Von Jens Hoyer
Döbeln. Es ist der Ausverkauf einer traditionsreichen Döbelner Firma: Am Mittwoch hat die Versteigerung des Inventars und der Maschinen der Firma Stemke Kunststofftechnik begonnen. Etwa 500 Positionen vom Bürostuhl bis zum Bearbeitungszentrum stehen zum Verkauf.
Die HT Hanseatische Industrie-Consult, ein Spezialist für Verwertungen im Industriebereich, hat die Versteigerung der Einrichtung übernommen. Bis gestern waren schon über 600 Gebote abgegeben worden, sagte Holger Haun, einer der Geschäftsführer. Die Versteigerung erfolgt im Internet. Dafür hatten die Mitarbeiter der Firma mehr als 500 Maschinen, Möbel und Messgeräte ins rechte Licht und Tausende Bilder in den Internetkatalog gesetzt. Die Versteigerung im Internet habe den großen Vorteil, dass sich auch ausländische Bieter beteiligen können, sagte Haun. Für diese sind vor allem die Werkzeugmaschinen interessant. Für ein sieben Jahre altes Fräsbearbeitungszentrum von Hermle waren bis gestern Mittag schon 20 Gebote abgegeben worden. Das höchste lag bei 71 000 Euro.
Noch bis zum 8. November haben die Interessenten dafür Zeit. „Es sind auch viele Kleingeräte dabei und Maschinen, die für kleinere Gewerbetreibende interessant sind“, sagte Haun. Es sind auch einfache Fräsmaschinen im Angebot, Ständerbohrmaschinen, Handspindelpressen und Bandsägen. Ein Elektroschleifgerät ist ab fünf Euro zu bekommen und ein PC mit Bildschirm und Tastatur ab zehn Euro. Die Interessenten können ihre Gebote abgeben, nachdem sie sich beim Verwerter registriert haben. Wer sich selbst umschauen möchte: Für 3. November lädt der Auktionator zur Besichtigung ein.
Die Versteigerung läuft ähnlich wie beim Internetauktionshaus Ebay. Mit einer Ausnahme: Wenn kurz vor Ende noch ein Gebot abgegeben wurde, verlängert sich die Zeit noch mal um einige Minuten, um zaudernden Mitbietern eine Bedenkzeit einzuräumen, sagte Haun. Die ersteigerten Artikel können an zwei festgelegten Tagen abgeholt werden – nachdem sie bezahlt wurden. Auf den Preis kommen noch ein Aufgeld von 15 Prozent und die Mehrwertsteuer.
Die meisten Posten werden an den beiden Tagen abgeholt. „Größere Anlagen kriegt man in zwei Tagen aber nicht weg“, sagte Haun. Die Voraussetzungen für deren Abtransport sind aber gut. In der Halle von Stemke gibt es große Deckenkräne.
Erst vor zwei Jahren war die Firma Stemke in die neue 5 700 Quadratmeter große Halle im Gewerbegebiet Fuchsloch umgezogen, nachdem sie seit Anfang der 50er Jahre als Döbelner Werkzeugbau und später als Stemke Kunststofftechnik an der Waldheimer Straße fertigte. Im Februar musste sie wegen fehlender Aufträge Insolvenz anmelden. Lange arbeitete die Firma noch unter Selbstverwaltung weiter. Der eingesetzte Sachwalter und spätere Insolvenzverwalter Dr. Nils Freudenberg versuchte, die Firma als Ganzes zu verkaufen. Im September waren aber auch die Verhandlungen mit dem letzten Interessenten gescheitert. Die Firma aus den USA bekam keine Finanzierung, um den Werkzeugbaubetrieb zu kaufen. Den zuletzt 37 Mitarbeitern wurde gekündigt.