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Allein in der Servicewüste

Detlef Langner hat vor 30 Jahren als Gebäudereiniger begonnen. Mitarbeiter durfte er nicht einstellen.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Viele Unternehmen sind nach der Wende gegründet worden und feiern jetzt ihr 25-jähriges Bestehen. Detlef Langner ist da schon weiter. Der Chef einer Firma für Glas- und Gebäudereinigung ist seit 30 Jahren selbstständig. Die DDR hatte damals halbherzig begonnen, ein bisschen freie Wirtschaft in der Servicewüste zuzulassen. „Es gab ein Gesetz zur Befriedigung des Bedarfs der Bevölkerung für Dienstleistungen. Das ist aber nie so richtig publik gemacht worden“, erzählte Detlef Langner. Er wollte selbstständiger Glas- und Gebäudereiniger werden. „Das war kompliziert. Die haben mich gehandelt, als hätte ich einen Ausreiseantrag gestellt. Ich durfte auch keine Mitarbeiter einstellen.“

Als Ein-Mann-Betrieb legte Langner los. Der gelernte Schlosser war Berufskraftfahrer beim Rat des Kreises. Es setzte sich auf die Schulbank, lernte alles über Bodenarten, den Einsatz von Reinigungsmitteln, über Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Es war auch gefordert, dass ich meinen Meisterabschluss mache“, so Langner.

Der Gebäudereiniger durfte nur für die Bevölkerung und gleichgestellte Objekte arbeiten – in Schulen, Kindergärten und für Genossenschaften. Der erste feste Auftrag war die Reinigung der damaligen Gaststätte im Bürgergarten. „Die hatten um 7 Uhr die ersten Reisegruppen zum Frühstück, da musste ich um 3 Uhr anfangen“, erzählte er. Der Auftrag war gut bezahlt. „Das brachte über 6000 Mark im Monat.“ Langner machte auch bei der PGH Fleischer sauber. Und bei Privatleuten. „Das hat sich schnell bei den Rentnern rumgesprochen. Ich war Mädchen für alles.“ Das Putzen eines Fensters einer der typischen Einraumwohnungen kostete 2,48 Mark. „Eine Frau hat mir mal ein Stück Butter als Bezahlung angeboten, weil sie gerade kein Geld hatte“, erinnert sich Langner. Er bot auch ambulante Teppichreinigung an. Einen Nasssauger hatte er mit einer Eigenbau-Sprüheinrichtung auf Basis einer Aquariumpumpe ausgerüstet. „Beim Preisamt musste ich vorarbeiten, um nachzuweisen, wie ich auf den Preis komme“, erzählt er.

Gleich nach der Wende stellte er fünf Leute vom Dienstleistungskombinat Roßwein ein. Bis dahin war Langner mit einem Lada Kombi und einem Lastenseitenwagen unterwegs. Einen aufgemotzten Trabant Kübel tauschte er gegen einen VW-Transporter. „Ich war damit auf dem Weg nach Göttingen. In einem Autohaus in Duderstadt waren die total heiß auf den Trabi. Die haben 20 000 D-Mark gezahlt.“

Heute beschäftigt Langner 25 Mitarbeiter. Gebäudereinigung gehört immer noch zum Kerngeschäft. Dazu Hausmeisterservice, Kleinreparaturen und Grünlandpflege. Im Winter schiebt die Firma auch Schnee. Die Döbelner Wohnungsgenossenschaften gehören zu den Kunden und viele private Hausbesitzer. „Die Kunden können mit allem zu uns kommen. Wir kümmern uns auch um Handwerker, wenn wir es nicht selbst machen“, sagt er. Gern ist der Chef auch noch selbst draußen. „Das ist mir lieber als die Büroarbeit“, gibt er zu.