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Affenliebe

Elisabeth Promm kennt die Totenkopfaffen im Schiebocker Tierpark so gut wie niemand. Kein Wunder.

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© Regina Berger

Von Constanze Knappe

Elvis ergreift die Flucht. Irgendetwas hat das Totenkopfäffchen im Tierpark Bischofswerda so beunruhigt. Er flitzt in den Schutzkasten. Etwa in der Größe eines Nistkastens hängt das Versteck weit oben, bietet Windschutz, besten Überblick übers Gehege – und Sicherheit. Denn der Gewöhnliche Totenkopfaffe, wie die Unterart heißt, wird von seinen Artgenossen, den vier Bolivianischen Totenkopfaffen, zuweilen im Spiel gejagt. Das Versteck hängte Elisabeth Promm für Elvis im vorigen Jahr auf. Die „Affenmutter“ weiß, was ihren Schützlingen gut tut. Ja, es habe auch etwas von Mütterlichkeit, sagt die 58-Jährige.

Elisabeth Promm ist ehrenamtliche Tierpflegerin. Sie kam dazu 2006, als sie in einer Maßnahme des zweiten Arbeitsmarkts beschäftigt war und gefragt wurde, ob sie im Tierpark mal bei der Reinigung und Tierpflege helfen würde. Als Dorfkind, wie sich die gebürtige Mecklenburgerin bezeichnet, hatte sie kein Problem damit.

Brei kochen und Obst schnippeln

So landete Elisabeth Promm, die seit 1979 in der Stadt lebt, im Tierpark und blieb auch nach der Maßnahme. Mit viel Spaß. Von den Totenkopfäffchen hat sie jeden genau beobachtet, Aussehen und Charakter studiert und ihnen die Namen verpasst. Pascha zum Beispiel war zuerst der Boss in der Affenbande, bis ihm Ihro den Rang streitig machte. Und der heißt so, weil das Fell auf seinem Kopf anfangs wie der Haarschmuck eines Irokesen-Indianers aussah.

Mehrere Stunden täglich verbringt Elisabeth Promm im Tierpark, kocht Brei für die Affen, schnippelt Obst, reinigt ihr Gehege und schmust mit ihnen. Besonders mit Pascha. Der war vor längerer Zeit schwer krank, verlor rapide an Gewicht und hatte den Temperaturen draußen nicht mehr viel entgegen zu setzen. Er hätte sterben können. Kurzerhand setzte sie sich den kleinen Kerl in ihrer Jacke auf die Brust.

Der zierliche Affe genoss die menschliche Wärme und weiß das Vertrauen bis heute zu schätzen. Wie auch Elisabeth Promm. „Keiner kennt die Totenkopfäffchen so gut wie sie“, sagt Tierparkchefin Silvia Berger. „Sie ist den Äffchen vertraut, denkt sich Beschäftigungen für sie aus und sieht sofort, wenn sich einer ihrer Schützlinge nicht wohlfühlt.“

Anfangs sei es nur eine Maßnahme gewesen, sagt Elisabeth Promm. Von Hause aus sehr tierlieb, gefällt es ihr seitdem gut bei den Affen, die höchstens 35 Zentimeter groß und 1100 Gramm schwer werden. Ohne die Tiere, da würde ihr etwas fehlen. „Nur zu Hause sitzen, das geht gar nicht“, sagt sie. Und auch ihr Mann weiß, dass sie im Tierpark gut aufgehoben ist.

Totenkopfäffchen werden in menschlicher Obhut bis zu 20 Jahre alt. Normalerweise leben sie in Südamerika. Doch durch die massive Waldrodung dort wurde vielerorts ihr Lebensraum drastisch eingeschränkt. Der Tierpark Bischofswerda beteiligt sich an einem Europäischen Schutzprogramm und führt eine Gruppe mit fünf männlichen Tieren. Die könnten jederzeit an andere Zoos vermittelt werden.

Tierpark Bischofswerda, ab November tgl. geöffnet von 9 bis 17 Uhr. Erwachsene zahlen 3 Euro, Kinder 2 Euro.