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Als Kind gern mit Gott geschwatzt

Mariae Laetitia Klut legte jetzt im Kloster St. Marienstern ihre Gelübde ab. Sie ist aus Großenhain.

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© Rafael Ledschbor

Von Rafael Ledschbor

Großenhain. Ich wollte es ja nicht. Der Chef wollte es“, sagt Schwester Mariae Laetitia Klut, die jetzt im Kloster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau ihre „Feierlichen Gelübde“ abgelegt hat. Die lebenslustige 29-Jährige meint damit, dass Gott sie ins klösterliche Leben gerufen hat. „Mich hat es gezogen oder auch geführt.“ Zur Feier kam sogar aus Rom der Generalabt des Zisterzienserordens, Mauro-Giuseppe Lepori.

Das Kloster im sorbischen Panschwitz-Kuckau lernte die heutige Nonne bereits während der 1. Sächsischen Landesausstellung 1998 kennen. Da war sie gerade mal zehn Jahre alt. „Viermal war ich da. Ich habe mir damals alles ganz genau angeschaut.“ Im Jahr zuvor – nach dem Tod von Mutter Teresa – fing sie an, alles aus dem Tag des Herrn auszuschneiden, was über Ordensfrauen geschrieben wurde. „Ich habe mich als Nonne verkleidet“, erinnert sie sich. Außerdem ministrierte sie gerne in Gottesdiensten. „Liturgie hat mich schon immer fasziniert.“

Schwester Laetitia, mit Taufnamen Margarethe Barbara, wuchs als älteste von vier Geschwistern in Großenhain auf. „Wir Kinder hatten anfangs zusammen ein Zimmer. Daher hatte ich immer wieder den Wunsch, auch mal allein zu sein. Ich suchte nach Ruhe und habe dabei schon als Kind gern mit Gott geschwatzt. Auch heute bin ich immer noch gern allein, obwohl ich eigentlich ein Partytyp bin.“

Nach dem Abitur studierte sie in Erfurt und Rom katholische Theologie. „Schon seit der siebenten Klasse wollte ich Theologie studieren, ohne überhaupt genau zu wissen, was das ist.“ Ähnlich wie mit dem Studienwunsch war es auch mit der Sehnsucht nach dem Ordensleben: „Vieles spielte zusammen, was mich in dieses Kloster geführt hat. Ich kann hier mehr wachsen, weil ich mit meinen Schwächen und Fehlern krass konfrontiert werde. Hier kann ich an mir arbeiten, um mehr zu dem zu kommen, was Gott in mich hineingelegt hat.“ Dabei verweist sie auf den Spruch auf ihrem Professbild: „Euch aber muss es zuerst um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit gehen, dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Mt 6,33).

Wenige Wochen vor ihrer ewigen Profess erlebte Schwester Laetitia, dass die bisherige Äbtissin Philippa Kraft und eine weitere Ordensschwester das Klosterleben aufgegeben haben. „Komischerweise ist mein eigener Entschluss, mich für immer an dieses Kloster zu binden, dadurch nicht ins Wanken gekommen. Sicher habe ich mich noch einmal geprüft. Aber ich wusste ja schon vorher, dass das Leben hier keine Idylle ist. Eingetreten bin ich nicht wegen konkreter Personen, obwohl sie mir auf meinem Weg sehr geholfen haben.“ Große Glaubenszweifel hatte sie noch nicht. Mitunter frage sie sich: „Was ist, wenn es dich, Gott, nicht gibt? Und dann stelle ich fest: Ach ja, ich rede ja gerade mit dir. Die Grundgewissheit, dass es Gott gibt, dass er mich liebt, ist ganz einfach da.“

Am Fest der Geburt Johannes‘ des Täufers, zog Schwester Laetitia begleitet von ihren Mitschwestern noch im weißen Schleier in die Klosterkirche zum feierlichen Gottesdienst ein, den Generalabt Lepori mit zwölf Priestern feierte. In seiner Predigt verwies er darauf, dass Johannes der Täufer „als Vorbild par excellence“ für das christliche und das klösterliche Leben gilt. „Johannes zog niemanden und nichts an sich, Johannes verwies auf einen andern, auf Christus“, sagte er.

Nach der Predigt legte sich die Schwester im Altarraum auf den Boden und zeigte damit, dass sie sich ganz Gott anvertraut. Dabei beteten die Anwesenden für sie. Daraufhin legte sie ihre Hände in die Hände von Schwester Gabriela Hesse, die derzeit das Kloster leitet, und versprach Gehorsam auf Lebenszeit. Schwester Laetitia las ihre Professurkunde laut vor und unterschrieb diese. Von jeder Mitschwester erbat sie den Segen. Der Generalabt sprach über sie das lange Weihegebet.

Danach legte ihr Schwester Gabriela die Kukulle über, das weiße bodenlange Übergewand, mit den Worten: „Der Herr ziehe dir den neuen Menschen an.“ Anstatt des weißen bekam sie nun den schwarzen Schleier als Zeichen, dass sie zu Christus gehört. Schwester Gabriela legte ihr den Myrtenkranz auf das Haupt. Schließlich übergab sie ihr das Kreuz, „in dessen Kraft sich für die Braut Christi alles überwinden lässt“, und die Kerze, mit der sie „als kluge Jungfrau mit dem brennenden Licht dem Herrn entgegengehen gehen möge“.

Ihren Humor bewies Schwester Laetitia auch an diesem ihrem „Hochzeitstag“: Unübersehbar waren, als sie im Altarraum lag, ihre schwarz-weißen Ringelsocken. „Ehrlich gesagt, ich hatte keine anderen. So musste ich mich zwischen rot-weiß und schwarz-weiß entscheiden. Die sind mir lieb, weil ich sie von meiner Mutter vor meinem Klostereintritt geschenkt bekommen habe.“ Ihrer Mutter ist die Nonne sehr dankbar. Sie hat sie immer unterstützt, auch auf dem Weg ins Kloster. „Meinen Geschwistern bin ich ebenfalls sehr dankbar, denn sie begleiten mich stets kritisch.“

Ein Mönch machte Schwester Laetitia in Bezug auf den Tag ihrer Feierlichen Profess deutlich: „Gott hat sich für Sie entschieden. Sie haben sich entschieden. Und die Gemeinschaft hat sich entschieden. Und das wird an diesem Tag gefeiert.“

Nach dem Gottesdienst sagte Schwester Laetitia: „Ich habe jedes Wort in der feierlichen Liturgie bewusst wahrgenommen und mir gesagt: ,Ja, das will ich wirklich! Es war kein: Ja – Aber.“ Und sie fügt mit einem Lächeln hinzu: „Warum man sich für das klösterliche Leben entscheidet, kann man nicht erklären. Es ist schon verrückt. Aber ich will es wagen.“