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Als Schlosser noch improvisieren mussten

Vor 30 Jahren hat Anton Mergl in Roßwein die erste private Bauschlosserei gegründet. Die Anfänge waren abenteuerlich.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Wer zu tiefster DDR-Zeit ein neues Gartentor benötigte oder gar einen Balkon anbauen wollte, der hatte häufig schlechte Karten. Denn so einfach konnten die Wünsche nicht erfüllt werden. Wer Glück hatte, konnte seinen Auftrag in Roßwein in der Außenstelle des Stahlbaus Lüttewitz, wo Mergl bis zu seiner Geschäftsgründung beschäftigt war, abgeben – und musste Geduld mitbringen. Dem Privatmann ging es da genauso wie der Stadtverwaltung damals oder Betrieben als Auftraggeber. Daher ließ sich Anton Mergl vor jetzt genau 30 Jahren dazu überreden, die erste private Bauschlosserei in Roßwein zu gründen. Gerade an Jahrestagen wie der Eröffnung im Januar hat André Burkhardt schon oft zurückgeblickt. Der 46-Jährige hat die Bauschlosserei Toni Mergl 2004 von seinem Schwiegervater übernommen. Seitdem führt er den Familienbetrieb weiter – anfänglich mit Unterstützung des Seniorchefs und jetzt mithilfe der Schwiegermutter, die noch stundenweise im Büro die Bücher führt.

Doch zurück zu den Anfängen. Die waren, wie Burkhardt erzählt, beschwerlich. Vor allem die Materialbeschaffung, von der alle früher Selbstständigen wohl ein Lied singen können. Denn Material gab es nie in ausreichendem Maße und häufig auch nicht das, was bestellt worden war. „Wenn statt Winkeleisen Flachstahl geliefert wurde, musste auch daraus etwas gemacht werden“, so der 46-Jährige.

Mit der Wende waren die Materialsorgen vergessen. Zu den privaten Aufträgen kamen die von Firmen hinzu, die nun frei vergeben werden konnten. Um sich über die Marktwirtschaft zu informieren, nutzte Anton Mergl die im Entstehen begriffene Städtepartnerschaft mit Freiberg am Neckar. Mit Handwerkern dort tauschte er sich aus. Und er konnte seinen Fuhrpark mit einem gebrauchten Transporter aufrüsten. Eine Schweißmaschine war sein nächstes „Mitbringsel“. Denn auch die Ausstattung mit Werkzeugen und Technik war zu DDR-Zeiten nicht gerade üppig gewesen.

1991 konnte Mergl seinen ersten Gesellen einstellen, 1995 zog das Unternehmen von der Mühlstraße auf die Straße Auf dem Werder 31 um. 1996 kam André Burkhardt, der in der Landwirtschaft gelernt hat, als Seiteneinsteiger in den Betrieb dazu. Nach seinem Meisterabschluss im Jahr 2000 übernahm er am 1. September 2004 den Betrieb.

„Wir arbeiten immer noch für den kleinen Mann, also für Privatkunden, aber auch für Industriebetriebe“, sagt der Chef der Bauschlosserei. Die Wohnungsgenossenschaften in der Region würden bei Renovierungen viele Schlosserarbeiten in der Merglschen Werkstatt erledigen lassen. Seit einiger Zeit gehört auch eine Wohnungsverwaltung in Chemnitz zum Kundenstamm. „Wir schmieden nicht selbst, ansonsten erledigen wir alles im Metallbaubereich“, so Burkhardt. Auch ein Schlüsseldienst gehört inzwischen zum Angebot – und verschiedene Dienstleistungen in Sachen Hochwasserschutz.

Vor allem 2002 war der Betrieb selbst vom Jahrhunderthochwasser betroffen. Trotzdem war das für die Handwerker kein Grund, ins Gewerbegebiet zu ziehen. „Wir haben noch viel Laufkundschaft, die mal ein Schloss kauft oder sich Schlüssel anfertigen lässt“, erklärt der Handwerksmeister. Zum Team gehören außer ihm zwei Mitarbeiter und eine Halbtagskraft im Büro. Ausbilden würde André Burkhardt nur, wenn der Richtige sich für den Beruf Metallbauer interessieren würde. Der hat aber bislang noch nicht ans Werkstatttor geklopft. Trotzdem bekommen junge Leute Einblicke ins Handwerk. Jeden Montag gehört ein Platz in der Werkstatt einem Förderschüler. Auch Praktikanten ermöglicht der Betrieb, in der Praxis zu arbeiten.