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Alles im Eimer

Abfallkörbe werden in Hohnstein zum Dauerbrenner. Die helfen nicht immer, wie sich in Sebnitz zeigt.

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© Steffen Unger

Von Anja Weber

Hohnstein. Ein sprechender Papierkorb, damit sorgte Hohnstein für Schlagzeilen. Doch das ist lange her. Jetzt geht es nicht mehr darum, dass ein Papierkorb sprechen kann, sondern darum, dass überhaupt welche aufgestellt werden. Einwohnerin Annette Molle brachte den Stein ins Rollen.

Die Hohnsteinerin hat schon mehrmals beobachtet, dass Touristen unschlüssig mit ihrem Papier in den Händen da stehen und es fallenlassen, weil sie keinen Papierkorb finden. Und sie befürchtet, die Stadt würde weiter vermüllen.

Immer wieder sprach sie deshalb das Thema im Stadtrat an. Das war im Frühsommer. Und immer wieder erhielt sie aus dem Rathaus die Mitteilung, die Papierkörbe seien da, müssten nur noch aufgestellt werden. Das wurden sie aber nicht. Vielmehr werden sie jetzt offenbar zum Politikum. Zur letzten Ratssitzung am Mittwoch hakte dann Stadtrat Stefan Thunig (CDU) nach und wollte wissen, ob denn nun endlich das Thema Papierkörbe abgeschlossen sei, Ist es nicht, musste er erfahren.

Denn es stellte sich heraus, dass die Papierkörbe noch gar nicht vorrätig sind. „Es handelt sich um vier Einsätze, die für andere Abfallbehälter im Gemeindegebiet gedacht waren“, sagt Bürgermeister Daniel Brade (SPD). Da nun klar sei, dass die tatsächlich fehlen, habe die Stadt zwei runde Abfallbehälter bestellt. Mehr nicht. Schließlich kosten die ja auch Geld. Ursprünglich sollten es vier sein. Man habe sich letztlich auf zwei geeinigt und die in Rücksprache mit dem Ortsvorsteher als ausreichend betrachtet. Denn es gehe ja nicht nur um den Ankauf der Papierkörbe, sondern vielmehr auch um den Mehraufwand für den Bauhof, sagt Bürgermeister Daniel Brade (SPD). Schließlich müssen die Mitarbeiter ihre morgendlichen Runden drehen und die Papierkörbe im Stadtgebiet ausleeren.

Doch den Hohnsteinern ist das offenbar ein wichtiges Thema. Mehrere Leute hätten ihn angesprochen und gemeint, früher habe man in Hohnstein mehr Wert auf Sauberkeit gelegt, sagt Stadtrat Hendrik Lehmann (Unabhängige Wählervereinigung). Und da er zugleich auch Gastwirt und Hotelier ist, hätten ihn auch so einige Besucher schon darauf hingewiesen. „Sauberkeit in einem touristisch ausgerichteten Ort ist für mich persönlich auch ein Angebot an die Touristen“, sagt er.

Einige Standorte für Papierkörbe hat er sich bereits ausgesucht. Die Liste liegt im Rathaus. Darauf stehen die Napoleonschanze sowie die Aussichtsplattform an der Oberen Straße mit Blick zu Burg. Am Kriegerdenkmal auf dem Röhrenweg sowie auf dem Parkplatz im Polenztal sollte ebenfalls je ein Abfallbehälter aufgestellt werden. „Die Mitarbeiter vom Bauhof machen einen tollen Job. Doch man sollte eben auch das Leeren und vor allem das Aufstellen von mehr Papierkörben nicht aus den Augen verlieren“, so Hendrik Lehmann. In seiner Fraktion fand er Zustimmung. „Wenn man Schwerpunkte sieht, wo sich viele Touristen treffen, sollte man schon welche aufstellen. Aber wir können nicht alle Wanderwege damit bestücken. Der Bauhof schafft das gar nicht, alle zu leeren“, sagt Fraktionsvorsitzender Steffen Fischer.

Michaela Neuenhaus-Eckardt (CDU) sieht in der ganzen Diskussion auch die Chance, generell die Standplätze von Papierkörben zu überprüfen. Vielleicht würden sich Möglichkeiten ergeben, auch einige umzusetzen, sagt sie. Bürgermeister Daniel Brade wollte die Papierkorb-Debatte endlich abschließen. Es sei ja nicht so, dass es in Hohnstein keine Papierkörbe gebe. Es könnten an die 20 sein. Und jetzt kommen eben noch vier dazu. Denn Stadtrat Hendrik Lehmann hatte sich am Freitag bereiterklärt, zusätzlich zu den beiden von der Stadt noch zwei Papierkörbe aus der eigenen Tasche zu finanzieren. So bestehen beste Aussichten darauf, dass das Thema Papierkörbe in Hohnstein nach einem halben Jahr ad acta gelegt werden kann.

Dass Papierkörbe kein Allheilmittel für Sauberkeit sind, zeigt sich am Beispiel von Sebnitz. Vor allem auf dem Marktplatz, am Busbahnhof und am hinteren Ausgang des Standesamtes lässt die Sauberkeit zu wünschen übrig. Hier stehen zwar Papierkörbe, doch die sind übervoll. Und der Restmüll liegt verstreut in Sträuchern und Blumenbeeten herum.