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Ärger mit dem Schulbus

Der ist in Großröhrsdorf oft übervoll. Das beklagen Eltern. Der Kreis will reagieren.

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Von Reiner Hanke

Wenn der Schulbus Linie 305 früh gegen 7 Uhr in der Großröhrsdorfer Niederstadt hält, gibt es regelmäßig Gedrängel und Zoff. Denn der Bus zum Schulzentrum sei oft schon voll, wenn er aus Kleinröhrsdorf eintreffe, so Cornelia Lutze. Frau Lutze hat selbst zwei Kinder, die den Bus insbesondere im Winter nutzen, wenn der Schulweg mit dem Rad oder zu Fuß bei Dunkelheit, Schnee und Eis zu gefährlich wird.

Es seien viele Kinder, die ab November auf den Bus umsteigen würden. Deshalb sei die Situation im Winter besonders prekär. Das geht offenbar schon längere Zeit so, habe sich mit Schuljahresbeginn und den neuen Fünftklässlern aber noch verschärft. Seit September habe man sich nun schon mit dem Regionalverkehr Dresden (RVD) in der Wolle und kämpfe beim Landratsamt darum, dass ein größerer Bus eingesetzt wird. Ohne Erfolg bisher. Für eine Reihe von Großröhrsdorfer Eltern ist nun das Maß voll. Mitte Dezember seien nach Informationen der Eltern zwei Schüler gar nicht mitgenommen worden, weil der Bus überfüllt war. Das Busunternehmen bestreitet das und wollte den Vorfall auch gegenüber der Kreisbehörde nicht bestätigen. Die hatte eine Stellungnahme gefordert. Es gebe Zeugen, so Cornelia Lutze: „Und wir Eltern werden auch noch als Lügner hingestellt“, ärgert sie sich.

Kinder stehen wie die Heringe

Den Eltern gehe es um die Sicherheit. Sicher und pünktlich sollen sie zur Schule kommen. Aber die Kinder stünden wie die Heringe mit ihren riesigen Ranzen im Bus. Manchmal gingen die Türen gar nicht zu. Wenn der bremse, stürzen sie durcheinander. In der Vergangenheit habe sich schon mal ein Kind eine Platzwunde zugezogen. Das sei zwar nicht in diesem Schuljahr gewesen, deswegen aber nicht weniger schlimm: „Wer übernimmt denn die Verantwortung, wenn wieder etwas passiert?“ fragt die Mutter. Weil sie zu nahe an der Schule wohne, zahle sie immerhin 70 Euro pro Monat für die beiden Kinder. Dafür könne schon man etwas mehr erwarten. Das Landratsamt habe sich zwar damit befasst, bisher aber noch keinen Grund gesehen, etwas zu verändern.

Das Problem ist aber durchaus bekannt: „Wir haben es bereits seit Beginn des Schuljahres auf dem Tisch“, so Behördensprecherin Sabine Rötschke. Seitens des RVD seien Sicherheitsbedenken ausgeräumt und versichert worden, dass die Kapazitäten ausreichend seien. Nichtsdestotrotz habe die Behörde regelmäßig Kontrollen durchgeführt“, so Sprecherin Sabine Rötschke. In diesen Fällen konnten immer alle Schüler mitfahren, heißt es. Manchmal brauche es allerdings auch ein wenig Überzeugungsarbeit vom Busfahrer, damit die Schüler nach hinten durchrücken. Cornelia Lutze wendet dagegen ein, sie habe erlebt, dass zur Kontrolle plötzlich ein größerer Bus gefahren sei.

Kreisbehörde will sich die Situation vor Ort anschauen.

Dass hier die Probleme nicht ausgeräumt sind, sieht aber auch die Kreisbehörde in Bautzen. Von mehreren Seiten will sie die Sache jetzt anpacken und erklärt zunächst, wie die Buskapazität berechnet wird. Bei der Planung werde zum Beispiel auch berücksichtigt, dass mehr Schüler den Bus nutzen, als beim Kreis für den Fahrgeldzuschuss registriert sind. Bei einem normalen Standardlinienbus mit Zulassung für 50 Sitz- und 40 Stehplätzen können bis zu 75 Schüler gut befördert werden, schätzt die Kreisbehörde ein. Bei der Planung der Kapazitäten versuche der Kreis also im Vergleich zum normalen Standardlinienbus, immer etwa 20 Prozent „Luft“ zu lassen. Warum wird diese dennoch dünn im Bus? Darauf will der Kreis in der ersten Schulwoche eine Antwort suchen. Die Behörde wolle „nochmals mit dem Verkehrsunternehmen vor Ort die Situation anschauen“. Zusätzlich werde mit der Stadt Großröhrsdorf Kontakt aufgenommen, inwieweit eine Wendemöglichkeit für eine kurzfristige Sonderfahrt eines Verstärkerbusses vor Ort gegeben ist.

Sabine Rötschke gibt aber auch noch einiges zu bedenken: „Natürlich ist es wichtig, dass jeder, der einen Stehplatz hat, sich in Fahrtrichtung aufstellt, den Ranzen am besten zwischen die Füße stellt und sich ordentlich festhält.“ Solche grundlegenden Regeln seien den Schulkindern im Landkreis bereits in der Grundschule bei der Aktion „Busschule“ vermittelt worden.

Ob sie auch im übervollen Bus helfen, sei einmal dahingestellt. Vielleicht gibt es ja dafür Tipps. Denn um das Wissen aufzufrischen, habe der Kreis jetzt auch die beiden Schulen im Großröhrsdorfer Schulzentrum um Unterstützung gebeten.