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Akademie für junge Handballer

Bundes- und Landesligatrainer zeigen, was ein Team ausmacht.

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Von Birgit Ulbricht

Jeder soll sich ausleben und seine Stärken entwickeln, aber nicht auf Kosten anderer. Das ist Demokratie.“ Der das sagt, ist nicht etwa Politikwissenschaftler, sondern Handballtrainer. Frank Denne (52), Trainer des PSV-Knights Heidelberg und seit Jahren in der Landes- und Bundesliga als Coach unterwegs, will genau das schon dem jungen Handballnachwuchs beibringen. Genau deshalb ist er diese Woche bei der Handball-Akademie in Großenhain dabei gewesen. Zum ersten Mal übrigens – im Gegensatz zu seinen beiden Mitstreitern Tobias Führer und Matthias Kornes von der Handball-Akademie Griesheim. Ob die Kinder und Jugendlichen hier anders ticken als im Westen, wollen wir wissen? „Nein, eigentlich nicht“, überlegt er kurz. Die Kleinen, immerhin erst fünf bis acht Jahre, machen in der Rollsporthalle ihr erstes gemeinsames Spiel – und merken schnell, es ist gar nicht so einfach, den Ball nicht zum Falschen zu geben. Was hier noch putzig aussehen mag, sind die Grundlagen für alles Weitere. Auch laufen, hochspringen und gleichzeitig werfen? Das ist für manchen Knirps noch nicht so leicht. Die Größeren in der Halle machen letztlich nichts anderes, wenn freilich mit ganz anderer Raffinesse und Geschwindigkeit. Genau genommen geht es aber auch hier um Grundtechniken, Kondition, Mannschaftsspiel und immer wieder Üben. Die Trainer haben deshalb auch keinerlei Berührungsängste, ob sie nun eine Männer- oder Frauen-, Kinder- oder Erwachsenenmannschaft trainieren, sagen sie. Jeder soll dort abgeholt werden, wo er ist. Und wo ist der HC Großenhain?

„Wir trainieren hier die bis 12-, 13-Jährigen. Da sind wir nicht im Leistungsbereich. Wir wollen die Kinder in der Woche nicht trimmen, sondern wir sind in der Findungsphase, wollen unterstützen, Anstöße von außen geben – im Übrigen auch für die Trainer.“ Und was ist nun eigentlich ein gutes Team, das so oft von den Sportreportern beschworen wird? „Tja, das ist erst einmal die Frage, wie gehen wir miteinander um! Höflich. Respektvoll. Mit einer eigenen, klar formulierten Meinung.“ So jedenfalls sieht die Sache ein Handballcoach. Der Rest ist Zusammenwachsen und natürlich Spiel, Spiel, Spiel. Ein wenig davon haben Frank Denne und Co fünf Tage lang in die heimische Rödertalhalle gebracht.

Der berühmte Blick von außen

Zehn Wochen Training entspricht das Pensum etwa in der üblichen Vereinsarbeit, hat Steffen Hubrich für sich überschlagen. „Ich darf mich Trainer nennen“, sagt er angesichts der Experten auf dem Parkett, und „ich lerne selbst sehr viel.“ Auch Wiebke Förster macht sich Notizen – sie trainiert die Mädchen der D-Jugend – will etliches in ihr Training einbauen. Dass sich der Verein einmal im Jahr einen Blick von außen leistet, gibt auch den hiesigen Trainern etwas, vielleicht mal Positionen umzubesetzen, im Training etwas umzustellen. Wie einfach es ist, die Aufmerksamkeit der Kinder zu bekommen, zeigen die Zettelwände hinter den Trainern. Sie haben die Kinder gefragt, was sie eigentlich von der Handball-Woche erwarten. Sogar die ganz Kleinen. Herausgekommen sind viele konkrete Ziele, die jedem Einzelnen wichtig waren. Das ging so weit, dass sich die C-Jugend einig geworden ist, etwas mehr für die Kondition zu tun und sich vorm regulären Trainingsbeginn in der Halle noch zu einer Viertelstunde Laufen zu treffen. Eine Traineranweisung hätte vielleicht für lange Gesichter gesorgt – so war es das eigene Ziel der Mannschaft. Teamgeist darf natürlich auch zum Lachen sein und heißt eine der Tagesaufgaben: Wie bekommt man zwölf Mann auf einen Hocker? Für Steffen Hubrich, der diese Woche Urlaub genommen hat, ist die Handball-Akademie wieder ein echtes Highlight des Jahres geworden. Längst sind viele junge Großenhainer Spieler auf der Sportschule oder spielen für die Bundesliga. Wer weiß, vielleicht war ja ein kommendes Talent wieder dabei.