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Alles, bloß keine Schmalspurjungs

Beim Kleinbahnfestival in Freital gibt es zum ersten Mal Lokziehen um die Wette. Nicht die einzige Attraktion.

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© Karl-Ludwig Oberthuer

Von Carina Brestrich

Freital. Die Lok streikt. Keinen Zentimeter, keinen Millimeter will sie sich rühren. Dabei legen sich die acht Männer und Frauen der Feuerwehr Freital mächtig ins Zeug: Die Füße gegen die Bahnschwellen gestemmt, den Körper fast in der Waagerechten ziehen die Kameraden des Hainsberger Löschzugs an einem Strang. 40 Meter weit gilt es, den 16 Tonnen schweren Koloss per Seil über die Schienen zu ziehen. Wenige Minuten vor Beginn hatten sich außer der Feuerwehr noch zwei weitere Teams gefunden, um beim Lokziehen am Bahnhof in Hainsberg zu schwitzen. Zum ersten Mal gehört das Spektakel zum Programm des Schmalspurbahnfestivals. Anfängerfehler sind da nicht ausgeschlossen: Der Motor der Lok ist aus, die Bremse deshalb fest – Neustart für die Freitaler Feuerwehrleute.

Impressionen vom Kleinbahnfestival

Meisterliche Griller:  Andreas Bräuer (l.), Gründer der ersten deutschen Grillschule in Erfurt, und Grillchampion Dirk Bey bereiten einen Kuchen zu – auf dem Grill.
Meisterliche Griller: Andreas Bräuer (l.), Gründer der ersten deutschen Grillschule in Erfurt, und Grillchampion Dirk Bey bereiten einen Kuchen zu – auf dem Grill.
Alte Ladys: Axel Arlt und seine Oldtimer-Freunde zeigten am Bahnhof in Seifersdorf ihre IFA F9.
Alte Ladys: Axel Arlt und seine Oldtimer-Freunde zeigten am Bahnhof in Seifersdorf ihre IFA F9.
Kleine Künstler: Für Irina und die anderen Kinder gab es auf dem Bahnhofsvorplatz in Hainsberg allerhand zu probieren.
Kleine Künstler: Für Irina und die anderen Kinder gab es auf dem Bahnhofsvorplatz in Hainsberg allerhand zu probieren.
Bunte Funken: Tausende bewunderten am Abend das Feuerwerk bei „Malter in Flammen“.
Bunte Funken: Tausende bewunderten am Abend das Feuerwerk bei „Malter in Flammen“.

Ins Schwitzen kommen auch Olaf Seidel und Dirk Bey. Seit morgens um zehn stehen die Männer aus Köln am Grill im Weißeritzpark. Aufs Rost kommen ihnen aber keine herkömmlichen Bratwürste. Nein, Seidel und Bey mögen die Herausforderung. Für ihre Kreationen dürfen sich die beiden, die ohne Schürze Kaufmann und Architekt sind, schon mit etlichen Titeln schmücken. Mit ihrem Verein „Gut Glut“ brutzelten sie sich 2012 in Marokko zum Vize-Weltmeister. Beim Schmalspurbahnfestival geben sie schon das zehnte Jahr ihre Tipps weiter. Gerade etwa schmort ein Kuchen auf dem Grill. Möglich macht’s ein mit Kohle bedeckter gusseiserner Ofen. „Das ist der neueste Trend“ Olaf Seidel. Die Gäste stehen schon Schlange. Nicht alle sind nur hungrig auf das süße Grillgut: „Es gibt eine Familie, die kommt jedes Jahr, schreibt sich jedes Rezept mit“, sagt Bey.

Axel Arlt und sein Bruder Ralf haben ganz andere Leidenschaften. Vor dem alten Güterschuppen am Bahnhof in Seifersdorf präsentieren sie ihre beiden Schätzchen: zwei IFA F9, beide Baujahr 1955. „Alte Autos und historische Eisenbahnen passen super zusammen“, meint Axel Arlt, der selbst Mitglied der Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn ist. Wer Dampfmaschinen mag, schaut sich eben auch gern andere Oldtimer an. So auch Eckhart Bartsch aus Possendorf. Mit der Hand streicht er über den beigefarbenen Lack von Ralf Arlts F9 – begeistert und ein wenig wehmütig. Er selbst fuhr 17 Jahre lang einen IFA F9, bis er ihn 1992 abgeben musste. „Irgendwann muss man eben loslassen können.“

Irina kann das. Die Sechsjährige hebt vorsichtig die Schablone von ihrem frisch bedruckten Stoffbeutel. Zum Vorschein kommt eine schwarz-rote Lok. So eine hat Juri, der Junge neben ihr, schon zu Hause hängen. Am Malstand auf dem Bahnhofsvorplatz in Freital-Hainsberg hat er sich diesmal für einen Bus entschieden. Beim Schmalspurbahnfestival ist der Vierjährige schon mal dabei gewesen. Woher das Interesse für Eisenbahnen kommt, kann sich Vater Andrej jedoch nicht erklären. „Bevor er in den Kindergarten gekommen ist, mussten wir jeden Tag zum Bahnhof, um die Weißeritztalbahn anzuschauen.“

Erlösung für die Feuerwehr Freital. Obwohl zunächst unfreiwillig viel Kraft verspielt, haben es die Kameraden auf Platz zwei geschafft. Nur um wenige Sekunden besser war das Team „Fahrgäste“. „Nachdem der Moderator noch mal einen Aufruf gestartet hat, haben wir uns spontan gefunden, obwohl wir uns gar nicht kennen“, sagt Silvio Hein aus Dresden. Nun stoßen er und seine Teamkollegen an. Die Leidenschaft für Eisenbahnen, sie verbindet eben.