Merken

Adressen-Wirrwarr mit Folgen

Zwischen Oehlisch und Sohland fehlen Schilder mit Straßennamen. Das erschwert die Suche, nicht nur für Ortsfremde.

Teilen
Folgen
© Anja Gail

Von Anja Gail

Es ist noch gar nicht lange her, da war ein Notarzt wieder falsch „gelandet“. Peter Müller und seine Frau aus Reichenbach hatten die Leitstelle für einen Nachbarn angerufen. „Wir hatten extra noch dazugesagt, dass ein Grundstück mit der Postadresse Oehlisch gegenüber der Tankstelle an der ehemaligen B 6 gemeint ist“, erzählt Frau Müller. Der Arzt kam jedoch mit dem Auto auf der anderen Seite der Bundesstraße im Ortsteil Oehlisch an und nicht auf Sohländer Fluren. So musste er erst mal die richtige Adresse finden.

Dabei sei wertvolle Zeit verstrichen, sagt Peter Müller, obwohl bei einem Einsatz jede Minute zähle. Weil das nicht zum ersten Mal passiert ist, wie auch andere Anwohner bestätigen und es zusätzlich Probleme mit einigen Paketdiensten und Zulieferern gibt, hat er vor einem Jahr die Reichenbacher Bürgermeisterin über die Situation informiert und um eine Lösung gebeten. Allerdings hat sich bislang noch nichts getan, was die betroffenen Bürger ärgert. Der Reichenbacher war deshalb auch im Stadtrat, um die Situation öffentlich anzusprechen. Ralf Bengs, Mitarbeiter in der Bauverwaltung, konnte den Anwohnern zumindest in Aussicht stellen, dass sich die Stadt mit dem Landratsamt bemühe, eine langfristige Lösung für diesen Bereich unweit der neuen und alten Bundesstraße hinzubekommen. Die Situation ist hier besonders unübersichtlich und kompliziert. Das liegt vor allem daran, dass es kaum Straßenbeschilderungen gibt. Einige Grundstücke westlich der B 6 befinden sich demnach in der Ortschaft Oehlisch. Es gibt ein Ortsschild, aber ansonsten nur Hausnummern für die verstreut liegenden Gehöfte. Die Grundstücke zwischen der Löbauer Straße und dem Ortseingang Oehlisch beiderseits der Bundesstraße sind verwirrenderweise der Postadresse „Oehlischer Weg“ zugeordnet. Und um das Durcheinander noch auf die Spitze zu treiben, haben einige Grundstücke auf der Sohländer Seite an der Löbauer Straße die Postadresse „Oehlisch“, wie die nebenstehende Grafik zeigt. Dass man sich hier im Grunde nur durchfragen kann, liegt regelrecht auf der Hand.

Bürgermeisterin Carina Dittrich bestätigt, dass dringend eine Lösung für die verwirrenden Postadressen und die fehlende Beschilderung der Straßennamen her muss. Das Problem existiert schon seit etlichen Jahren. Mit der Eingemeindung von Sohland 2014 sind weitere Dopplungen dazugekommen. Es gibt seitdem zum Beispiel zwei Schulstraßen, zwei Paulsdorfer Straßen sowie eine Dorfstraße in Zoblitz und eine in Sohland. Das alles will die Stadt möglichst im Komplex klären lassen. Das zieht bei Adressenänderungen aber auch Kosten nach sich, vor allem für Firmen, die dann sämtliche Einträge und Briefköpfe umstellen müssen. Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt Reichenbach bislang auch für Niederreichenbach vor so einem Schritt gezögert. Dort sind die Hausnummern zum Teil vollkommen unlogisch zugeordnet, weil es im Laufe der Zeit in diesem Teil von Reichenbach viele Lückenbebauungen gegeben hat.

Auch von anderen Dörfern sind solche Probleme mit verzweigten Straßen und vielen kleinen Seitenarmen bekannt. Ohne eindeutige und für eine Ortschaft einmalige Straßennamen sind Unterscheidungen für Ortsfremde kaum möglich. Grundstücke sind nur schwer zu finden. Dabei sollten Straßennamenschilder zumindest an Kreuzungen und Einmündungen die Orientierung erleichtern. Peter Müller und die anderen Anwohner hoffen nun, dass ihre Geduld am Ende doch belohnt wird und es einen positiven Ausgang gibt.