Merken

Auf dem Zuckerhut

Rio de Janeiro hat ganz sicher viel zu bieten und doch zwei Attraktionen, die alles andere ausstechen: Cristo Redentor und Pao de Acucar.

Teilen
Folgen
NEU!
© Tino Meyer

Tino Meyer

Rio de Janeiro. Jetzt geht es richtig los, also nicht nur mit dem Medaillensammeln für die Deutschen. Jeden Tag ein anderer Höhepunkt. Montagabend schon Biedermann - eine echte Erscheinung, auch wenn er keine Medaille gewonnen hat. Dazu Schwimm-Ikone Phelps und Russen-Doperin Jefimova. Dienstag die Goldreiter und abends nochmal Schwimmen mit großen Gefühlen und vielen Tränen. Wenn Männer weinen… Am Mittwoch erst der Ruder-Doppelvierer mit halber Besatzung aus Dresden, zeitgleich Zeitfahren mit Martin und abends vielleicht doch die erste Schwimmmedaille für Koch. Am Donnerstag die Handballer gegen Gastgeber Brasilien sowie die Bahnsprinter, Freitag Kugelstoßen mit Schwanitz, Samstag dann Harting im Diskusring und so weiter und so weiter.

Der Zeitplan ist so prall gefüllt, dass ich mich schon vorher auf lediglich zwei Musst-du-unbedingt-sehen-Dinge festgelegt habe: Cristo Redentor und Pao de Acucar. Entgegen so mancher naheliegender Vermutung ist das nicht ein und dasselbe. Die berühmte Christusstatue steht im Westen Rios auf dem Berg Corcovado, der nicht minder bekannte Zuckerhut dagegen liegt direkt am Atlantik neben der legendären Copacabana, die ich sozusagen nebenbei mitnehme. Das Beachvolleyballturnier findet ja am Strand der Strände statt.

Keine Frage, Rio hat deutlich mehr zu bieten, der Tag allerdings auch hier nur die 24 Stunden, mit denen ich schon in Deutschland schwer zurande komme. Und mit den Museen ist das so eine Sache… Die sind sicher viel zu sehr klimatisiert.

Also los, zwischen Beachvolleyball und Radrennen gleich am ersten Wettkampftag hoch auf den Zuckerhut., eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Wartezeiten sollen bis zu drei Stunden betragen, doch was hat, kann einem nun mal keiner mehr nehmen. Schnell ins Taxi, zwölf Minuten für 22 Reais - die sich bezahlt machen. Die angekündigte Menschenschlange gibt es nicht, dafür überragende Aussicht aus 395 Meter Höhe. Kann man auch hoch klettern, entscheide mich allerdings trotz weiteren 76 Reais für die zweistufige Seilbahn - natürlich aus Zeitgründen.

Zuerst macht die halt auf dem Morro da Urca, der neben einer Freilichtbühne auch einen Hubschrauberlandeplatz besitzt. Wer sich hier oben wohl herunterlässt? Dann geht´s in der Gondel aus Glas und Stahl weiter auf den Zuckerhut, diesen markanten Granitfelsen, bei dem das Aussehen den Namen macht. Wie ein Zuckerhut eben. Von gegenüber grüßt Cristo Redentor, östlich erstreckt sich die Copacabana und auch die Baia de Guanabara ist zu sehen. Dort wird olympisch gesegelt. Jene Bucht also, die durch Umweltsünden im Vorfeld der Spiele in die Schlagzeilen gekommen ist. Von hier oben riecht man nichts, dafür sieht´s atemberaubend schön aus. Einfach entzückend!

Der Abstecher hat sich definitiv gelohnt, wenngleich es frühmorgens oder beim Sonnenuntergang noch schöner sein soll. Sagen die Einheimischen. Doch irgendwann muss man ja auch noch arbeiten (und hin und wieder auch mal schlafen). Die Wettkämpfe sind schließlich nur das eine, schöne, spannende in Rio. Danach folgt das Texteschreiben, wobei so ein Online-Tagebuch einen unschätzbaren Vorteil hat. Es kennt keinen Redaktionsschluss.

›› Tino Meyers Olympia-Tagebuch aus Rio