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Affenliebe hält schon 30 Jahre

Maike Probst wuchs mit Zirkustieren auf. Ihr Herz gehört heute den Pavianen. Dafür steht sie in der Kritik.

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© Jörn Haufe

Von Jana Mundus

Die Affenmacke hatte sie schon als Kind, sagt Maike Probst. Als jüngster Spross der Zirkusdynastie Probst kannte sie Affen aus der Manege. „Es gab Nummern mit Rhesusaffen, die fand ich toll“, erzählt sie. Doch richtig beeindruckt war sie seit jeher von Pavianen. Nur gelten die als gefährlich. Derzeit treten Maike Probst und ihr Mann Jörg im Dresdner Weihnachtscircus gleich mit drei Pavianen auf. Ihre Show ist in Europa einmalig, zweimal wurden sie dafür beim Internationalen Zirkusfestival in Monaco ausgezeichnet. Doch manchen Tierschützern ist das zu viel. Das bekam Familie Probst in Dresden zu spüren.

Die Falschmeldung, der Weihnachtscircus müsse alle Vorstellungen absagen, sorgte vor einigen Tagen für Verwirrung. Kurz vor der Premiere hatten Unbekannte E-Mails mit dieser Information verschickt. Angeblich hätte das Veterinäramt Mängel bei der Tierhaltung festgestellt. Die Tierschutzorganisation Peta und die Tierrechtsgruppe Dresden distanzierten sich von dem Schreiben. Wenige Tage später wurde ein Bekennerschreiben verschickt – unterschrieben von Alf, dem Außerirdischen. Die Urheber bleiben anonym. Auch im neuen Schreiben wiederholten sie den Vorwurf, dass Tiere durch Gewalt und Quälereien zu Kunststücken gezwungen werden.

Maike Probst ärgert sich über solche Aktionen. „Viele vermeintliche Tierschützer, die solche Dinge behaupten, wissen doch gar nichts von unserer Arbeit.“ Sie steht vor dem Anhänger, in dem die Paviane derzeit leben. Davor ist ein geräumiges Außengehege aufgebaut. Laut Vorschrift zwar fünf Quadratmeter zu klein, doch das Dresdner Veterinäramt erteilte eine Ausnahmegenehmigung, weil das Gastspiel des Weihnachtscircus nur bis zum 5. Januar dauert.

„Solche Quadratmeterzahlen sind für Behörden wichtig. Mir geht es aber darum, dass sich meine Affen wohlfühlen.“ Und das täten sie. Zwei der drei Paviane lassen sich gerade ihr Gemüsefrühstück im Gehege schmecken und beobachten ganz genau, was Maike Probst tut. Dann geht sie zur Tür des Anhängers und öffnet sie. Sofort sind die Affen da, klettern neugierig heraus. Jatzek ist 19 Jahre alt, Isidor zwölf. Die Oma in der Gruppe ist die 25-jährige Janni. Auch der 21-jährige Rhesusaffe Klaus gehört zur Gruppe. Die Tiertrainerin braucht keine Hilfsmittel, hat keine Peitsche oder einen Haken in der Hand. Die Paviane kommen trotzdem zu ihr, klettern auf den kleinen Absperrzaun aus Metall, umarmen sie. „Wir gehören zusammen, so ist das nun mal.“

In Thüringen haben sie und ihr Mann einen großen Hof, auf dem sie mit ihren Tieren leben. Neben den Affen wohnen dort auch ein Riesenesel, Wollschweine und Ziegen. „Nur gut 20 Prozent des Jahres sind wir mit ihnen unterwegs.“ Auf dem Hof hätten auch die Paviane oft Gelegenheit, sich frei zu bewegen. Das ginge aber nur, weil Maike Probst selbst Teil der Gruppe ist. „Das ist eine Gemeinschaft, und ich gehöre dazu. Ich bin hier quasi der Oberaffe“, sagt sie mit einem Lächeln.

Für die Liebe zu den Affen hatte ihr Vater, Zirkusdirektor Rudolf Probst, anfangs nur wenig Verständnis. „Er meinte immer, sie würden mich irgendwann gefährlich verletzen.“ Wenn Isidor und Co. ihre Zähne zeigen, weiß man, warum. Die Eckzähne sind lang und spitz, noch furchteinflößender als manches Hundegebiss. Doch nach knapp 30 Jahren Arbeit mit Pavianen kennt die 48-Jährige die Art genau. „Ich habe jede Dokumentation gesehen, jeden Schnipsel über sie gelesen.“ Im Jahr 1987 kam der erste Pavian zu ihr. Der Merseburger Zoo löste damals seine Affengruppe auf. „Es war einfach faszinierend, und irgendwann wusste ich, das Gerede über den schwierigen Charakter der Paviane ist Quatsch.“ Die Tiere seien sehr intelligent und sehr aufmerksam.

Während Maike Probst erzählt, halten die Paviane Wache. Sie sitzen neben ihr auf dem Metallzaun, einer schaut nach vorn, ein anderer nach hinten. Sie beschützen ihre Gruppe und den menschlichen Oberaffen. Affendame Janni, die „Omi“ genannt wird, sitzt auf dem Boden. Als sich die Tiertrainerin zu ihr herunterbeugt, wird sie mobil, reicht ihr die Hand, will gestreichelt werden. „Eigentlich war Omi schon in Rente. Aber bei Gastspielen waren die Jungs ohne sie so traurig, und auch sie fühlt sich besser in der Gesellschaft.“ Also kommt sie bis heute mit.

Maike Probst kann nicht ohne die Affen. „Ich lebe mit und für die Tiere.“ Dass sie ab und an Kritik von Tierschützern einstecken muss, damit lebt sie ebenfalls. „In ihrer afrikanischen Heimat werden Paviane mancherorts als Plage angesehen, wie Ratten. Dort erschießt man sie einfach.“ Das Leben in Freiheit hätte auch seine Schattenseiten.