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Als die Ulanen in Riesa einritten

Vor 150 Jahren bezogen Kavalleristen in Riesaer Privathäusern Quartier. Die Begeisterung darüber hielt aber nicht lange an.

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© Repro: Zeichnung aus dem Verlag A. Bergmann, Leipz

Von Dr. Manfred Schollmeyer

Riesa. Die Gründung des „1. Königlich Sächsischen Ulanen-Regiment Nr. 17“ ging auf den Beitritt Sachsens zum Norddeutschen Bund 1866 zurück und führte zur Neuorganisation des sächsischen Militärs. Im März 1867 wurde in Riesa und Oschatz die Entscheidung des sächsischen Kriegsministeriums bekannt, dass in beiden Städten Garnisonen für ein neu aufzustellendes Regiment geschaffen werden. Die Nachricht von der Stationierung wurde in Riesa von Bürgermeister Christian Gottfried Steger und dem Stadtrat sehr begrüßt und überschwänglich gefeiert. Ein Vertreter der Kirche sah sogar „die Streiter der Kirche mit den Streitern im Felde“ auf einer Stufe – ein außergewöhnlicher Blickwinkel.

Farbenfroh: Eine Postkarte aus dem Verlag Emil Richter Oschatz zeigt Angehörige des Ulanenregiments – etwa um 1900.
Farbenfroh: Eine Postkarte aus dem Verlag Emil Richter Oschatz zeigt Angehörige des Ulanenregiments – etwa um 1900. © Sammlung Dr. Schollmeyer, Oschatz

Die Einquartierung der geplanten Schwadronen mit etwa 250 Offizieren, Mannschaften und Pferden erfolgte vorzugsweise in Privatquartieren und war für die begeisterten Riesaer Haus- und Gutsbesitzer eine willkommene Einnahmequelle, versprach man sich doch von der Stationierung des Militärs einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Streit ums Geld

Wie war aber die Bildung des Regiments im Einzelnen erfolgt? Anschließend an die Tradition der einstigen sächsisch-polnischen Ulanen entstand ein Ulanen-Regiment aus der 1. und 4. Schwadron des „Garde-Reiter-Regiments“ und aus der 1. und 3. Schwadron des 1. Reiter-Regiments „Kronprinz“. Am 1. April 1867, dem Gründungstag des Regiments, wurden die vier Schwadronen als „1. Königlich Sächsisches Ulanen-Regiment Nr. 17“ aufgestellt und erhielten die folgenden Stadtorte zugewiesen. Der Stab und die 1. Schwadron wurden in Oschatz stationiert, die 2. und 3. Schwadron in Roßwein und die 4. Schwadron in Wilsdruff. Wenige Wochen später, am 1. Juni 1867, wurden die beiden Roßweiner Schwadronen nach Riesa und die Wilsdruffer Schwadron nach Oschatz verlegt.

So befand sich das „1. Königlich Sächsische Ulanen-Regiment Nr. 17“ mit dem Stab der 1. und 4. Schwadron in Oschatz und mit der 2. und 3. Schwadron in Riesa. Die Eingliederung der beiden Schwadronen in Riesa führte in Folge der Einquartierung, der Bereitstellung von Land und Räumlichkeiten sowie der Finanzierung zu anhaltenden Querelen innerhalb der städtischen Gremien. Aber auch zwischen den Quartiergebern und der Stadt Riesa und zwischen der Stadt und dem sächsischen Kriegsministerium wurde um das liebe Geld gestritten. Besonders hoch schlugen die Wellen um den Bau und die Finanzierung der Reithalle an der Pausitzer Straße.

Oschatz schlägt Riesa

All das stieß natürlich im Dresdner Kriegsministerium auf Unverständnis und führte im April 1870 zur Ankündigung über eine Verlegung der beiden Riesaer Schwadronen nach Oschatz. Der Regimentskommandeur Bernhard von Miltitz handelte und kündigte die Verträge mit der Stadt zum 31. März 1871, was energische, aber erfolglose Gesuche und Petitionen des Stadtrates und der privaten Quartiergeber an das Dresdner Kriegsministerium zur Folge hatte.

Die Auseinandersetzungen zwischen den handelnden Parteien fanden mit der Mobilmachung des Regiments für den Deutsch-Französischen Krieg am 16. Juli 1870 ein schnelles Ende. Am 28. Juli 1870 trafen die Riesaer und Oschatzer Schwadronen sowie der Stab in Döbeln ein und wurden am 29. Juli mit der Bahn nach Mossbach am Rhein und weiter an die deutsch-französische Front verlegt. Nach Ende des einjährigen Krieges trat das Regiment im Juni 1871 den Rückmarsch nach Deutschland an. Die Schwadronen aus Riesa und Oschatzer rückten gemeinsam am 13. Juli 1871 in Oschatz ein, wurden von der Bevölkerung sehr herzlich begrüßt und in der neuen Oschatzer Kaserne am Dresdner Berg sowie in Privatquartieren untergebracht. Die Stadt Riesa blieb fortan bis 1881 ohne Garnison.

Das Buch „Erinnerungen an das 1. Königlich Sächsische Ulanen-Regiment Nr.17“ beschreibt auf 592 Seiten, mit 530 Bildern und einer CD die Geschichte des Regiments und ist im Riesaer Stadtmuseum zum Preis von 29,50 Euro erhältlich.