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Ärger mit der Stützwand

Der erste Teil der neuen Ortsdurchfahrt in Reinhardtsgrimma ist fertig. Einige Details sind inzwischen sehr umstritten.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Reinhardtsgrimma. Diese Mauer wird ewig halten. Daran haben auch Anke und Olaf Fischer keinen Zweifel. Die Stützwand, die im Zuge der Sanierung der Reinhardtsgrimmaer Ortsdurchfahrt vor ihrem Haus entstanden ist, stützt ihren höher gelegenen Garten gut ab. Da haben die Bauleute gute Arbeit geleistet. „Allerdings habe ich mir die Mauer anders vorgestellt“, sagt die Reinhardtsgrimmaerin. So wie sie da steht, wirkt sie ziemlich trist. Denn die sichtbare Seite der Mauer, die zwischen 53 Zentimeter und 1,23 Meter hoch ist, besteht aus Beton und ist mausegrau. „Bislang dachten wir, es sei nur der Rohbau, der später noch verklinkert würde“, sagt ihr Mann Olaf. Doch bei der Beratung mit den Bauleuten erfuhren sie, dass das der Endzustand sei. Olaf Fischer war sauer: „Dass wir so ein hässliches Monstrum vor die Nase gesetzt bekommen, hat uns vorher keiner gesagt.“

Auch Reinhard Hasler ist entsetzt. Er wohnt auf der gegenüberliegenden Seite und blickt nun auf die eher schmucklose Stützwand. Hasler äußerte seinen Unmut jüngst im Stadtrat. Auch er glaubte, dass die Stützwand noch verblendet wird. Schließlich steht sie unweit des Reinhardtsgrimmaer Schlosses, das unter Denkmalschutz steht. Warum wurde nichts unternommen, um die Stützwand baulich aufzuwerten?, wollte er wissen. „Die Stützwand ist nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik ausgeführt worden“, erläutert auf SZ-Nachfrage Isabell Siebert vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr. Ihr Amt ist Bauherr der Mauer und der Straße, die seit Anfang Mai komplett erneuert wird. Bis zum August 2017 soll der erste Bauabschnitt der Ortsdurchfahrt auf einer Länge von 420 Metern saniert und mit einem straßenbegleitenden Gehweg versehen sein. Um Straße und Gehweg in der vorgeschriebenen Breite errichten zu können, musste auf dem leicht hügeligen Gelände unter anderem die Stützwand vor dem Grundstück der Fischers gebaut werden.

Die Wand erfüllt alle Anforderungen, sagt Isabell Siebert. „Eine Verblendung ist aus Gründen der Standsicherheit und der Dauerhaftigkeit nicht erforderlich“, ergänzt sie. Allerdings wäre es möglich gewesen, die Mauer zu verblenden. Das hätte im Zuge der Planung nur jemand vorschlagen müssen. Die Stadt Glashütte hatte dazu mehrere Möglichkeiten, erläutert Frau Siebert. Das Rathaus habe an den Planungsbesprechungen teilgenommen, bei denen auch die Stützwandkonstruktionen thematisiert wurden. Zudem habe das Rathaus die Protokolle dieser Treffen erhalten.

Doch weder mündlich noch schriftlich seien Vorschläge zu einer Verblendung gemacht worden. Bürgermeister Markus Dreßler (CDU) bestätigt das. Bei Bauvorhaben dieser Größe gibt es eine ganze Menge von Dokumenten. Aus Sicht der Stadt gab es keinen Anlass, eine Verblendung zu beantragen, erklärte er auf Nachfrage. Schließlich sind unverblendete Stützwände wie die neue in Reinhardtsgrimma gang und gäbe. Dennoch wolle er nicht ausschließen, die Stützwand nachträglich zu gestalten. „Wir warten ab, bis die Bauarbeiten an der Straße beendet sind und wie die Stützwand dann wirkt“, sagt er. Möglichweise werde man tätig, sagt er. Für die Reinhardtsgrimmaer heißt es jetzt erst einmal abwarten, denn noch sind die Arbeiten nicht abgeschlossen.

Ende August wurde der erste Teilabschnitt zwischen der Einmündung Schlossgasse bis zum Ortsausgang Richtung Kreischa – zu dem die Strecke vor der Stützwand gehört – in wesentlichen Teilen baulich fertiggestellt. „Es verbleiben Restleistungen an Gehwegen und Grundstückszufahrten, welche teilweise noch unter halbseitiger Sperrung bis voraussichtlich Mitte September fertiggestellt werden“, erklärt Frau Siebert. Inzwischen wird bereits am zweiten Teilstück gearbeitet. Dieses erstreckt sich von der Lockwitzbrücke bis zur Einmündung der Neuen Straße. Die hier geplanten Arbeiten werden voraussichtlich bis Ende Oktober dauern. Danach werde der Bereich der Kreuzung Ortsdurchfahrt, Cunnersdorfer Straße und Straße „Zum Steinkreuz“ neu gestaltet. „Wir liegen also im Plan“, sagt Isabell Siebert. Die Fischers und die anderen Anlieger, die ebenfalls eine andere Gestaltung der Stützwand wünschen, könnten die Zeit nutzen, Vorschläge zur Gestaltung der Wand zu machen.