Merken

Ärzte mit Krisengespräch unzufrieden

Um die Bereitschafts- und Notarztdienste ging es in der Runde im Görlitzer Rathaus, die aber ohne nennenswertes Ergebnis verlief.

Teilen
Folgen
© Archivfoto: Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Der pure Frust: Den kann Dr. Ralph Tinzmann auch ein Krisengespräch über die Ärzte-Situation in der Stadt nicht nehmen. Zusammen mit seinem Kollegen Dr. Andreas Kinscher – ebenso Notarzt wie Tinzmann – ist er am Montag einer Einladung von Oberbürgermeister Siegfried Deinege zu einem Expertentreffen ins Rathaus gefolgt. Es war der Versuch, die verfahrene Situation um die Notarzt- und Bereitschaftsdienste in und um Görlitz zu analysieren, diskutieren und vielleicht zu deeskalieren.

Denn dramatisch genug ist die Lage. Obwohl es zahlenmäßig genug Ärzte gibt, die Dienste übernehmen könnten, sind es an Sonn- und Feiertagen immer dieselben drei bis vier Mediziner, die dann tatsächlich im Plan stehen. Andere können aus Altersgründen nicht mehr oder wollen nicht. So stehe auch für Pfingsten noch nicht ein einziger Name in der Bereitschaftsliste.

Eine Debatte darüber ist ausgebrochen, nachdem vor einigen Wochen ein tschechischer Arzt auf dem Weg zu einem Patienten geblitzt worden war. Dadurch kam das ganze Notarzt-Dilemma an die Öffentlichkeit. Doch obwohl sie ihre Lage darlegen konnten – und zwar vor so wichtigen Experten der Notarztversorgung wie der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), der Leitung des Städtischen Klinikums und der Arge – findet Notarzt Tinzmann, dass das Gespräch nicht viel gebracht hat. „Ich konnte zwar nur eine Stunde dabei sein, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir vorwärts gekommen sind. Dass wir in diesem Kreis keine Lösung finden werden, war klar. Wenn nur mit Zahlen um sich geworfen wird, weiß ich, dass man unser grundsätzliches Problem nicht versteht“, sagt Tinzmann, der erst kürzlich in der SZ erklärt hatte, dass die von der KV beschlossene Neueinteilung der Bereitschaftsdienste im Raum Görlitz für die betroffenen Ärzte eine Katastrophe sei.

Die Stadt zitierte in einer Pressemitteilung gestern den OB: „Es waren sehr analytische Gespräche, die die Komplexität des Versorgungssystems herausstellten und auch die Emotionen des Themas transportierten.“ Die erste Beratung habe ergeben, dass es auf allen Seiten Bestrebungen gibt, die Notfallversorgung sicherzustellen, die Belastung für die Mediziner handhabbar zu gestalten und ein qualitativ hochwertiges Dispatcher-Netz zu garantieren. Die Gespräche sollen fortgesetzt werden. Ralph Tinzmann glaubt nicht, dass das viel bringt. Im Gegenteil, er prophezeit, dass die Lage „ eskalieren wird in den nächsten Monaten.“