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Wo die Elstraer einst einkehrten

Eine neue Ausstellung erinnert an frühere Gasthäuser von Elstra. Allein in der Stadt gab es 15 Wirtschaften. Heute nur noch eine.

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© Matthias Schumann

Von Manuela Reuß

Einkehren war früher in Elstra kein Problem. Nahezu an jeder Ecke fand man ein Gasthaus. Ganz anders als heutzutage. Da gebe es nur noch den Treffpunkt gegenüber der Kirche, erzählen die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins. In einer kleinen Ausstellung lassen die Elstraer die ehemaligen Wirtschaften noch einmal aufleben. Mit historischen Fotos, alten Zeitungsannoncen, Ball-Ankündigungen und vielen anderen Reminiszenzen.

Zur Kirmes im vorigen Jahr präsentierte der Verein eine erste Ausstellung mit früheren Stadtansichten. Das kam an. „Die Leute waren so begeistert, dass viele gesagt haben: Macht bitte weiter“, erzählt Ingrid Simmang.

Kneipenlandschaft hatte einiges zu bieten

Deshalb nahmen sich die Elstraer jetzt die frühere Kneipenlandschaft vor. Denn die gibt einiges her. „Allein das kleine Kriepitz besaß früher drei Gaststätten“, weiß der Vereinsvorsitzende Dr. Gunter Kretzschmar zu berichten. Allerdings müsse man wissen, dass Gaststätten früher eine andere Bedeutung besaßen als heute. Das Schützenhaus beispielsweise war der Treff der privilegierten Schützengesellschaft. Die Bahnhofsgaststätte sei Reisenden vorbehalten gewesen. Und weil der Gemeinderat im Wohnzimmer des Bürgermeisters tagte, kam der auf die glorreiche Idee das Schankrecht zu beantragen. Dies sei quasi der Ursprung des Gasthofes Schierack gewesen. „Viele Gasthäuser hatten meist nur das Recht auszuschenken. Wer kein Backrecht hatte, der konnte nichts zu essen anbieten.“ Und bei Schnaps-Sembdner gab es eben nur Spirituosen.

Über etliche Wochen trugen die Vereinsmitglieder die Exponate für die neue Ausstellung zusammen. Auch Dietrich Rauchfuß durchforstete seinen Fundus.

Der Elstraer, dessen Großvater seinerzeit Bürgermeister der Stadt war, interessiert sich seit vielen Jahren für Geschichte. „Wahrscheinlich bin ich da erblich belastet“, sagt er augenzwinkernd. Denn auch der Opa habe diesem Hobby gefrönt.

Es wurde gern und viel gefeiert

Bei ihrer Recherche stießen die Vereinsmitglieder auf interessante und auch witzige Dinge. Beispielsweise zeigt die neue Ausstellung auch, dass früher gern und viel gefeiert wurde. Es gab vor allem viele Bälle. Vom Schnitter-Ball über den Kavaliers-Ball bis hin zum Lumpen-Ball. Und auch interessante Kneipen-Spitznamen kamen ans Tageslicht. Zum Beispiel gab es mal einen Gasthof zur Fünfe, den Blauen Strumpf oder die Käseschänke. In letzterer soll es äußerst schmackhafte Käsebrote gegeben haben, daher bekam das Lokal von den Gästen den volkstümlichen Namen, erzählt Gunter Kretzschmar.

Übrigens: Auch an Vereinen mangelte es in Elstra früher nicht. Darunter finden sich so interessante Zusammenschlüsse wie der Pfeifenraucherclub oder der Junggesellenverein Greif zu. Die trafen sich natürlich auch in diversen Lokalitäten.

Ausstellung ab 4. Dezember

Zu sehen ist die Ausstellung ab dem 4. Dezember im Elstraer Rathaus. Gunter Kretzschmar wird zur Eröffnung, 18 Uhr, im Ratssaal einen kurzen Einblick in das Thema geben. Danach können die Gäste sich in der Ausstellung umsehen. Auf den verschiedenen Tafeln finden sie nicht nur die alten Ansichten der ehemaligen Wirtschaften, sondern auch Fotos, wie die Gebäude inzwischen aussehen. Petra Schulze ging dafür auf Fototour. Anschließend sind alle Gäste zu Glühwein und Knabbereien im und vor dem Rathaus eingeladen.

Die Ausstellung ist ab 4. Dezember während der Öffnungszeiten des Elstraer Rathauses zu sehen. Außerdem wird sie auch zum Elstraer Adventsnachmittag am 14. Dezember von 14 bis 18 Uhr geöffnet sein