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Alles von Adenauer

Der Freitaler Peter Mätzold hat eine Leidenschaft für den ehemaligen Bundeskanzler. Er würde sie gern ausstellen.

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© Andreas Weihs

Von Andrea Schawe

Freital. Sammler haben immer einen Knall, sagt Peter Mätzold. Er muss es wissen, er ist Sammler. In der Garage seines Hauses in Freital-Döhlen hängen unzählige Rahmen an der Wand: mit fein säuberlich aufgeklebten Münzen und Medaillen, Briefen, Telefonkarten, mehreren unveröffentlichten Schwarz-Weiß-Fotos. Auf allen ist das kantige Gesicht von Konrad Adenauer, dem ersten Kanzler der Bundesrepublik, zu sehen – oder seine Unterschrift. Wie auf der 10-Pfennig-Banknote von 1918 oder dem 100-Milliarden-Mark-Schein aus den 1920er Jahren. Zu der Zeit war Konrad Adenauer Oberbürgermeister von Köln, erzählt Peter Mätzold.

Die Schätze der Sammlung: Der Matchbox-Mercedes mit John F. Kennedy und dem ersten Bundeskanzler ist kaum größer als das Zwei-Mark-Stück. Auch ein Porzellanteller mit dem Profil von Adenauer und Zigarren mit dem Gesicht des CDU-Politikers gibt es.
Die Schätze der Sammlung: Der Matchbox-Mercedes mit John F. Kennedy und dem ersten Bundeskanzler ist kaum größer als das Zwei-Mark-Stück. Auch ein Porzellanteller mit dem Profil von Adenauer und Zigarren mit dem Gesicht des CDU-Politikers gibt es. © Karl-Ludwig Oberthuer
Auch Zigarren mit dem Gesicht des CDU-Politikers gibt es.
Auch Zigarren mit dem Gesicht des CDU-Politikers gibt es. © Karl-Ludwig Oberthuer
Auch ein Porzellanteller mit dem Profil von Adenauer gehört dazu.
Auch ein Porzellanteller mit dem Profil von Adenauer gehört dazu. © Karl-Ludwig Oberthuer

Angefangen hat alles vor 16 Jahren – da kaufte er in Düsseldorf seine erste Adenauer-Münze. „Eigentlich bloß aus Jux“, sagt er. Doch dabei bleibt es nicht. Der CDU-Politiker Adenauer fasziniere ihn. Nicht unbedingt wegen seiner Politik, eher wegen seines Charakters.

„Diese Entschlossenheit und Durchsetzungskraft“, sagt er. „Das mag ich.“ Diese Eigenschaften seien ihm ähnlich. Er bewundere Adenauer auch für sein langes politisches Leben und die Karriere, „schließlich wurde er Kanzler, als er so alt war wie ich heute“, sagt der 73-Jährige. Im Januar wäre Adenauer 140 Jahre alt geworden. „Er ist ein Stück Geschichte. Irgendeiner muss das doch aufheben.“

Gesammelt hat der gebürtige Erzgebirgler schon immer, Ofenkacheln zum Beispiel, und Zinnfiguren. Die stehen noch heute in dem Zimmer neben der Garage, „meine heiligen Hallen, das Zentrum der Macht“, wie Mätzold es scherzhaft nennt. Die Figuren mussten aber für Adenauer Platz machen. Peter Mätzold hat fast alles, was es von, mit und über Konrad Adenauer gibt. „Wo er drauf ist, das muss ich haben“, sagt er. „Dass es so schlimm wird, hätte ich auch nicht gedacht.“ An der Wand hängen Fotos vom Adenauer-Museum in Bad Godesberg.

Das Regal beherbergt 140 Bücher über den Politiker und alte Super-8-Filme, auf dem Boden lehnen Porträts. Ein Matchbox-Mercedes mit Adenauer und dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy im Miniaturformat steht auf der Kommode. Um alte Schallplatten zu hören, auf denen Adenauer aus seinem Leben erzählt, hat er sich extra einen Plattenspieler gekauft. Sogar Telefonkarten mit dem Bild von Adenauer gibt es. Darauf steht: Die einen kennen mich, die anderen können mich – eines der markigen Zitate Adenauers. „Da stimme ich zu“, sagt Mätzold.

Weit über 300 Münzen und Medaillen nennt er sein Eigen, darunter auch Sondereditionen wie die zum 100. Geburtstag des Altkanzlers. Etliche Briefmarken mit dem Gesicht Adenauers hat er, die meisten aus dem Ausland, aus Südafrika oder Frankreich. „Adenauer wurde viel mehr verehrt im Ausland.“ In Deutschland sei er unbeliebt gewesen und auch beschimpft worden. Es gebe unzählige Karikaturen, die sich über sein markantes Profil lustig machen. „Ein paar habe ich natürlich“, sagt Mätzold grinsend.

„Zur Freude der Frau“ habe er seine Sammlung an die Wand gehangen. „Das ist mehr als ironisch.“ Seine Frau schüttelt den Kopf. „Ich ärgere mich heute noch über ihn“, sagt sie. Immer wenn die Post kommt, horcht sie auf. Und das ist eigentlich jeden zweiten Tag der Fall. Jeden Tag sucht der Freitaler im Internet nach neuen Sammlerstücken. „Ich habe ja Zeit, ich gehe nicht in die Kneipe, ich rauche nicht.“ Früher leitete Peter Mätzold in Düsseldorf ein erfolgreiches Dachdeckerunternehmen. Vor zehn Jahren, zur Rente, zog er zurück nach Sachsen.

Im Netz tauchen immer wieder neue Dinge auf, auch Kuriositäten. Wenn andere Sammler sterben, werde das meiste verramscht. „Adenauer war auch ein Erfinder“, erzählt er. Der Mann habe um 1920 den beleuchteten Stopfpilz erfunden, ein Gerät, das man zum Sockenstopfen verwendet. Es liegt sicher eingepackt in einem kleinen Karton in Mätzolds Regal. Ganz oben auf Mätzolds Wunschliste steht eine große Büste von Adenauer aus Holz. „Die hätte ich gern“, sagt er. „Sie kostet aber zu viel.“ Sein größtes Ziel ist aber ein anderes. „Ich will eine Ausstellung machen.“ Er würde seine komplette Sammlung kostenfrei der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. „Das soll ja nicht vergammeln im Kämmerlein“, sagt er.

„Da würde ich dann hingehen, um sie mir anzusehen.“ Bisher habe er schon bei der CDU und der Konrad-Adenauer-Stiftung angefragt – ohne Erfolg. „Ja, man muss schon ganz schön verrückt sein“, sagt Mätzold. „Wahrscheinlich haben sie deswegen kein Interesse.“