Merken

Als aus Trabi Opel wurde

Seit 20 Jahren werden im Autohaus Geißler in Hagenwerder Autos verkauft. Dessen Geschichte reicht aber viel weiter zurück und begann einst in Leuba.

Teilen
Folgen
© Jens Trenkler

Von Daniela Pfeiffer

Ein Schmuckstück. Der absolute Hingucker. Und doch hat dieser Opel schon 82 Jahre auf dem Buckel. Es soll was fürs Auge sein, hier im Autohaus Geißler in Hagenwerder. Das ist erst ganze 20 Jahre jung. Oder auch schon wieder 20 Jahre alt, das liegt im Auge des Betrachters.

Für Detlef und Kerstin Richter ist es eine Mischung. Sie führen das Unternehmen, dessen Geschichte sage und schreibe bis 1925 zurückreicht. Damals legte Schmiedemeister Reinhard Geißler im Ostritzer Ortsteil Leuba den Grundstein für das heutige Autohaus, als er in Oberleuba ein Grundstück kaufte. Hier reparierte später Sohn Oswald Geißler in seiner Werkstatt Fahrzeuge aller Typen. Auch eine Tankstelle gab es. Im angrenzenden Laden wurden schon damals Fahrräder von Opel und Ersatzteile verkauft. Nach dem Krieg eröffnete Oswald Geißler seine Werkstatt neu und führte sie bis 1970.

Dann übernahm Sohn Hans Geißler – der Vater von Kerstin Richter – das Geschäft. Erst als freie, dann als Trabant-Vertragswerkstatt. „Daran können sich viele Kunden noch erinnern, vor allem an die Tankstelle“, erzählt Thomas Hain, der heute Serviceleiter im Autohaus ist. Bis 1992 existierte die, als Minol-Vertragsstelle.

Nach der Wende kam der Ansturm auf West-Autos. Die Familie kaufte erste Opel-Modelle im Westen, um sie hier anbieten zu können. Mit großer Nachfrage. 1990 schloss sich der Kreis: Man wurde wieder Opel-Vertragshändler. All das immer noch in Leuba, aber inzwischen hatte Schwiegersohn Detlef Richter die Geschäfte übernommen. „Wir stießen damals schnell an unsere Grenzen, es gab Arbeit ohne Ende, aber auch Platzprobleme“, erinnert er sich.

Da viele Kunden aus Görlitz kamen, fiel die Entscheidung, näher an die Stadt zu rücken. In den alten Kartoffelhallen von Hagenwerder entstand das neue Autohaus. 10 000 Quadratmeter groß ist das Areal. „Zur Eröffnung 1996 hatten wir 5 000 Leute im Hof“, so Richter. So erfolgreich ging es auch in den folgenden Jahren weiter. Dann hatte sich der Markt reguliert, sagt der Geschäftsführer. Seitdem ging es durch Höhen und Tiefen. Die Jahre der Finanzkrise waren schwierige, 2007 und 2008. Danach kam die Abwrackprämie und es ging bergauf. An den Boom der Anfangsjahre kam man nicht mehr heran – das dürfte den wenigsten Autohäusern der Region gelungen sein. So sind heute 16 statt damals 20 Mitarbeiter hier am Ortseingang von Hagenwerder beschäftigt.

Seit zwei, drei Jahren habe sich alles auf einem „vernünftigen Niveau“ eingependelt. Auch die Nächte sind wieder ruhiger geworden nach Jahren der Sorge, ob am nächsten Tag noch alle Autos da und alles ganz sei und nicht schon wieder eingebrochen wurde. Da haben Richters schlimme Zeiten durch. „Seit wir 2010 das Gelände komplett umzäunt und Wachschutz haben, hat sich die Situation extrem verbessert“, sagt Detlef Richter. „Allerdings betreiben wir auch einen extremen Aufwand mit der Zuschließerei.“ Zudem seien die Autos auch nicht mehr so leicht zu knacken. Überhaupt habe sich Opel in den vergangenen Jahren gemausert. Das sagt Richter nicht nur, weil er diese Marke verkauft, sondern weil viele Kunden es ihm bestätigen, manche sogar nach Jahren zu Opel zurückwechseln, weil sie die Autos jetzt so gut finden. „Es gibt heute richtig tolle Autos, egal in welcher Klasse“, sagt Richter. Doch er weiß auch: Die Kunden werden anspruchsvoller, kommen dank Internet oft schon super informiert ins Autohaus.

Am vergangenen Sonnabend hat das Autohaus nun auf die 20 Jahre am Standort Hagenwerder angestoßen. Der alte Opel von 1934 ist dabei natürlich von vielen Besuchern bewundert worden.