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Alles neu am Neuen Teich

In Kemnitz hat die Sanierung des Rückhaltebeckens begonnen. Beim Hochwasser 2012 hat es gerade so gehalten.

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© Thomas Eichler

Von Susanne Sodan

Kemnitz. Wiese statt Wasser, so sieht es derzeit am Rückhaltebecken Neuer Teich am Ortseingang Kemnitz aus. Von Teich kann im Moment keine Rede sein. Auf der weiten Wiese an der S 129 erhebt sich der Damm des Rückhaltebeckens. Dahinter steht ein stilles Rinnsal. Auf der anderen Seite des Dammes staubt es sogar. Die Bauarbeiter haben eine Schotterstraße zum Neuen Teich gebaut, eine Zufahrt für die Baumaschinen, die schon bereitstehen. In den kommenden Monaten, bis Anfang April 2018, wird das Rückhaltebecken erneuert und vergrößert. Rund 1,3 Millionen Euro kosten die Arbeiten insgesamt, deutlich mehr als ursprünglich gedacht. Die Stadt Bernstadt hat sich trotzdem für den Baustart entschieden. Denn hier am Neuen Teich hat es schon ganz anders ausgesehen: Beim Hochwasser 2012 konnte der Damm die Fluten gerade noch halten. Wäre er gebrochen, hätten sich 50 000 Kubikmeter Wasser in die Ortschaft ergossen. Marko Fröhlich, Bauamtsleiter von Bernstadt, erklärt, was nun passiert.

Wie verändert sich das Rückhaltebecken?

Der neue Teich soll nicht nur sicher gemacht werden, er soll auch deutlich mehr Wasser aufnehmen können. Derzeit kann er maximal 46 000 Kubikmeter fassen. Mit den Neuerungen – mehr Höhe und mehr Fläche – steigt das maximale Aufnahmevolumen auf rund 85 000 Kubikmeter. Bisher zieht sich der Damm über 350 Meter und ist nur leicht gerundet. Er wird jetzt auf beiden Seiten verlängert und auch in der Form verändert, erklärt Marko Fröhlich. „Wir wollen, dass der Damm stärker ein Halbrund bildet, um das Becken besser einzufassen“, sagt er. Auf eine Länge von 525 Metern soll der Damm damit wachsen. In der Höhe kommt etwa ein Meter dazu. Es ist vor allem die Zeit, die Spuren am Rückhaltebecken hinterlassen hat, erklärt Fröhlich. „Der Bau stammt aus der DDR-Zeit“, erzählt er. Durch Ablagerungen von mehreren Hochwassern und schlicht durch die Zeit hat sich das Aufnahmevolumen im Staubereich verkleinert. Dazu kommt, dass der Damm selbst nicht mehr stabil ist. Obenauf wachsen Bäume. Ihre Wurzeln haben den Bau durchzogen, teils durchlässig gemacht.

Wie werden die Arbeiten ganz konkret ablaufen?

Der Damm wird zunächst im Querschnitt geteilt und auf der Seite abgetragen, wo sich das Wasser staut, erklärt Marko Fröhlich. Außerdem wird der gemauerte Durchlass in der Mitte des Dammes abgerissen. Danach werden auf fast der gesamten Länge Spundwände aus Stahl eingesetzt. „Bisher bestand er im Grunde aus Erde. Durch die Spundwände bekommt er mehr Stabilität, aber auch eine dauerhafte Abdichtung“, erklärt Fröhlich. Sind die Stahlwände bis Anfang Juli drin, wird der Durchlass neu gebaut, jetzt aus Beton statt Mauerwerk. Danach wird der Damm auf der Wasserseite aufgeschüttet. Die andere Seite, die Richtung Straße zeigt, wird an die neue Höhe angeglichen. Außerdem werden die Arbeiter aus dem Staubereich in geringem Maße alte Ablagerungen beseitigen.

Was passiert mit den vorhandenen Bäumen auf dem Damm?

Die können bleiben, wo sie sind, sagt der Bauamtsleiter: „Durch die Spundwände stört uns das Wurzelwerk nicht mehr.“ Allerdings müssen die Baumkronen verschnitten werden. Das hat mit dem Einbau der Spundwände zu tun. „Die größten sind sechs Meter hoch und müssen mit Maschinen in den Boden gerammt werden.“ Für die Arbeiten braucht es Platz in der Höhe. „Wir haben das auch mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis abgestimmt“, so Fröhlich. Eine Auflage gibt es: Die Baumkronen sollen so spät wie möglich geschnitten werden. Die Sanierung wird außerdem durch die sogenannte ökologische Baubetreuung begleitet. Die hat im Vorfeld das Baufeld untersucht. „Es wurde zum Beispiel geschaut, ob es hier brütende Vögel, Lurche oder Fische gibt, auf die wir Rücksicht nehmen müssen“, so Fröhlich. „Es haben sich jetzt keine Besonderheiten ergeben, die Flächen sind zum Bau freigegeben.“ Auch während der Arbeiten werde weiter kontrolliert.

Welche Schwierigkeiten bringt der Bau mit sich?

„Bis jetzt sind wir guter Dinge“, sagt Marko Fröhlich. „Ich hoffe nicht, dass wir auf irgendwelche Überraschungen treffen“, sagt er. Laut Baugrundgutachten soll das nicht der Fall sein. Der Punkt, der tatsächlich zum Problem werden könnte, lässt sich weder von Gutachtern noch Baufirmen oder Stadt beeinflussen: das Wetter. „Es wäre natürlich katastrophal, wenn ausgerechnet dieses Jahr oder im Frühjahr kommenden Jahres ein Hochwasser kommen würde.“ Denn dann wäre das Gebiet ungeschützt. „Das war auch ein Punkt bei der Frage, ob wir trotz der höheren Kosten dieses oder doch erst nächstes Jahr bauen“, so Fröhlich. „Ob wir in der Bauzeit starke Niederschläge haben, können wir ohnehin nicht beeinflussen. Aber je früher wir wieder ein sicheres Rückhaltebecken haben, desto besser.“