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Medaille für einen Bischofswerdaer

Gottfried Kretzschmar sammelte über 5 000 Brillen für Menschen in Afrika. Dafür gab’s jetzt Edles zum Sammeln.

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© Regina Berger

Bischofswerda. Eine rote Tasche an einem Gartentor wurde zum Markenzeichen einer Bischofswerdaer Hilfsaktion. Jedes Jahr im Herbst konnte man Brillen, die man selbst nicht mehr trägt, dort hinein tun. Weit mehr als 5 000 Sehhilfen kamen so seit dem Jahr 2007 zusammen.

Initiiert wurde die Aktion von Gottfried Kretschmar, damals stellvertretender Vorsitzender des Museums- und Geschichtsvereins der Stadt, Er sammelte die Brillen für das von Albert Schweitzer gegründete Urwaldhospital in Lambarene (Gabun). Eberhard Wissel. Vorstandsmitglied im Albert-Schweitzer-Komitee und selbst Arzt, brachte die Brillen jedes Jahr in das afrikanische Land.

Am Montagabend war Eberhard Wissel Gast des ersten Vortrages des Museums- und Geschichtsvereins in diesem Jahr. Im Gepäck hatte er eine Gedenkmedaille für Albert Schweitzer und dessen Frau Helene aus rotem Böttger-Steinzeug und ein Buch über die Geschichte des Urwaldkrankenhauses. Beides überreichte er Gottfried Kretschmar. „Es ist eine Würdigung, über die ich mich natürlich freue“, sagte der 86-Jährige am Dienstag der SZ. „Ich habe die Brillen gern gesammelt, um Menschen zu helfen.“

Wie kann die Aktion weitergeführt werden?

In diesem Jahr wird die rote Tasche voraussichtlich nicht (mehr) am Gartentor an der Geschwister-Scholl-Straße hängen. Nicht, weil Gottfried Kretschmar diese Aufgabe nach acht Jahren in jüngere Hände geben wollte. „Wir hätten eine Lösung in unserem Verein gefunden“, sagt er. Doch das Urwaldkrankenhaus wird jetzt mit neuen Brillen aus Frankreich beliefert. Da werden die Spenden nicht mehr gebraucht.

Doch ganz will Gottfried Kretschmar von seiner Aktion nicht lassen. „Wir haben eingespielte Strukturen in Bischofswerda. Es gibt immer wieder Anfragen, wann wir denn wieder Brillen sammeln“, sagt er. Es wäre schade, das aufzugeben. Zumal in anderen Ländern der Dritten Welt durchaus Bedarf an Sehhilfen besteht, auch an gebrauchten. Im Museums- und Geschichtsverein sei man deshalb am Überlegen, ob man die Aktion weiter führt – in welcher Weise auch immer. „Ohne Partner in der Region, zum Beispiel einem Sozialverband, wird das aber nicht mehr zu leisten sein“, sagt Gottfried Kretzschmar. (szo/ir)