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Aktion „Nette Toilette“ zeigt Erfolge

Der Löbauer Seniorenrat hat für das Projekt bereits sechs Betriebe gewonnen. Eine Chance auf ein Zusatzgeschäft.

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© Rafael Sampedro

Von Markus van Appeldorn

Löbau. Bei einer guten Idee muss man Woicieck Rojewski nicht lange bitten, ob er mitmacht. Der Koch betreibt mit seiner Frau die Suppenküche „Gewölbe No. 5“ in der Löbauer Sporgasse. Als der Seniorenrat neulich bei den Wirtsleuten mit dem Projekt „Nette Toilette“ vorstellig wurde, hat Rojewski sofort Ja gesagt und sich vor etwa einem Monat das kleine Logo ins Fenster geklebt. Der Aufkleber hat Erfolg: „Seitdem waren vier ältere Damen hier, die das gesehen und unsere Toilette genutzt haben.“ Und das, obwohl durch die Sporgasse in der Altstadt lange nicht so viele Passanten laufen wie über den Altmarkt, Nicolaiplatz oder die Bahnhofstraße.

Die „Nette Toilette“ ist ein Angebot, das der Löbauer Seniorenrat in der Partnerstadt Ettlingen in Baden-Württemberg entdeckt hat. Wo das kleine Logo mit dem lachenden Mund an Läden oder Gaststätten klebt, wissen Besucher: Hier kann ich, wenn ich mal muss. Besonders Senioren spüren beim Stadtbummel oft ein dringendes Bedürfnis. Deshalb wollte der Seniorenbund die Aktion auch in Löbau etablieren und warb dafür bei Händlern und Gewerbetreibenden. Auch die Stadt sieht in der Aktion eine gute Ergänzung für die bestehenden öffentlichen Toiletten. Die gibt es zum Beispiel am Busbahnhof und am Nicolaiplatz. Bei beiden muss man eine 20-Cent-Münze zur Benutzung einwerfen. Die Stadt gibt aber durchaus zu, dass diese Anlagen manchmal sehr verunreinigt sind. „Man würde sich wünschen, dass die Toiletten so verlassen würden wie man sie gerne vorfinden möchte“, sagt Stadtsprecherin Eva Mentele. Eine Behindertentoilette gibt es im Verwaltungsgebäude am Altmarkt 17. Und gegen Hinterlegung eines Pfands kann man in der Touristinfo einen Schlüssel für die Toiletten in den Arkaden des Rathauses holen. Das aber alles bedeutet für Bürger und Besucher mehr Aufwand, als das gut sichtbare Schild „Nette Toilette“. Darüber hinaus eröffnet die freundliche Aktion teilnehmenden Geschäften die Möglichkeit, ein Zusatzgeschäft mitzunehmen. Nicht weil sie 20 Cent für den Toilettengang kassieren, sondern weil sie so bereits einen potenziellen Kunden im Laden haben. und weil Nettigkeiten sich herumsprechen, ist das auch eine gute Imagewerbung.

Der Stadtrat habe sich schon länger mit dem Thema Toiletten befasst, dass gerade für ältere Löbauer und Besucher ein Problem sei. Daher habe man bereits vor Jahren die Bereitschaft der Geschäftswelt getestet, Besuchern die Toilettennutzung zu gestatten, berichtet Franz-Heinrich Schulze vom Löbauer Seniorenbund. Nun haben die Senioren das Projekt selbst angestoßen. Die Resonanz der Aktion des Seniorenbundes aus der Löbauer Geschäftswelt kann sich sehen lassen: „Sechs Betriebe machen bereits mit“, informiert Franz Heinrich Schulze. Das sind die Metzgerei Richter in der August-Bebel-Straße, die Filiale von Metzger Wolf am Promenadenring, die Gaststätte Boné Ma an der Bahnhofstraße, das Gewölbe No. 5 in der Sporgasse und das Löbauer Therapiezentrum in der Breitscheidstraße.

Beim Therapiezentrum hat man noch keine großen Erfahrungen mit dem Angebot gemacht. Seit rund drei Wochen klebt das Logo an der Tür. „Unsere Postfrau benutzt regelmäßig unsere Toilette“, sagt Physio-Therapeutin Cindy Hoffmann, „das hat sie vorher aber auch schon getan. Aber jetzt hat sie ganz gewiss kein schlechtes Gewissen mehr dabei.“ Das Therapiezentrum am Rand der Innenstadt hat naturgemäß auch keine Laufkundschaft vor dem Laden. Cindy Hoffmann hält die Aktion „Nette Toilette“ für ein gelungenes Projekt, die Stadt bürger- und touristenfreundlicher zu machen. „Ich würde das Angebot auf jeden Fall nutzen“, sagt sie, „gerade als Frau sucht man beim Shoppen ja öfter mal eine Toilette.