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Adiós Radebeul

Nach gut zehn Jahren im Elbtal geht der ecuadorianische Musiker Esteban Orellana zurück in die Heimat. Mit Frau und Kindern beginnt er ein neues Leben.

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© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Radebeul. Viele Jahre hat Esteban Orellana in diese Richtung gehofft. Doch jetzt, am Ziel, ist er doch auch ein wenig traurig. Der Musiker aus Ecuador kehrt zurück in seine Heimat. Mit ihm gehen seine Frau und die gemeinsamen drei Kinder.

In dem südamerikanischen Land hatten sich Esteban Orellana und seine Frau einst kennengelernt, als sie ein Austauschjahr in Ecuador verbrachte. Ihr zuliebe kam er vor zehneinhalb Jahren nach Radebeul, damit sie ihr Psychologiestudium beenden kann. Alle drei Kinder sind hier geboren.

Der Gitarrist verabschiedet sich musikalisch. Nachdem er als Katholik sein vorletztes Konzert in der katholischen Kirche „Christus König“ gab, setzt er den Schlussakkord nun am 21. Mai um 19.30 Uhr in der evangelischen Friedenskirche. „Meine Frau ist evangelisch“, erzählt der 38-Jährige. „Mit beiden Gemeinden hatten wir etwas zu tun, beiden wollte ich danken.“ Das Konzert wird – wie er selbst – die deutsche und die ecuadorianische Kultur verbinden. Vier seiner Lieblingskollegen aus beiden Nationen hat er sich eingeladen. Ihr Repertoire reicht von klassischem, modernem und Latin Jazz über karibische Rhythmen bis hin zu einigen Überraschungen.

Eigens dafür eingeflogen, ist sein Landsmann und langjähriger Musikerfreund Edgardo Neira. Beide stammen sie aus Cuenca, der drittgrößten Stadt Ecuadors, wo sie auch künftig zusammen arbeiten werden. Gemeinsam haben sie eine Firma für Musikmanagement gegründet. Über diese wollen sie Musikproduktionen auf CD und DVD realisieren, aber vor allem Konzerte und Festivals veranstalten. Eine besondere Rolle sollen dabei Gastspiele deutscher Profimusiker einnehmen. Schon am 20. Juli wird der Dresdner Jazz-Pianist Andreas Reuter – auch zum Abschiedskonzert zu erleben – den Eröffnungsabend in Cuenca bestreiten. Diese Veranstaltung bildet den Auftakt für eine ganze Konzertreihe mit deutschen Musikern, die sich aller zwei Monate in verschiedenen Theatern der Stadt vorstellen. Auch mit mehreren Künstlern aus Radebeul laufen zurzeit Gespräche. Für April nächsten Jahres ist dann die Premiere eines großen internationalen Festivals geplant. „Künstlerisch schwebt uns vor, traditionelle Musik aus jedem Land mit Jazz-Elementen zu vermischen.“

Als Sponsoren konnten sie Privatunternehmen und das Kulturministerium ins Boot holen. Denn aktuell scheint ein großer Markt für europäische Künstler in Ecuador zu bestehen. Der Grund ist ein hoher Anteil an ausländischen Bewohnern und Urlaubern, der Geld für Kultur ausgibt.

Aus Radebeul wird Esteban Orellana am meisten die „Schwarze Seele“ und ihre Rippchen vermissen. Allmählich wird er schon etwas nervös. „Je länger man woanders ist, desto schwieriger wird es zurück zu gehen“, sagt er. „Die Ängste und Zweifel wachsen, noch einmal neu anzufangen.“ Immerhin wisse er nicht so genau, wie das Leben inzwischen in Ecuador läuft.

Doch seine Eltern überlassen ihm ein großes Wochenendhaus. Und seine Frau hat eine gute Arbeit gefunden. Außerdem wird er künftig mindestens einmal im Jahr nach Deutschland kommen. Um die Verträge mit Musikern zu machen und selbst das eine oder andere Konzert zu geben.

Abschiedskonzert am 21. Mai um 19.30 Uhr in der Radebeuler Friedenskirche. Der Eintritt ist frei.