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Alles Tüte – oder was?

So gehen Großenhains Händler mit der neuen Plastetütengebühr um. Machen sie sich strafbar, wenn sie darauf verzichten?

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Lucy Krille

Großenhain. Wer heutzutage einkaufen geht, wird immer öfter aufgefordert, eine zusätzliche Gebühr für die Plastiktüte zu zahlen. So soll es jedenfalls sein – auch in Großenhain. Hintergrund ist das Vorhaben der EU, den Verbrauch an Kunststofftüten auf 40 Stück pro Kopf und Jahr zu beschränken. In Deutschland liegt dieser Wert derzeit bei 71 (SZ berichtete). Strichprobenartige Tests in verschiedenen Geschäften haben ergeben, dass dieses Umdenken auch in Großenhain Einzug hält. So wird zum Beispiel im Modegeschäft ernstings family seit Juni eine Gebühr verlangt. Die kleinste Tüte kostet fünf, die Größte 20 Cent. Verkäuferin Hanemann beobachtet, dass die Kunden dadurch eigene Tüten mitbringen oder ganz darauf verzichten.

Eine ähnliche Entwicklung sieht Verkäuferin Heldt vom Schuhgeschäft „Steps“. Dort werden zehn Cent für einen Stoffbeutel verlangt. „Wir geben mittlerweile oft nur noch den Karton mit einem Strick drum mit.“ Bei den Kunden sei das gut angekommen. Daran, dass man Kompromisse beim Einkauf macht, sind die „Kirst & Co“-Kunden gewöhnt. Sie kennen es nicht anders, dass für eine Edeka-Tüte 15 bzw. 20 Cent erhoben werden. Nur die kleinen Gemüsetütchen sind umsonst. Bei der Fleischerei Klotzsche, die frische Lebensmittel verkauft, ist es unvermeidbar, kleine Zupftüten und Folien zu verwenden. Deswegen sind diese auch kostenfrei.

Anders ist es bei den großen Plastikbeuteln: „Wenn unsere Tüten mit dem Logo der Fleischerei ausgelaufen sind, werden wir Papiertüten verwenden“, so Sabine Schoppe von der Fleischerei am Hauptmarkt. Diese werden dann voraussichtlich 15 Cent kosten. Doch auch schon jetzt versucht Schoppe, so sparsam wie möglich mit den Verpackungen umzugehen und die Umwelt zu schonen. Das will auch die Bäckerei Tobollik, die für Plastiktüten fünf Cent verlangt. Diese werden aber sowieso kaum gebraucht. Manche nehmen die Papiertüte mit dem Brot in die Hand, andere kaufen einen großen Stoffbeutel für drei Euro. Viele haben eigene Behältnisse mit. „Oft kommen Kunden mit dem alten Dederonbeutel von früher“, so die Tobollik-Verkäuferinnen.

Es gibt allerdings auch Händler in Großenhain, die auf kostenpflichtige Tüten verzichten. Gunter Reitmann vom Spiel- und Bürowarengeschäft sieht für eine Gebühr keine Notwendigkeit. In seinem Laden ist der Verbrauch an Tüten von allein zurückgegangen. Nur bei vielen Einzelteilen oder großem Trageaufwand wird noch eine Tüte verlangt. Circa 90 Prozent der Kundschaft hat aber einen eigenen Stoffbeutel mit oder packt das Gekaufte in die Tasche, so Reitmann. Auch im „Indigo“-Modegeschäft muss man bis jetzt noch nicht draufzahlen. Schließlich ist die auffällige Tüte gute Werbung für die Ladenkette. Gesetzeswidrig ist diese Handhabung nicht, da die Gebühr nur eine Vereinbarung ist, die auf Selbstverpflichtung basiert. Es gibt noch keine Vorschrift, die die kostenlose Mitgabe der Tüte verbietet.

Allerdings müssen bis 2018 80 Prozent der Kunststofftüten in Deutschland gebührenpflichtig werden. So die Vorgabe von Bundesumweltministerin Hendricks und dem Handelsverband Deutschland, die sich ein Gesetz damit vorbehalten. Ob dieses Ziel erreicht wird, bleibt abzuwarten. Das Umdenken der Bürger – da waren sich alle Händler einig – ist aber bemerkbar. Egal ob beim Fleischer oder im Schuhladen.