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Alles im Blick auf der digitalen Haustafel

Die Firma Gekartel stattet Wohnungsgenossenschaften aus. Ein starker Partner macht das Wachstum erst möglich.

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© René Meinig

Von Bettina Klemm

Verflixt, wann fährt die nächste Straßenbahn? Ein Blick auf die Haustafel sagt den Bewohnern der über 560 Wohnungen in den „Klotzscher Höfen“, ob sie sich sputen müssen. Auch über das Wetter in den nächsten Stunden wird informiert. Viel wichtiger sind jedoch die aktuellen Ansprechpartner und Informationen ihrer Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Dresden (SWGD). „Über die Tafeln können wir bei aktuellen Problemen und Havarien schnell die Mieter erreichen“, erklärt SWGD-Vorstand Mathias Schulze. Und zugleich gibt es auch noch eine Einladung zum 7. Sport- und Familienfest auf der Cockerwiese am Sonnabend.

Die ersten digitalen Haustafeln hat die WG nach der Sanierung des Hochhauses an der Reitbahnstraße angebracht. Von dem Projekt habe er über die Genossenschaft in Pirna erfahren. Inzwischen seien auch andere Dresdner Wohnungsgenossenschaften Nachahmer, sagt SWGD-Vorstand Torsten Munk. Gekartel-Chef Klaus Schäfer freut das Interesse.

Sein Dresdner Unternehmen beschäftigt 30 Mitarbeiter. Es hat die Tafeln in Absprache mit den Vermietern konzipiert und entwickelt. Die meistens 22 oder 32 Zoll großen Tablets sind sehr robust und diebstahlsicher gestaltet. Das bestätigen die Vermieter, sie haben erfreulicherweise kaum Störungen zu beklagen. Die Tafeln vereinfachen ihre Arbeit: Mussten früher Informationsblätter ausgedruckt und in die Häuser getragen werden, reicht nun ein Knopfdruck auf dem Computer im Büro. Die Zettelwirtschaft gehört der Vergangenheit an. Nach Eingabe einer PIN lassen sich die Tafeln auch vor Ort steuern, damit kann beispielsweise eine gerade erfolgte Hausreinigung vermerkt werden.

Die Gekartel AG konzentriert sich auf drei Bereiche: Neben den digitalen Haustafeln hat sie Bildschirme entwickelt, auf denen bedeutende Hersteller ihre Produkte erläutern. Diese sogenannten „Points of Sale“ sind in Baumärkten und bei großen Lebensmittelanbietern zu finden. „Unsere dritte Säule ist das Systemhaus. Wir entwickeln und produzieren Hardware, zum Teil auch in China“, sagt der 44-Jährige.

Sein Geschäft wird im größeren Maßstab erst möglich, weil er einen starken Partner an seiner Seite hat: Die SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft. Deren Geschäftsführer Christian Müller und er haben kürzlich einen Vertrag über die Zusammenarbeit in den nächsten acht Jahren unterzeichnet.

„Wir unterstützen Gekartel sowohl bei der Wachstumsfinanzierung als auch bei der projektbezogenen Finanzierung bei Aufträgen von Großkunden“, erklärt Christian Müller. Das Tochterunternehmen der Ostsächsischen Sparkasse Dresden versteht sich als Ansprechpartner für die mittelständische Wirtschaft in der Region. Bei Gekartel ist es mit 350 000 Euro ein stiller Anteilseigner. Dank der höheren Eigenkapitalausstattung fällt es Schäfer leichter, neue Kunden zu gewinnen. Es ist nicht sein erster Vertrag mit der SIB.

Noch als Student der Hochschule für Technik und Wirtschaft haben Klaus Schäfer und ein Mitstreiter 1998 mit ihrem Konzept für preiswerte und angenehm duftende Telefonzellen den Existenzgründerwettbewerb des Bundesverbandes Junger Unternehmen und der Stadtsparkasse Dresden gewonnen. Mit fünf Telefonzellen, auffällig durch große Sonnenblumen, begannen sie in Dresden. Gekartel baute seine farbenfrohen Zellen deutschlandweit auf. Multimediale Telefonzellen, Info-Terminals für den Verkehrsverbund Oberelbe und den Dresdner Flughafen kamen hinzu. Das Unternehmen mit damals 15 Mitarbeitern verdiente gut. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Mit dem Preisverfall im Mobilfunkgeschäft sank schlagartig das Interesse an den Telefonzellen. Doch der Jungunternehmer passte sein Geschäftsmodell rechtzeitig den Marktgegebenheiten an und stieg vor zehn Jahren in das Geschäft mit dem „Point of Sale“ ein. Heute beliefert er Firmen wie Henkel, Mattel, Nestlé und Beiersdorf, unterstützt wurde er schon damals von der SIB.

Diese hält momentan Beteiligungen an 34 Unternehmen direkt in Dresden und weiteren 29 im Umland. Mit einem Gesamtvolumen von etwa 66 Millionen Euro investiere die SIB in Unternehmenswachstum und die Erhöhung des Eigenkapitals, aber auch in die Unternehmensnachfolge. Bei Zukäufen und Zusammenschlüssen beziehungsweise bei Aus- und Neugründungen verstehe sich die SIB ebenfalls als Partner, sagt Müller. Als Beispiele in Dresden nennt er die Unternehmen I2s – intelligente Sensorsysteme, Nmd – Licht am Bau GmbH, Autohaus Glöckner, Herbrig & Co. GmbH und Private Schule IBB.