches Talent“, schmunzelt der Kreisschülersprecher. „Da bleibt eben fast nur die Politik als Hobby übrig.“