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Ärztewechsel am Obermarkt

Sevelina Doitcheva führt die Praxis von Dr. Roland Katzer weiter. Speziell für diese Arbeit hat die Bulgarin Deutsch gelernt.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Um ihren Wunschberuf ausüben zu können, hat Sevelina Doitcheva einen langen Weg auf sich genommen – sowohl, wenn man die Ausbildung als auch die Kilometer betrachtet. Denn die 44-Jährige ist in Bulgarien aufgewachsen. Dort studierte sie am Universitätskrankenhaus in Sofia und am Medizinischen Institut in Varna. Der Abschluss war ein medizinisches Diplom. „In Bulgarien gibt es keine Spezialisierung“, erklärt Sevelina Doitcheva. Aber die strebte sie an. „Ich wollte eine Weiterbildung in der Psychiatrie und Psychotherapie“, sagt sie. In Bulgarien war das allerdings nicht möglich. Deshalb lernte sie neben der Arbeit Deutsch, um sich in Deutschland in den Fachrichtungen zu qualifizieren. „Hier ist das besser geregelt“, meint sie.

Im November 2011 begann sie ihre Ausbildung im Fachkrankenhaus Bethanien in Hochweitzschen. Das organisierte und finanzierte einen weiteren Deutschkurs, in dem es vor allem um medizinische Fachbegriffe ging. An dem haben neben der Bulgarin vier weitere ausländische Ärzte teilgenommen. Sevelina Doitcheva empfand es als sehr angenehm, dass sie gleichzeitig arbeiten und sich weiterbilden konnte. „Das ist in Bulgarien nicht möglich“, meint sie.

In Bulgarien gibt’s keine Reha

Ohnehin gebe es viele Unterschiede zu ihrem Heimatland, die sie bestärken, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. „Hier hat der Arzt mehr Freiheiten“, sagt Sevelina Doitcheva. Damit meint sie, der Arzt hat mehr Möglichkeiten und Zeit, sich um den Patienten zu kümmern. Ein depressiver Patient werde in Bulgarien maximal zehn Tage lang im Krankenhaus behandelt, in Deutschland seien bis zu sechs Wochen möglich, nennt sie ein Beispiel. Außerdem gebe es in ihrem Heimatland nur psychotherapeutische Ansätze und keinerlei Rehabehandlungen. Wie die in Deutschland aussehen, hat Sevelina Doitcheva in der Bavaria Klinik Kreischa kennengelernt.

Inzwischen hat die Bulgarin ihre Ausbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie beendet und die Praxis von Dr. Roland Katzer am Döbelner Obermarkt übernommen. Die Stelle in der Nebenbetriebsstätte des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Brand-Erbisdorf war bereits seit dem 1. Juli 2016 vakant. Denn Roland Katzer wurde zum 30. Juni in den Ruhestand verabschiedet. Ohne ärztliche Hilfe mussten die Patienten in den darauffolgenden Monaten trotzdem nicht auskommen. „Übergangsweise haben die Stelle mehrere Ärzte aus dem Fachkrankenhaus Hochweitzschen besetzt“, erklärt Michael Veihelmann, Theologischer Geschäftsführer in Hochweitzschen. In der Döbelner Tagesklinik des Fachkrankenhauses wird Sevelina Doitcheva zusätzlich tätig sein.

Die Bulgarin will weiter in Deutschland leben und arbeiten, auch wenn ihr 21 Jahre alter Sohn in ihrer Heimat bleibt. Inzwischen habe sie sich an die so ganz andere Mentalität gewöhnt, sagt sie schmunzelnd. Die Deutschen seien viel ruhiger, die Bulgaren dagegen emotionaler und lauter, hat sie festgestellt. „Wenn hier jemand lauter spricht, wird er schnell mal als aggressiv bezeichnet. Bei uns ist das normal“, vergleicht sie.

Die Ausbildung geht weiter

Persönlichkeitsstörungen würden in Bulgarien selten diagnostiziert. Das liege aber auch daran, dass die Deutschen offener mit privaten oder familiären Problemen umgehen. „Sie suchen eher Hilfe bei einem Arzt. In Bulgarien sprechen sie in denselben Situationen mit Verwandten“, so Sevelina Doitcheva. Sie hofft, dass sie sich noch mehr weiterbilden kann. „Ich würde gerne eine Zusatzausbildung für Gruppentherapien in der Verhaltenstherapie absolvieren“, sagt sie. Aber in diesem Jahr ist der entsprechende Lehrgang bereits ausgebucht.

Kontakt unter Telefon 03431 710378