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Alles eine Frage der Übung

Übung macht den Meister: Die Kameraden der Feuerwehren von Petershain, Kollm, Steinölsa und Sproitz haben viel Einsatz zeigen müssen, um den Kampf gegen einen Brand in unwegsamem Gelände zu gewinnen.

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© André Schulze

Von André Schulze

Mittwoch, 18 Uhr: Armin Kittner zündet ein Stück Papier an und wirft es in den Container mit Holzresten. Er stochert noch etwas herum, bis es richtig brennt. Dann versteckt sich der Fischwirt schnell, damit ihn keiner sieht. In diesem Fall eines gelegten Feuers hat alles seine Richtigkeit: Es ist eine Übung für die Feuerwehrleute der Region. Neben Kittner verstecken sich Günter Knobloch und Peter Winter von der Alters- und Ehrenabteilung der Feuerwehr Petershain.

Dann ist passiert, was nicht passieren soll: Ein Schlauch ist wegen Materialermüdung geplatzt.
Dann ist passiert, was nicht passieren soll: Ein Schlauch ist wegen Materialermüdung geplatzt. © André Schulze
Sproitzer Kameraden haben Wasser aus einem 300 Meter entfernten Teich gepumpt, damit der Brand gelöscht werden kann.
Sproitzer Kameraden haben Wasser aus einem 300 Meter entfernten Teich gepumpt, damit der Brand gelöscht werden kann. © André Schulze
Am Verteiler warten zwei Kameraden darauf, dass das Wasser ankommt – um endlich den Brand zu löschen.
Am Verteiler warten zwei Kameraden darauf, dass das Wasser ankommt – um endlich den Brand zu löschen. © André Schulze
Und dann geht's endlich los: Wasser marsch! In kürzester Zeit ist der Brand im Container gelöscht. Allerdings haben die Kameraden bei dieser Übung deutlich gemerkt, wo es Potenzial gibt, um besser und schneller zu werden.
Und dann geht's endlich los: Wasser marsch! In kürzester Zeit ist der Brand im Container gelöscht. Allerdings haben die Kameraden bei dieser Übung deutlich gemerkt, wo es Potenzial gibt, um besser und schneller zu werden. © André Schulze
Günter Knobloch und Peter Winter haben das Feuer für die Übung vorbereitet und beobachten den Brand im Container, bis die alarmierten Kameraden eintreffen.
Günter Knobloch und Peter Winter haben das Feuer für die Übung vorbereitet und beobachten den Brand im Container, bis die alarmierten Kameraden eintreffen. © André Schulze

Klappt alles, werden die alarmierten Wehren der Ortsteile der Gemeinde Quitzdorf am See das Feuer ruckzuck löschen. Dass der Fischwirt das Feuer anzündet, hat einen Grund. Es ist schließlich sein Gelände an der alten Bahnstrecke zwischen See und Horscha. Er selbst ist Petershainer – und Unterstützung für die Feuerwehr ist für ihn mehr als T-Shirts spenden. „Wenn es bei mir brennt, bin ich froh, wenn die Feuerwehr kommt“, bringt er es auf den Punkt.

18.09 Uhr löst die Leitstelle in Hoyerswerda Alarm aus. Die Notrufzentrale ist eingeweiht, kennt alle Fakten der Übung schon vorher. In den Ortsteilen heulen also pflichtschuldig die Sirenen los und rufen die Freiwilligen zum Einsatz. Die Kameraden ahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es sich um eine Übung handelt.

Im Gerätehaus Petershain liegt wider Erwarten kein Einsatzbefehl der Leitstelle vor. Nur auf dem Pieper erscheint die knappe Meldung, dass Lagerhallen der Teichwirtschaft Kittner brennen. Aber derer gibt es mehrere. Also rückt die Wehr aus, aber nicht zur richtigen Halle. Der in den Übungsablauf eingeweihte Johannes Jurke darf nicht verraten, dass er es besser weiß – schließlich hat er die Übung geplant.

Ohne Feuer, kein Einsatz. Eine Nachfrage bei der Leitstelle gestaltet sich jedoch schwierig. Minutenlang ist dort keiner erreichbar. Eine Erklärung lautet später bei der Auswertung, es sei gerade Schichtwechsel in der Leitstelle gewesen.

Dann kommt doch die Info mit den richtigen Koordinaten. Und endlich treffen die Kameraden an der richtigen Brandstelle ein. Da zeigt sich dann Routine und Kenntnisse der Örtlichkeit. Das verschlossene Tor zum Gelände ist schnell geöffnet. Aber schon gibt es das nächste Problem: Womit löschen? Die Fahrzeuge der Quitzdorfer Wehren sind keine großen Lkw und haben deshalb auch keine Tanks. Hydranten gibt es in den Waldgebieten auch nicht an jeder Ecke. Das ist alles bekannt – und deshalb sind die Kameraden drauf eingestellt.

Die Fahrzeuge von Quitzdorf haben Schlauchwagen als Anhänger mit jeweils 200 Meter sogenannten B-Schläuchen dabei. Die sind recht dick im Durchmesser, um viel Wasser zu ziehen. Sowas will gut koordiniert sein. „Deshalb übernimmt oft die ansässige Wehr die Einsatzleitung, weil sie sich vor Ort auskennt“, erklärt Wehrleiter Jurke. Er weiß, dass 300 Meter weiter ein kleiner Teich im Wald versteckt liegt. Dort baut die Wehr aus Sproitz dann fix ihre Pumpe auf – und holt das benötigte Wasser raus.

Insgesamt 21 Schläuche zu je 20 Metern verbinden die Kameraden, um das Wasser zur Brandstelle zu transportieren. Dazwischen setzt sich noch die Feuerwehr aus Kollm, um wieder den Wasserdruck mit einem Aggregat zu erhöhen. Aber zu diesem Zeitpunkt ist klar: Der Aufbau der langen Wasserleitung kostet wertvolle Zeit. Immer wieder fordert der Einsatzleiter über Funk den Status ab. Da zeigt sich, dass die Funkverbindung schlecht und die Kommunikation ungewohnt ist.

Als das Wasser schließlich ankommt, können die Kameraden löschen. Zwei Feuerwehrleute haben Masken und Druckluftflaschen angelegt. Ein Feuerwehrmann überwacht die Zeit – denn Atemschutz darf nur für eine bestimmte Dauer getragen werden. Ein Verteiler ist auch schon aufgebaut, ein Kanister für Schaumgemisch angeschlossen. Die zwei Atemschutzträger löschen die Flammen am Ende mit Schaum, ein weiterer soll den Container mit Wasser kühlen. Doch da passiert die nächste Panne: Einer der Schläuche ist geplatzt. Das kommt vor, schnell ist er ausgewechselt, das Wasser läuft wieder. Dann platzt noch ein Schlauch. Das Material ist nicht das neueste, sagt ein Feuerwehrmann.

Weil die Wehren aus Quitzdorf vergleichsweise wenige Einsätze haben, fallen Schadstellen nicht immer gleich auf. Schon bald heißt es aber wieder „Wasser marsch!“. Schließlich ist auch das Feuer im Container gelöscht. Spontan wird noch eine vermisste Person in die Übung eingebaut. Die wird gesucht, gefunden und mittels Erster Hilfe versorgt.

Nach und nach packen die Kameraden ihre Technik wieder ein und sammeln sich zur Nachbesprechung. Kurz wertet Johannes Jurke mit den Kameraden den Einsatz aus und dankt ihnen. Er weiß, sie alle opfern hier ihre Freizeit und setzen im Ernstfall ihre Gesundheit oder gar ihr Leben aufs Spiel, um anderen zu helfen.

Jurke ist seit Januar Wehrleiter von Petershain. Deshalb ist die Übung auch für ihn ein Test. Schließlich muss er die verschiedenen Kräfte im Einsatz koordinieren. „Die ganze Aktion hat ihren Zweck erfüllt“, ist sein Fazit. „Eine Übung fördert eben zutage, was gut klappt und wo noch Probleme lauern.“ Aber einige Hindernisse sind auch nicht hausgemacht, zeigt die Übung.