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Ärger um Buswartehaus-Ruine

Durch einen Unterstand in Kleinopitz pfeift der Wind und regnet es herein. Der Eigentümer will nun handeln.

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© Egbert Kamprath

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Wenn es einen Wettbewerb um das hässlichste Buswartehäuschen in der Region gäbe, könnten sich die Klein-opitzer Hoffnung auf den Sieg machen. Denn der Unterstand am Halt Freitaler Straße/Einmündung Weißiger Straße lässt jegliches Niveau vermissen. Hier steht ein Wartehaus, durch dessen Dach es bei Regen tropft, durch dessen glaslose Fenster der Wind weht und dessen Boden noch nicht einmal befestigt ist.

„Rentner, Schulkinder und Personen ohne eigenes Auto würden gern diesen Unterstand bei nassem Wetter nutzen, aber sie müssen im Schlamm stehen und werden nass“, kritisiert Stadtrat Hermann Clausnitzer. Diese Menschen würden es nicht verstehen, dass für Zehntausende Euro Radwege gebaut werden, Busfahrgäste aber sprichwörtlich im Regen stehen müssten. In der Stadtverwaltung Wilsdruff ist man auch nicht glücklich über den Zustand der Wartehalle. Doch die Stadt kann nicht viel tun. „Die Wartehalle ist im Eigentum der Firma Schwarz Außenwerbung und steht auf privatem Grund“, teilt Bauamtsleiter André Börner mit. Mit der Stadt ist vertraglich geregelt, dass Schwarz die Halle als Buswartehalle aufstellen darf und mit Werbung versehen kann. Laut Vertrag ist Schwarz für die Verkehrssicherheit verantwortlich.

Stadtrat Clausnitzer kann nur den Kopf schütteln. „Seit etwa 20 Jahren kassiert die Firma Werbeerträge, woraus nach meiner Ansicht auch Pflichten erwachsen“, argumentiert er. Bis auf eine Reparatur der Rückwand vor etwa fünf Jahren habe sich aber an der Wartehalle nichts getan. „Das Wichtigste, das Dach, hat man überhaupt nicht erneuert“, berichtet er.

Im Wilsdruffer Rathaus kann man den Ärger der Kleinopitzer durchaus nachvollziehen. Nach wiederholten Beschwerden habe man sich an das Werbeunternehmen gewandt, berichtet der Bauamtsleiter. „Mitte Mai haben wir die Firma Schwarz darauf hingewiesen, dass es in Kleinopitz an der Wartehalle die besagten Probleme gibt. Daraufhin wurde uns bestätigt, dass der Sachverhalt geprüft werde und notwendige Schritte eingeleitet würden.“

Bautrupp soll anrücken

Schwarz Außenwerbung sitzt in Konstanz am Bodensee und betreibt eine Niederlassung in Delitzsch. Das Unternehmen bewirtschaftet Plakatwände, Litfaßsäulen, Wartehäuschen. „Die Errichtung, Instandhaltung und Reinigung der Stadtmöbel werden durch die Schwarz Außenwerbung finanziert“, heißt es im Internetauftritt der Firma. Und weiter: „Städte erhalten somit kostenfrei hochwertige Stadtmöblierungen inklusive Reinigung und Instandhaltung.“ Das Kleinopitzer Bushäuschen passt da so gar nicht in die Aufzählung.

In der Delitzscher Dependance will man sich der Sache nun aber annehmen. „Zwischenzeitlich war unser Außendienst bereits vor Ort und konnte äußerlich zunächst keine augenscheinlichen Mängel am Dach feststellen“, teilt Niederlassungsleiter Tino Glöckner mit. Allerdings habe es an jenem Tag auch nicht geregnet. „Dennoch haben wir einen unserer Subunternehmer damit beauftragt, das Dach an der Buswartehalle abzudichten und dafür zu sorgen, dass es dauerhaft dicht bleibt“, verspricht Glöckner. Man werde den Bautrupp jetzt nochmals auf eine zeitnahe Erledigung hinweisen. Was den matschigen Boden anbelangt, könne man aber nichts tun. Glöckner: „Uns gehören zwar die Buswartehallen, allerdings nicht der Grund und Boden darunter. Für die matschige Wiese sind wir leider nicht verantwortlich.“

Im Wilsdruffer Rathaus will man die Angelegenheit jetzt aufmerksam beobachten. Börner: „Sollten keine Reparaturen erfolgen, wäre eine außerordentliche Vertragskündigung durch die Stadtverwaltung Wilsdruff möglich. Dann könnte die Stadt in den Pachtvertrag mit dem privaten Grundstückseigentümer eintreten und selbst eine neue Halle errichten.“