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AfD-Mitglied verteidigt Pegida

Christliche Unternehmer der Oberlausitz haben sich einen Anwalt aus Dresden eingeladen. Der fragt auch, warum die Kirche zu Gegendemos aufruft.

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Von Andreas Herrmann

Kottmar. Gottfried Mitrasch, Leiter des Verbands Christen in der Wirtschaft Oberlausitz, hat kürzlich im Eibauer Brauhaus am Faktorenhof sehr genau zugehört: Da hat der Freitaler Rechtsanwalt Hartmut Heinrich Roth über die sogenannten Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (Pegida) und ihre Demos in Dresden gesprochen. Dies hat Mitrasch und einige Dutzend weitere Oberlausitzer Unternehmer angezogen.

Roth ist Jurist, Verkehrsrechtler, AfD-Mitglied und war, wie viele andere auch, zunächst nur aus Neugier bei Pegida dabei. Nun läuft er regelmäßig mit und hat dabei ein Bild gewonnen, das Pegida nach seiner Aussage nicht in die rechtsradikale Ecke rückt. Er spricht auf verschiedenen Veranstaltungen und in Medien über seine Eindrücke – und verweist wie in Eibau dabei auch auf den Dresdner Politikprofessor Werner Patzelt. „Um Ausländer integrieren zu können, muss man selbst auch Patriot sein, sein Land lieben und gern hier leben“, hatte dieser einmal gesagt. Dem kann sich Roth anschließen. Ausländer, die hier leben wollen, müssten deshalb auch sagen, was sie konkret in Deutschland einbringen könnten, sagte er und ging auch auf aktuelle Zuwanderungszahlen ein. Gerade einmal 1, 7 Prozent aller Asylanträge würden bewilligt. Zusammen mit Kriegs-Flüchtlingen, die auf Basis der Genfer Konvention in Deutschland sind, seien es rund 30 Prozent ausländische Bürger, die zunächst hierbleiben können.

Die Frage nach Pegida geht laut Roth jedoch tiefer. „In Dresden läuft eher der nachdenkliche Mittelstand. Das sind keine Verführer und auch keine Rechtsradikale“, sagte er in Eibau. Das Problem für den Unmut sieht er eher in einer Weltfremdheit und mangelnder Problemlösungsfähigkeit der Politik. Die schicke den Sänger Roland Kaiser für das Volk. Damit würden keine Bedenken und keine Politikverdrossenheit ausgeräumt. Immerhin gingen fast 50 Prozent der Bevölkerung nicht mehr wählen. Das habe auch nichts mit Pegida zu tun. Warum sei es so schwer, Gelder für mehr Lehrer oder Schulsanierungen frei zu machen, wenn es auf der anderen Seite bei Flüchtlingsheimen plötzlich ganz schnell gehe, fragt Roth. Hier sieht er einen Gesellschaftskonflikt, der sich bis in die Reihen der Gegendemonstranten zieht. Warum, so eine andere Frage von Roth, tritt die Kirche so intensiv proislamisch auf, wenn andernorts Christen der Kopf abgeschlagen werden. Bei den Pegida-Demonstrationen in Dresden gehörte die Kirche neben der Antifa und den Gewerkschaften zu den wichtigsten Gegendemonstranten. Das ist eine Tatsache, die die Oberlausitzer Wirtschaftschristen an diesem Abend durchaus nachdenklich machte. Auch hier sieht Roth einen Konflikt zwischen Kirchenleitung und verunsicherter Basis.

Konkrete Schlüsse für die Oberlausitz aus dem Vortrag wollten die hiesigen Christen aus dem Vortragsabend nicht ziehen. „Aber wir machen uns Sorgen, wo das alles hinführt, weil keiner so richtig weiß, wie es weitergeht“, so Gottfried Mitrasch. Als Christen habe man aber Jesus und die Bibel. Das leite, gebe Mut und Hoffnung.