Von Wolfgang Theurich und Ralph Schermann
Für den innerstädtischen Verkehr nicht nur in Deutschland stellte der Görlitzer Waggonbau auch Straßenbahnfahrzeuge her. Die Wumag, wie der Betrieb damals hieß, lieferte 1925 die fünf ersten solchen Wagen nach Den Haag aus. Noch im gleichen Jahr bekamen die Straßenbahnbetriebe von Berlin, Dresden, Hamburg und Beuthen ihre „Elektrischen“ aus Görlitz, und weitere Aufträge wurden noch 1925 für Leipzig sowie für die Kirnitzschtalbahn Bad Schandau begonnen. Auch Görlitz selbst profitierte von der Wumag und bestellte Straßenbahnen, von denen erste Probefahrten auf der heimischen Meterspur 1925 nachgewiesen sind. Offiziell im Liniendienst wurden die ersten drei solchen Fahrzeuge 1926 eingesetzt, und bald schon sollten weitere aus dem Betrieb zwischen Brunnen- und Hilgerstraße folgen. Damals kam damit ein hochmoderner neuer Wagentyp auf die Bahngleise, und diese robusten, teils mehrmals überarbeiteten Zweiachser blieben lange in Erinnerung der Görlitzer, sind es sogar bis heute.
Denn erst 1979 schied das letzte dieser Fahrzeuge aus dem Liniendienst aus, und die 1928 gebaute Nummer 23 rollt heute noch als Traditionswagen für Sonderfahrten. Weniger bekannt wurde, dass es auch Nummer 24 zu einem Traditionsfahrzeug schaffte, nämlich nach ihrem Verkauf an die Cottbuser Straßenbahn. Sonst aber überdauerten einige der Wumag-Wagen noch als Arbeits-, Hilfs-, Gleisbau- oder Salzstreuwagen in der damals markanten dunkelgrünen Lackierung, bis schließlich außer den Traditionsfahrzeugen die weiteren 14 zwischen 1925 und 1928 für Görlitz bei der Wumag hergestellten Bahnen verschrottet wurden. Bei der Wumag selbst endete die Periode der Straßenbahnherstellung 1934. Bis dahin hatten insgesamt 206 Motor- und Beiwagen die Neißestadt ins In- und Ausland verlassen, darunter auch ein zum Patent angemeldeter vierachsiger dreiteiliger Gelenkzug für Dresden. Auch der legendäre „Kleine Hecht“ wurde in Görlitz entwickelt, nach dem Prototyp die Serienfertigung aber zum Waggonbau Niesky abgegeben.