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Ärger um gesperrte Thrombergstraße

Wegen einer Baustelle ist die Siedlung für eine Woche vom Rest Bautzens abgeschnitten. Das Verhalten der Stadt sorgt unter den Anwohnern für Kopfschütteln.

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© Carmen Schumann

Von Stefan Schramm

Ein Verbot für Fahrzeuge aller Art weist das Schild aus, das seit gestern Morgen an der Thrombergstraße steht. Nur Baufahrzeuge dürfen dahinter noch fahren. Für Autofahrer, die stadtauswärts in Richtung Soculahora unterwegs sind, ist dagegen an der Ecke Czornebohstraße Schluss. Bereits ein Schild an der Stieberstraße stellt klar: Die Dr.-Peter-Jordan-Straße endet momentan in einer Sackgasse. Bis wohin die Strecke frei ist, ist dort nicht zu erfahren.

Die böse Überraschung folgt unmittelbar an der Einmündung der Czornebohstraße. Dort präsentiert die Stadt den Autofahrern auf einer Tafel mögliche Umleitungen. Eine führt über die Bundesstraße 6 durch Auritz und Rabitz, die andere über die Bundesstraße 156 durch Ebendörfel und Grubditz. Aus den rund 500 Metern von der Czornebohstraße bis in die Thrombergsiedlung werden auf diese Weise fünf Kilometer. Der Grund für die weiträumige Umfahrung: die fehlenden Alternativen.

Kein durchkommen für Autos und Busse

Die Anwohner aus dem Gebiet hinter der Baustelle – von der Damaschkestraße über den Jagdweg bis hin zur Eduard-Mörike-Straße – ärgern sich darüber. Sie sind für eine Woche vom Rest der Stadt abgeschnitten. Mal davon abgesehen, dass sie dort mit ihren Autos nicht mehr durchkommen, haben sie vorübergehend auch keine nahe Busanbindung mehr. Die Stadtbuslinie 5 verkehrt nur bis zur Czornebohstraße, die Haltestellen Thrombergsiedlung und Privatweg werden in der Bauzeit, die voraussichtlich noch bis zum 25. April andauern wird, nicht bedient. Nur Fußgänger und Radfahrer können die Engstelle passieren.

„Das ist ja nicht mal die einzige Straße, die gesperrt ist“, verweist Anwohner Ralf-Peter Kirsch auf die derzeitige Großbaustelle an der nahen Stieberstraße. „Man fährt derzeit von einer Umleitung in die nächste“, pflichtet ihm Anwohner Gerolf Jurke bei, der beruflich auf sein Auto angewiesen ist und den langen Umweg allein gestern Vormittag zweimal fahren musste. „Hier kommen auch viele Fahrer aus dem Oberland nach Bautzen. Für Leute, die das täglich betrifft, sind die Umwege ärgerlich“, ergänzt Anwohner Jürgen Lippisch.

Zwei Kilometer lange Sackgasse

Wer aus Richtung Oberland kommt, der trifft schon am Ortseingang von Soculahora auf das Schild Sackgasse – und einen Hinweis auf deren Länge: zwei Kilometer. Im nahen Jeßnitz werden Autofahrer per Hinweistafel in Richtung Auritz geschickt. Weiter ausgeschildert ist die Umleitung nicht. Dafür hat sich die Stadt bewusst entschieden, „da ganz überwiegend ortskundiger Verkehr die Strecke nutzt“, begründet Matthias Almert, Leiter der Abteilung Allgemeine Ordnung in der Stadtverwaltung.

Grund für die Sperrung ist die Medienerschließung eines Baugrundstückes. Der Bautzener Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung (EAB) koordiniert die Maßnahme. Viele Anwohner fragen sich, warum der Verkehr nicht einspurig an der Baustelle vorbeigeführt wird. „Weil der verfügbare Platz dafür nicht ausreicht“, begründet Almert. „Als vor wenigen Monaten das Nachbargrundstück angeschlossen wurde, ging es doch aber auch“, wundert sich Anwohner Reiner Zygan. Er sorgt sich um die Zufahrt für den Rettungsdienst. „Im Ernstfall muss der Krankenwagen hinten über die Dörfer kommen. Da kann es zu spät sein. Die Vollsperrung ist unverschämt“, sagt er.

Anwohner zwischen Empörung und Gelassenheit

„Ich bin über die Art und Weise der Anwohnerinformation empört“, schrieb Ariane Schmidt, die am Privatweg zu Hause ist, der SZ. Sie habe davon erst vier Tage vor Baubeginn aus der Zeitung erfahren. „Die Sperrung wurde auch mit Verkehrszeichen fünf Tage zuvor angekündigt“, entgegnet Matthias Almert. Ariane Schmidt fragt sich zudem, „wer die zusätzlichen Benzinkosten, die durch einen Umweg über Ebendörfel oder Auritz entstehen, trägt. Können sie dann als Pendlerpauschale bei der Einkommenssteuer geltend gemacht werden?“ – „Die Kosten für den persönlichen Mehraufwand im Falle von Straßensperrungen oder Umleitungen muss jeder Verkehrsteilnehmer selbst tragen“, antwortet Almert.

Doch es gibt auch Leute, die gelassen bleiben: „Wenn gebaut werden muss, dann ist das eben so. Eine Woche Bauzeit wird schon zu verkraften sein“, so Anwohnerin Elli Schneider aus der Thrombergsiedlung.