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Ärger unter den Linden

Die Bäume an der Sonnenstraße wurden geschnitten. Dies sorgt jedoch für Unverständnis bei einigen Naturschützern.

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© Dietmar Thomas

Von Eric Mittmann

Hartha. Die Linden am unteren Teil der Harthaer Sonnenstraße wurden in den vergangenen Tagen einem sogenannten Pflegeschnitt unterzogen. Aus Sicherheitsgründen, wie es vonseiten der Stadtverwaltung heißt. „Das tote Holz wurde entfernt. Es handelt sich dabei um reine Pflegearbeiten, zu denen wir als Stadt verpflichtet sind“, erklärt Ronald Fischer, Leiter des Harthaer Bau- und Ordnungsamtes.

Die Arbeiten stoßen jedoch nicht überall auf Verständnis. „Ich denke, das ist wahnsinnig übertrieben. Zumindest ist es völlig unüblich, die Krone eines Baumes auszuschneiden“, sagt Wolfgang Pönisch, Diplombiologe und Mitglied des NABU-Vereins. Seit Jahren habe er sich zusammen mit seinem ehemaligen Vereinskollegen Klaus Friedrich für die Natur in Hartha und den Erhalt der Linden eingesetzt. „Ein Rückschnitt dieser Art bedeutet einen erheblichen Schaden – nicht nur für die Bäume, sondern auch für die Umwelt“, so Pönisch.

Seinen Überlegungen zufolge haben die 14 nun beschnittenen Bäume vor ihrem Eingriff etwa 1,6 Millionen Liter Sauerstoff pro Jahr freigesetzt. „Gleichzeitig werden in dieser Zeit 25 Millionen Liter Luft gereinigt. Doch nicht nur das: Die Bäume regulieren auch den Wasserhaushalt und beeinflussen das Klima in ihrer Umgebung“, erklärt der Experte. Dass die Linden jemals wieder diese Leistungsfähigkeit erreichen, bezweifelt er. „Es wird Jahre dauern, bis die Bäume wieder treiben. Eine solche Maßnahme ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt der Naturschützer.

„Ich gebe Herrn Pönisch da vollkommen Recht. Wir müssen sehr sorgsam in solchen Angelegenheiten vorgehen“, erklärt Bauamtsleiter Fischer dazu. Dem schließt sich auch Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) an. „Ich kann Herrn Pönisch da vollkommen verstehen. Wir haben diese Maßnahme auch lang und breit diskutiert. Allerdings mussten wir handeln. Zwei der Bäume mussten wir sogar fällen lassen, weil sie sonst beim nächsten Sturm umgestürzt wären“, so der Bürgermeister.

Pönisch schien sich damit jedoch nicht zufriedenzugeben und bat darum, bei solcherlei Entscheidungen einbezogen zu werden. „Mir geht es um eine Zusammenarbeit“, schlägt er vor.

Bauamtsleiter Fischer stimmte dem zumindest teilsweise zu. „Wir können uns in solchen Angelegenheiten gern verständigen. Allerdings befanden wir uns in diesem Fall tatsächlich in der Handlungspflicht. Wäre beim nächsten Sturm ein Ast abgebrochen und auf ein Auto gefallen, hätten wir am Ende noch eine Anzeige erhalten, wenn nicht gar Schlimmeres passiert wäre.“

Auch nicht jeder Anwohner stört sich so sehr am Verschnitt der Linden. „Die Bäume müssen jetzt nicht komplett weg, aber ein bisschen mehr hätten sie schon gekürzt werden können. Gerade bei Sturm sind sie schon ein erhebliches Sicherheitsrisiko“, sagt beispielsweise Peter Nebe, dessen Haus direkt gegenüber den Bäumen steht.