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Alle sprechen gut von Simmel

Der Unternehmer holt das Radebeuler DDR-Museum nach Dresden. In den nächsten Tagen sagt er wie.

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Von Peter Redlich

Radebeul/Dresden. Die Nachricht von der Rettung des DDR-Museums schlug am Freitag ein – und zwar als richtig gute Neuigkeit. Der mit Lebensmittelmärkten von Edeka – 20 Filialen in Sachsen, Thüringen und Bayern mit rund 1 000 Mitarbeitern – agierende Unternehmer Peter Simmel (57) hat das Radebeuler DDR-Museum Zeitreise gekauft. Simmel will die Sammlung nach Dresden in das von ihm sanierte Hochhaus am Albertplatz bringen.

Tom Hanks, der Hollywood-Schauspieler. Hanks war schon hier im DDR-Laden des Museums. Einen solchen Shop soll es wahrscheinlich auch am neuen Standort geben.
Tom Hanks, der Hollywood-Schauspieler. Hanks war schon hier im DDR-Laden des Museums. Einen solchen Shop soll es wahrscheinlich auch am neuen Standort geben. © dpa/Thomas Kube
Bert Wendsche, Oberbürgermeister von Radebeul sagt: „Ich freue mich für Herrn Stephan und die Mannschaft des DDR-Museums, dass es eine Zukunft gibt. Es steckt so viel Herzblut in der Sammlung!“
Bert Wendsche, Oberbürgermeister von Radebeul sagt: „Ich freue mich für Herrn Stephan und die Mannschaft des DDR-Museums, dass es eine Zukunft gibt. Es steckt so viel Herzblut in der Sammlung!“ © Thomas Kube

Im Hochhaus ist noch genügend Platz. Rechtsanwalt Rüdiger Weiß, der das im Insolvenzverfahren befindliche Museum derzeit als Verwalter betreut, sagt, dass im Hochhaus mindestens 3 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen sollen.

Damit, so Hans Joachim Stephan, Geschäftsführer des DDR-Museums, sei der Bestand der Sammlung gesichert. Derzeit werden im Plattenbau an der Meißner Straße, Ecke Wasastraße in Radebeul etwa 3 500 Quadratmeter mit den Ausstellungsstücken zu nahezu allen Lebensbereichen der DDR belegt.

Stephan: „Ich bin überglücklich. Das Hochhaus am Albertplatz ist zudem ein geschichtsträchtiger Standort.“ Das Gebäude ist das älteste Bürohochhaus Dresdens und gehört zu den wenigen erhaltenen Gebäuden der Dresdner Vorkriegsmoderne. Es wurde 1929 nach Plänen von Hermann Paulick durch Benno Löser für den Regierungsrat Alfred Hesse gebaut, wichtigster Nutzer bis 1945 war die Sächsische Staatsbank. Viele Jahre war es später in Dresden als DVB-Hochhaus mit dem Sitz der Verkehrsbetriebe bekannt. Stephan sagt, dass er mit dem Kauf von Peter Simmel Glück gehabt habe und sich auf die Zusammenarbeit mit einem so soliden Unternehmer freue.

Ähnlich, allerdings auch mit einem weinenden Auge für Radebeul, sieht das Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche. „Ich freue mich für Herrn Stephan und die Mannschaft des DDR-Museums, dass es eine Zukunft gibt. Es steckt so viel Herzblut in der Sammlung! Sicherlich ist es schade, dass das Museum nun von Radebeul nach Dresden wechselt; doch die Ungewissheit seitens der Eigentümer des Radebeuler Standortes ließ scheinbar keine andere Wahl. Aber entscheidend ist vor allem, dass es weitergeht. Viel Erfolg!“ Den Vorteil mit der neuen Wendung sieht auch Olaf Zach. Der Mitinhaber des Radebeuler Getränkegroßhandels Flack & Schwier gehört mit seiner Frau Birgit zu den Mitbegündern des unterstützenden Museumsvereins Zeitreise. Zach: „Wir beliefern den Edeka-Markt von Herrn Simmel. Was der macht, ist alles sehr korrekt, auch der neue Standort, den er vorsieht. Sicher würde es uns noch besser gefallen, bliebe das Museum in Radebeul, aber der Albertplatz ist ja quasi vor der Haustür.“

Wolfgang Wolle Förster hatte sich wochenlang für das Museum eingesetzt und neue mögliche Standorte ins Gespräch gebracht. Der Dresdner Multiunternehmer: „Der Albertplatz ist ein guter Platz. Dazu ein finanzstarker Investor mit eigenen Räumlichkeiten, das gibt keinen Kampf mit dem Vermieter mehr.“ Darüber werden sich sicher auch die Leihgeber der Sammlung freuen, so Förster. Schließlich macht das etwa ein Drittel der über 60 000 Exponate aus.

Auch aus dem Radebeuler Stadtrat kommt Echo auf die Nachricht. Ulrich Reusch, Fraktionschef der CDU und Vorsitzender des Ältestenrats, nennt den Umzug eine Anregung für eine Neuaufstellung des Museums, die notwendig sei. Er freue sich für das Fortbestehen der Sammlung und neue Chancen für die Mitarbeiter und Hans Joachim Stephan. Reusch: Bedauerlich ist freilich, dass das Museum von Radebeul weggehen wird. Es passt hier gut in die Museumslandschaft.“

Peter Simmel, der neue Besitzer, hält sich noch mit Äußerungen zurück. Bislang heißt es lediglich, dass er gemeinsam mit Insolvenzverwalter Weiß und Museumsgeschäftsführer Stephan in der kommenden Woche mehr zu seinem Vorhaben DDR-Museum in Dresden berichten wolle.