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Ärger um helle Werksbeleuchtung

Das Scheinwerfer-Licht am Reifenwerk fällt auf die Straße. Was den einen blendet, findet ein anderer gar nicht schlecht.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Am Dach der Werkshalle sind sie angebracht: zwei Scheinwerfer, die direkt vom Reifenwerk auf die Hamburger Straße leuchten. Eine Gefahrenquelle? Ja, findet Christian Nowotny. Der Stadtrat der Linkspartei kritisierte in der letzten Sitzung des Stadtrates die Scheinwerfer. Er sei von Schichtarbeitern von BuS-Elektronik mehrfach darauf angesprochen worden. Das Problem betreffe allerdings weniger die Autofahrer als vielmehr die Radfahrer. „Die Scheinwerfer blenden sie direkt auf Augenhöhe“, berichtet Nowotny.

Reifenwerk-Chef Bruno Kihm war das Problem noch nicht bewusst. Er könne sich aber vorstellen, dass die Scheinwerfer dort neuerdings mehr auffallen, weil vor Kurzem erst die Böschung zwischen Werk und Straße beschnitten wurde. „An mich ist aber noch nicht herangetragen worden, dass die Leuchten nun blenden“, so Kihm.

Auch der Verwaltung sei das Thema mit den Lampen erst durch den Einwand von Stadtrat Christian Nowotny zu Ohren gekommen, teilte Stadtsprecher Uwe Päsler mit. „Das Bürgeramt wird den Sachverhalt auf der Hamburger Straße jetzt erst einmal prüfen.“ Sollte wirklich eine Beeinträchtigung festgestellt werden, werde es sicher einen Hinweis an den Grundstückseigentümer geben, da möglicherweise etwas zu ändern, so Päsler weiter.

Froh über das Licht

Schon geschehen: „Wir werden uns das einmal ansehen“, verspricht Werksleiter Bruno Kihm. Gegebenenfalls würden die Lampen einfach tiefer gestellt.

Nachbar Michael Herrmann, der seine Firma NTT Nemesis gegenüber im ehemaligen Zündholzwerk betreibt, ist hingegen froh über die zusätzliche Beleuchtung. „Die Straßenlaternen werden hier ja schon um 22 Uhr einfach ausgeschaltet.“ Anfangs seien ihm die Leuchten vom Werksgelände gar nicht aufgefallen, meint er. Seit dem aber die Straßenbeleuchtung früher ausgeht, sei das anders. Dunkelheit ab 22 Uhr – das ist seiner Meinung nach viel zu früh.

„Es ist dann wirklich stockdunkel! Mir als Autofahrer macht das nicht so viel aus. Den Fußgängern aber schon. Es ist sogar schon vorgekommen, dass sich die Leute bei mir beschwert haben. Dabei ist das ja wohl Sache der Stadt.“ Die Hamburger Straße sei immerhin die Hauptverbindung zwischen Weida und Merzdorf, so Herrmann weiter. Erschwerend komme hinzu, dass die Fußwege an der Hamburger Straße sehr schmal seien. „Wenn dann auch noch die Scheinwerfer vom Reifenwerk ausgehen, dann aber Gute Nacht!“, sagt er mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus. Eine blendende Wirkung der Werksbeleuchtung habe er indes noch nicht festgestellt.

Dass es in der Gegend zu dunkel ist, sieht auch Stadtrat Christian Nowotny so. Er moniert in den öffentlichen Sitzungen immer wieder, dass die Zeit der Nachtabschaltung der Straßenlaternen zu lang ist. „Wenn dort mal ein Unfall passiert, wäre das Unfallopfer kaum zu sehen. Und wenn dann noch die Scheinwerfer vom Reifenwerk blenden, tut das sein Übriges“, sagt er. Unter anderem auf der Rostocker Straße gehen die Laternen nachts aus. Die Stadt spart so Strom und Geld – nach Angaben der Stadtverwaltung bis zu 40 000 Euro. „Eine halbe Stunde mehr Licht würde schon viel bringen“, meint Nowotny. Warum das durch eine einfache Neuprogrammierung der Leuchten nicht möglich sein soll, kann er sich nicht erklären. Der Stadtrat hofft nun auf eine schnelle Umstellung der Straßenbeleuchtung.

Nach und nach sollen in Riesa alle Laternen auf stromsparende LEDs umrüstet werden. Da für Gröba/Merzdorf EU-Fördermittel in Aussicht stehen, könnte der Wandel hier beginnen.