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Ärger um Taubenkot

In der Inneren Weberstraße drohen Mieter wegen der Sauerei bereits mit Auszug. Eine Lösung hat niemand parat.

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© Mario Heinke

Von Mario Heinke

Zittau. Thomas Stange greift seit 14 Tagen öfter zum Straßenbesen als sonst. Auf dem Gehweg vor seinem Geschäft „Outdoor-Semester“ in der Inneren Weberstraße 17 liegen neuerdings Unmengen Federn und Taubenkot. Der Kot, getrocknet und frisch, sticht sofort ins Auge, weil er grauweiß ist.

Die Spuren der Problemtauben.
Die Spuren der Problemtauben. © Mario Heinke
Mieter haben mit Kündigung gedroht.
Mieter haben mit Kündigung gedroht. © Mario Heinke

„Ist ja ekelhaft“, sagt eine ältere Dame im Vorbeigehen und wechselt auf die Fahrbahn. Stange hat noch keine Erklärung für die Sauerei, die vor 14 Tagen begann. Eine Nachbarin, die ein Geschäft in der Nähe von Stanges Wanderladen betreibt und nicht genannt werden möchte, glaubt die Ursache zu kennen. Sie zeigt auf die Fassade der Hausnummer 21 und sagt: „Bisher waren die Tauben in der Ruine, jetzt sind die Fenster mit Holzbrettern verschlossen“, so die Geschäftsfrau. Sie vermutet, dass die Tauben deshalb „umgezogen“ sind, weil sie nicht mehr über die Fensteröffnungen in das marode Gebäude hineinkommen. Thomas Stange kann aus seinem Schaufenster heraus beobachten, wie sich die Tauben gegenüber auf dem barocken Türstock des Graetzschen Hauses eingerichtet haben und auf das historsiche Gestein koten. Das Zentrum der Verunreinigung liegt unübersehbar im Bereich zwischen der Inneren Weberstraße 13 und 21, auf beiden Straßenseiten.

Cornelia Marter von „Tri-Immobilien“ verwaltet mehrere Häuser in der Straße. Sie bekommt die Beschwerden der Mieter und Gewerbetreibenden als Erste auf den Tisch. „Die Mieter befürchten gesundheitliche Schäden und sind angeekelt“, sagt sie. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft warnt auf ihren Internetseiten vor den krankheitserregenden Organismen, wie Bakterien, Hefen und Pilze, die sich in Taubenkot befinden. Aber nicht nur die Hinterlassenschaften der Vögel sind problematisch. Krankheitserreger können auch am Gefieder der Tauben haften und beim Aufflattern der Tiere in den Luftraum gelangen. Zu den gesundheitlichen Risiken gesellen sich die Schäden an Gebäuden, denn Taubenkot wirkt durch die enthaltene Salpetersäure hochgradig ätzend. Die Nistmaterialien der Tauben verstopfen zudem Regenrinnen und Abflussrohre.

Regelmäßig schickt Frau Marter nun einen Hausmeister in die Innere Weberstraße, der den Taubenkot vor den Gebäuden entfernt. Einige Mieter drohen bereits mit Auszug, erzählt sie. Klar ist, für die Sauberkeit des Gehweges ist zunächst einmal der Grundstückseigentümer verantwortlich. Frau Marter hält es dennoch für unzumutbar, wenn den Eigentümern zusätzliche Kosten entstehen, weil die Tauben in benachbarten, leerstehenden Häusern einen paradiesischen Lebensraum vorfinden. Da helfen die eigenen Taubenabwehrmaßnahmen der Hauseigentümer in der Nachbarschaft nur noch bedingt. Sie schlägt in einem Brief an den Oberbürgermeister vor, dass die Stadt die Tauben mittels Schreckschusspistole vergrämt.

Bürgeramtsleiter Uwe Pietschmann habe sich auf der Inneren Weberstraße bereits umgesehen und eine größere Menge Tauben in der leerstehenden Nummer 15 ausgemacht, erklärt Oliver Eiselt vom Bürgeramt gegenüber der SZ. Pietschmann konnte sich am Dienstag wegen Krankheit selbst nicht dazu äußern. Die Stadt will sich mit den Fachbehörden des Landkreises beraten. „Die Gesetzgebung und insbesondere der Tierschutz lassen sehr wenige Möglichkeiten offen“, sagt Stadtsprecher Kai Grebasch. Ein Vergrämen der Tiere durch in die Luft schießen, wie man es noch vor ein paar Jahren bei Krähenkolonien angewandt hat, ist nicht mehr erlaubt und würde auch nicht den gewünschten Erfolg bringen, sagt Grebasch. Er versichert, dass die Verwaltung dranbleibe.