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Alkohol-Eklat im Ortschaftsrat

Ein Treffen des Gremiums läuft ganz anders als geplant. Jetzt gibt es schwere Vorwürfe gegen den Ortsvorsteher.

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© Symbolfoto: Lutz Weidler

Von Eric Weser

Strehla. Im Ortschaftsrat der vier Strehlaer Dörfer Forberge, Oppitzsch, Unterreußen und Großrügeln gibt es erneut einen Eklat. Nachdem ein Mitglied gleich bei der Gründung des fünfköpfigen Gremiums im Spätsommer 2015 einem anderen vorgeworfen hatte, zu DDR-Zeiten für die Staatssicherheit tätig gewesen zu sein, geht es diesmal um etwas anderes.

In einer Mitteilung des Meißner AfD-Kreisverbands wird dem Chef des Ortschaftsrates Friedrich Hoffmann (FWG) vorgeworfen, während der Sitzung des Ortschaftsrates am 24. Januar „stark angetrunken“ gewesen zu sein. „In diesem Zustand war natürlich keine ordnungsgemäße Beratung möglich“, heißt es in dem Schreiben, in dem sich der AfD-Sprecher Mario Beger auf Informationen von Enrico Scholtka beziehen dürfte. Der Großrügelner ist Mitglied in dem Ortschaftsrat und hatte an besagtem Tag dem Treffen beigewohnt. Namentlich genannt wird Scholtka in der AfD-Mittelung nicht.

Den Vorwurf, in der Sitzung in irgendeiner Weise alkoholisiert gewesen zu sein, bestreitet Ortsvorsteher Friedrich Hoffmann – und nennt die Behauptung der AfD eine Verleumdung. Er habe deswegen bereits Anzeige erstattet, sagte er der SZ.

Die anderen beiden FWG-Räte, die vorige Woche mit bei dem Treffen dabei waren, stützen Hoffmanns Sicht der Dinge. Er habe nichts von einer angeblichen Alkoholisierung bemerkt, erinnert sich etwa Wolfgang Thieme. Die Behauptung der AfD nennt der Großrügelner „eine Lüge“.

Wahr sei dagegen, dass das Treffen der Ortschaftsräte kurzfristig anderswo als angekündigt abgehalten wurde, berichten alle Beteiligten übereinstimmend. Eigentlich hatten sich die gewählten Bürgervertreter am Dienstag 18.30 Uhr im Jugendzentrum am Strehlaer Sportplatz zu ihrer öffentlichen Tagung treffen wollen. Doch vier Räte und ein Bürger, der als Zuschauer vorbeigekommen war, standen vor verschlossenen Türen – ohne, dass der Ortsvorsteher erschien. Nach ein paar Telefonaten fand die Sitzung etwas später statt, allerdings in Riesa-Gröba. Dort befindet sich das Firmengelände von Ortsvorsteher Hoffmann.

Sitzung kurzfristig an neuem Ort

Aus Sicht der AfD ist das ein Indiz für Hoffmanns angebliche Trunkenheit, wegen der er nicht nach Strehla habe fahren können. Hoffmann hingegen sagt: „Ich konnte den Schlüssel fürs Jugendzentrum kurzfristig nicht mehr vom Rathaus bekommen. Deswegen habe ich die Leute in meine Firma gebeten.“ Den eigentlichen Sitzungstermin hatte er nach eigenem Bekunden schlicht vergessen. Er habe die letzten Tage viel zu tun gehabt, so der Unternehmer.

Zum Vorwurf, er habe AfD-Vertreter Enrico Scholtka während des Treffens einige Unterlagen nicht aushändigen wollen, erklärt Hoffmann, er wollte, dass Scholtka die Unterlagen nicht „für die AfD missbraucht“.

Ein FWG-Abgeordneter sagt, ihn ärgere, dass es nach dem Wirbel um die Stasi-Vorwürfe jetzt wieder so einen Aufruhr gebe. An die Presse richtet er den Appell, die Sache „unter den Tisch fallen“ zu lassen. „Man wird in Strehla immer darauf angesprochen, was bei uns los ist. Man kommt sich richtig blöd vor.“ Obwohl es keinerlei Beweise gebe, seien zwei Abgeordnete durch andere infrage gestellt, fügt der Abgeordnete an. Einer durch die Stasi-Vorwürfe (die mittlerweile offenbar durch einen Mehrheitsbeschluss von der Agenda der Runde verbannt wurden). Und nun der Ortsvorsteher durch die Alkohol-Anschuldigung. „Es ist beschämend.“

Eine Anzeige, die mit dem Vorfall im Zusammenhang steht, liegt laut SZ-Anfrage bei der Polizei derzeit nicht vor.