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Ärger um Rauchverbot ist verpufft

Vor zehn Jahren wurde in Sachsen das Gesetz verabschiedet. Inzwischen können damit viele gut leben.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke, Maria Lotze und Madeleine Arndt

Riesa. Besucherschwund, Umsatzeinbruch, Kneipensterben – der Aufschrei der Gastronomen war groß, die Prognose düster, als die Landesregierung 2007 das Nichtraucherschutz-Gesetz beschloss. Das schreibt ein Rauchverbot in Restaurants, Bars, Cafés und Diskotheken vor. Unter Protest wurden damals die Aschenbecher aus den Räumen verbannt und Raucher vor die Tür oder in extra abgetrennte Zonen gebeten.

Nach zehn Jahren fällt das Resümee unter den Riesaer Gastronomen wesentlich gelassener aus. „Seit Inkrafttreten des Gesetzes kann man im Hammerbräu in einem separat abgetrennten Raum rauchen, im Panama Joe’s dagegen gar nicht mehr“, sagt Magnet-Geschäftsführer Reiner Striegler. In den letzten zehn Jahren habe sich ein starker Wandel unter den Gästen in Bezug auf das Rauchen vollzogen. „Haben noch 2007 alle Gäste akzeptiert, dass sie in verrauchten Gasträumen sitzen mussten, würde das heute keiner mehr hinnehmen, sondern es als große Belästigung und Beeinträchtigung empfinden. Jeder von uns wird sich noch daran erinnern, dass selbst noch am Morgen danach der Geruch des kalten Rauches an der getragenen Kleidung zu vernehmen war.“ Gerade für die Gäste der speisenorientierten Gastronomie sei das Verbot ein echter Qualitätsgewinn.

Das sieht die Geschäftsführerin des Sachsenhofes ähnlich. „Ich war schon immer dagegen, dass beim Essen geraucht wird. Deswegen galt bei uns mittags schon vor dem Gesetz ein Rauchverbot“, sagt Gunthild Häschel, die selbst Nichtraucherin ist. Das Gesetz habe sie daher von Anfang an befürwortet. Im Sachsenhof gibt es inzwischen ebenfalls einen separaten Raucherraum. „Dazu muss ich sagen, dass wir ja auch ein Speiserestaurant sind. In Ordnung finde ich es, wenn in Kneipen geraucht wird“, so Häschel.

Nach wie vor erlaubt ist das Rauchen in Einraumgaststätten mit weniger als 75 Quadratmetern Gastfläche – sofern sie als Rauchergaststätten gekennzeichnet sind. Eine solche ist die Rumpelkammer am Puschkinplatz. Inhaberin Carmen Thomas hat das Gesetz nicht geschadet. „Meine Stammkunden sind überwiegend Raucher“, sagt sie. Sie habe sogar von der Regelung profiert: „In den vergangenen Jahren sind sogar noch ein paar dazu gekommen, die in ihren alten Kneipen dann nicht mehr rauchen konnten.“

Auch aus Sicht des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga hat sich das Nichtraucherschutzgesetz bewährt. „Die Gaststätten haben sich an die Anforderungen des Gesetzes angepasst“, resümiert Regionalchef Gerhard Schwabe. Vereinzelt habe das Rauchverbot in der Vergangenheit kleinere Betriebe getroffen, aber das befürchtete Kneipensterben sei ausgeblieben, so Schwabe.

Im Gegensatz zu dicht besiedelten Großstädten gebe es auch im ländlichen Raum kein Problem mit Lärm, wenn die Raucher vor dem Gasthaus stehen. „Wenn Gaststätten viel Freiraum um sich haben, macht es gar nichts aus, wenn die Leute draußen rauchen“, sagt Schwabe. Dazu komme, dass viele inzwischen das Rauchen aufgegeben haben. Sachsens Dehoga-Chef kann sich aber gut an den Aufruhr in der Anfangszeit des Verbotes erinnern.

So habe es große finanzielle Einschnitte bei einigen Gastronomen gegeben, die im Zuge des Nichtraucherschutz-Gesetzes in separate Raucherräume investierten.

Wenn heute jedoch Gasthäuser schließen, hat das für Schwabe am wenigsten mit dem geltenden Einschränkungen für Raucher zu tun. Gerade auf dem Land gingen Gastronomen langsam in die Knie, weil sie nichts Besonderes anbieten, berichtet Schwabe. Die Besucher seien anspruchsvoller geworden.

Auch gesellschaftlich hat sich in Bezug auf den Glimmstängel in den letzten zehn Jahren einiges verändert: „Die Akzeptanz für Raucher nimmt ab“, meint Johannes Beyer von der Suchtberatung der Diakonie. Vor allem von Frauen habe er schon öfters gehört, dass sie sich als Raucherin ausgegrenzt fühlen. Zum Beispiel, wenn keine der Freundinnen mehr raucht und man als Einzige raus gehe.