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Advita-Hof in Wartestellung

Die Hofanlagen und Parkplätze am alten Möbelspeicher wären längst fertig, gäbe es da nicht ein wesentliches Problem.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Susanne Plecher

Großenhain. Mannstief sind die Gräben, die hinter dem Verwaltungsgebäude der Advita am Speicher gegraben worden sind. Überall im Hof häuft sich der Aushub. Auch von der Straßenseite aus sieht man, dass hier tief gegraben wird. Der Streifen zwischen Haus und Bauzaun ist auf ganzer Länge aufgebuddelt.

Die Dresdner Firma GrünRaumBau beseitigt dort Fehler, die beim Verlegen der Abwasser- und Schmutzwasserleitungen gemacht worden waren. Danach will sie den Unterbau für die dort geplanten Stellplätze herstellen. Ob sie es darf, ist noch fraglich.

„Momentan sind das nur bauvorbereitende Maßnahmen“, sagt Dirk Schumann, der das Advita-Objekt leitet. Richtig voran, wie seit vielen Wochen erhofft, geht hier aber nichts. Die Baugenehmigung fehlt noch immer. Schumann wäre wohl auch lieber, wenn Hof und Parkplatz endlich fertig würden. Schließlich steht nicht nur die Eröffnung der Tagespflege kurz bevor, sondern auch das 20-jährige Jubiläum des Pflegedienstes in Großenhain. Von den Mietern im Bereich des Service-Wohnens mal ganz abgesehen. Sie wohnen schon seit Oktober im alten Möbelspeicher und müssen sich mit dem unbefriedigenden Zustand vor ihren Fenstern abfinden.

Baustopp im Oktober

Aber Schumann kann auch nicht ändern, worüber Denkmalpflege und Architekturbüro offensichtlich im Disput stehen. Zankäpfel sind die Pflastergestaltung auf den Hofflächen sowie der schmiedeeiserne Zaun. Weil die historische Zaunanlage einfach abgerissen worden war, hat das Denkmalschutzamt die Bauarbeiten Ende Oktober 2015 zunächst stillgelegt. „Sie gingen über den Umfang der vom Landkreis erteilten Teilbaugenehmigung hinaus“, erklärt Landratsamtssprecherin Helena Musall den rigorosen Schritt.

Besserung ist noch nicht in Sicht. Denn, um das gesamte Bauvorhaben – also die Neugestaltung der Freiflächen inklusive der Stellflächen an der Straße – genehmigen zu können, besteht die Behörde darauf, dass denkmalrechtlich relevante Unterlagen vorgelegt werden. Trotz mehrfacher Aufforderung seien diese „erforderlichen Planungsunterlagen vom Antragsteller bisher nicht beigebracht“ worden, heißt es aus dem Landratsamt.

Keine Unterlagen, kein Baufortschritt. Der mit dem Bau beauftragte Dresdner Architekt Joachim Hannemann wollte sich nicht zur Sache äußern. Immerhin wird der schmiedeeiserne Zaun derzeit in einer Dresdner Schlosserei restauriert. Nach den Plänen des Architekten soll er um rund fünf Meter nach innen versetzt werden, um so Raum für Stellflächen neben der Straße zu schaffen. Das ginge zwar zulasten des Fußweges, würde aber über 30 Parkplätze ermöglichen.

Militärdepot ist Kulturdenkmal

Das wäre auch nötig, weil die jetzigen Parkflächen auf dem Hof bis auf einige wenige verschwinden sollen. Nur zwölf von ihnen werden in Gruppen versetzt auf dem Gelände angeordnet, lediglich vier davon im Bereich der Arztpraxen. Damit sie an der geplanten Stelle eingerichtet werden können, hat die MDU Vermögensverwaltungs GbR, der das Areal gehört, das Flurstück Ende Oktober von der Stadt erworben.

Die Beschlussvorlage für den Stadtrat nennt den Grund: „Eine Teilfläche von 450 Quadratmetern soll zum Zweck der Errichtung von Stellflächen verkauft werden.“ Ob die Denkmalschutzbehörde den Plan absegnet, ist offen. Helena Musall spricht von einem Kompromiss zum Standort, auf den man sich im Dezember geeinigt habe.

Dass der Zaun auf jeden Fall wieder gesetzt werden wird, und zwar mit gemauertem Natursteinsockel mit Rollschichtabdeckung, gilt als sicher. Die strenge Einfriedung ist als Einzeldenkmal benannt und sei „ein unverzichtbares Charakteristikum der ehemaligen Militäranlage“, so Helena Musall. Gebäude und Freiflächen sind ein Kulturdenkmal und werden in der aktuellen Denkmalschutzliste als signifikantes Zeugnis der militärischen Vergangenheit Großenhains mit bau- und ortshistorischer Bedeutung um 1890 beschrieben.

Das Militärdepot bildet demnach zusammen mit der Husarenkaserne einen prägenden Teil der Ortsgeschichte. Unter diesem Vorzeichen muss nun auch die bereits geplante Hofgestaltung überarbeitet werden. Der Denkmalschutz besteht auf eine größere Pflasterfläche. Trotzdem soll es noch Platz für Bäume, Rabatten, Hochbeete und Sitzplätze geben. Im Juni soll alles fertig sein.