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Ärger um Straßengräben

Immer wieder werden bei Starkregen Höfe, Garagen und Keller überflutet. Vor allem in den dörflichen Ortsteilen von Bautzen ist der Unmut darüber groß.

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© Uwe Soeder

Madeleine Arndt

Bautzen. Erst brennt die Sonne, dann türmt sich eine dunkle Wand am Himmel auf und plötzlich schüttet es wie aus Kannen. Rinnsale fließen die Straßen entlang, werden zu Bächen und bringen die Kanalisation schnell an ihre Grenzen. Extreme Wolkenbrüche treten seit einigen Jahren häufiger auf. Vor allem die Anwohner der in Bautzen eingemeindeten Ortschaften fühlen sich im Stich gelassen, wenn sie mal wieder geflutete Garagen und Keller leer pumpen müssen oder ihr Hof voller Schlamm ist. Dabei sind nicht alle Überschwemmungen ein Akt höherer Gewalt, sondern sie könnten vermieden werden.

Manfred Kieschnik steht auf der Straße vor dem Ortseingang von Bolbritz und zeigt auf den Rand. Wo sich eigentlich der Straßengraben langziehen sollte, blickt man auf alte Laubhaufen, hohe Grasbüschel oder einige Meter Schlamm. Zwischendrin öffnet sich der Raum dieses Biotops dann für ein Abflussgitter umgeben von einem Ring aus Pflastersteinen. „Hier kommt das Wasser gar nicht hin, denn alles ist zugewachsen“, sagt der Ortsvorsteher von Salzenforst und Bolbritz. Und der Starkregen schwemme das ganze Laub auf die Abflüsse. „Dann ist dort natürlich Schluss.“ Die Pflege der Straßengräben im ländlichen Raum der Stadt Bautzen sei vernachlässigt worden, stellt der CDU-Mann fest. „Die Gullys sind zu, die Gräben sind zu. Das ist das Problem.“

Dieser Ansicht ist auch der Ortsvorsteher von Niederkaina, Norbert Haupt (CDU). Viele Überschwemmungen seien hausgemacht. Beispielsweise schwemme liegen gelassenes Gras bei Regenfällen auf und verstopfe die Gullys. Manchmal seien die Einläufe noch voll Laub aus dem vergangenen Herbst. In Niederkaina bilden sich bei Starkregen an drei Stellen regelmäßig Seen auf der Straße aus: an der Kreuzung Purschwitzer Straße/Niederkainaer Straße bei der Budissa AG, auf der Niederkainaer Straße in Höhe der Propangasstation und auf der Alten Dorfstraße in der Nähe vom Tierarzt. „Man müsste regelmäßig die Gullys reinigen, um das Risiko von Überschwemmungen zu minimieren“, fordert Niederkainas Ortsvorsteher.

Umdenken bei der Stadt

Überflutungen treten meist bei Gullys auf, die in einer Senke liegen, wie Andrea Hentzschel vom städtischen Tiefbauamt erklärt: „Laub und Splitt laufen dann bei Regen konzentriert in den Einlauf.“ Im Prinzip müsste hier nach jedem Guss gereinigt werden. Zwar würden Straßenwärter die Einläufe regelmäßig kontrollieren, bei häufigen Gewittern könne aber unter anderem an der Propangasstation und beim Tierarzt nicht gewährleistet werden, dass diese immer frei sind. Dennoch gibt es ein Umdenken. „Die Stadt hat erkannt, dass aufgrund der Starkregenereignisse der letzten Zeit die Reinigung häufiger erfolgen muss. Wir erarbeiten gerade ein neues Konzept“, berichtet Hentzschel.

Ganz andere Probleme bereitet laut Hentzschel das wild abfließende Oberflächenwasser der Felder. „Hier kann eine Straßenentwässerung nie in der Lage sein, diese Dimensionen aufzunehmen. Das betrifft etwa den Bereich Budissa, die Straße vor Bolbritz und zwei Stellen in Ober- und Niederuhna. In Niederuhna erwischte es die Anwohner besonders schlimm, als bei einem Unwetter im Mai eine regelrechte Schlammlawine die Grundstücke unter sich begrub. Bei einem Vor-Ort-Termin sprachen an diesem Mittwoch Vertreter der Landesdirektion, des Landkreises und der Stadt mit den betroffenen Bürgern.

Pflege wird unterschiedlich gehandhabt

Kieschnik hat hingegen weiter das Gefühl, dass sich keiner so recht für die Straßen verantwortlich fühlt. Das hat sicherlich auch mit der komplizierten Aufteilung der Zuständigkeiten zu tun. So ist außerhalb der Ortsdurchfahrten der Landkreis für die Pflege der Straßengräben zuständig – egal, ob es sich in diesem Fall um eine Bundes-, Staats- oder Kreisstraße handelt. Innerhalb der Orte muss sich die Stadt kümmern, die dafür ihre Beteiligungs- und Betriebsgesellschaft (BBB) in die Spur schickt. Führt aber eine Bundesstraße durch den Ort, ist die Stadt aus dem Schneider und das Straßenbauamt des Landkreises wieder für sie verantwortlich.

Die Pflege wird unterschiedlich gehandhabt. Nur zweimal jährlich lässt der Landkreis die Gräben mähen, informiert Sabine Rötschke vom Landratsamt. Das gehäckselte Schnittgut bleibt als Mulch vor Ort. Die BBB rückt dagegen dreimal jährlich aus, um das Grün an den Fahrbahnen wegzuschneiden. „Sollten in den Straßenabschnitten Gitter oder Durchlässe sein, so werden diese bei der Nachmahd gereinigt“, erklärt BBB-Sprecherin Kerstin Träger. Verstopfte Straßeneinläufe im städtischen Zuständigkeitsgebiet werden laut Andrea Hentzschel auch auf Zuruf gereinigt. Die Bürger können sich hierzu unter den Telefonnummern 534661 und 534108 melden.