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Adios Görlitzer Eisbahn

Am Sonntag endete die Saison mit einer schwarzen Null. Für nächstes Jahr wünschen sich viele Gäste eine Verlängerung.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Am Obermarkt herrscht Tauwetter. „Wir werden bis Mittwoch oder Donnerstag brauchen, um die Eisbahn abzubauen“, sagt Benedikt Hummel vom Kulturservice, der die Attraktion betrieben hat. Acht Zentimeter war das Eis zum Saisonende am Sonntag dick. Das schmilzt nicht über Nacht, stattdessen muss eine Abtau-Maschine ran, die wie ein Warmwasserboiler die Kühlflüssigkeit erhitzt und das Eis so zum Schmelzen bringt. Dann ist die zweite Eisbahn-Saison am Obermarkt in der Regie des Kulturservice Geschichte.

Benedikt Hummel hat zwar noch keine exakten Zahlen vorliegen, aber im Großen und Ganzen ist er sehr zufrieden: „Wir hatten leicht über 9 000 Besucher, voriges Jahr waren es 8100.“ Auch finanziell dürfte die Rechnung aufgegangen sein, sodass die Eisbahn ungefähr mit plus minus null abschließt. So ganz sicher ist das aber noch nicht, denn der Abbau ist noch nicht erledigt, die Stromrechnung liegt noch nicht vor und auch die letzten Einnahmen sind noch nicht ausgezählt. Die Kosten schätzt Hummel ganz grob auf 80000 Euro inklusive der Abschreibung für die in der vorigen Saison eingekaufte Bahn und inklusive der Schlittschuhe, die der Kulturservice in dieser Saison gekauft und an Besucher verliehen hat. Die Einnahmen in gleicher Höhe kommen zu knapp 50 Prozent aus Eintrittsgeldern, zu weiteren knapp 50 Prozent aus Sponsoringmitteln und Standmieten sowie zu einem ganz geringen Teil aus kleineren Positionen. Keine der genannten Zahlen ist allerdings endgültig, ein paar Schwankungen könne es durchaus bei der Endabrechnung noch geben, betont Hummel.

Auch abseits der Zahlen ist er zufrieden. Der Obermarkt habe für sechs Wochen gelebt, das sei ein großer Gewinn für die Stadt. Nachdem im ersten Jahr tagsüber viele Familien mit Kindern da gewesen seien, habe es diesmal auch eine deutliche Belebung der Abende gegeben, mit Jugendlichen, Studenten, aber auch älteren Gästen. Drei Abende mit Musik von DJs haben Abwechslung gebracht. Zudem habe das neue Gastronomie-Konzept funktioniert: Erstmals gab es eine große Hütte mit 40 Sitzplätzen, sodass die Gäste drinnen und draußen speisen und trinken konnten. Betrieben wurde die Hütte vom Schaustellerbetrieb Janusz Kazimierski aus Herzberg, gelegen zwischen Torgau und Finsterwalde. „Der Betrieb hat für drei Jahre die Ausschreibung gewonnen“, sagt Hummel. Außerdem gab es einen Süßwarenstand. Die Kombination aus Eislaufen und Gastronomie sei auch für viele Weihnachtsfeiern gebucht worden, hauptsächlich von Firmen, aber auch von zwei oder drei Familien.

Die Eisbahn war fast immer wie geplant geöffnet. Nur anderthalb Tage blieb sie unerwartet zu: Einen Vormittag, als es mal zu warm war, und vorigen Mittwoch, als es fast den ganzen Tag regnete und das Eis nicht hart wurde. So etwas könne immer mal passieren. In der ersten Saison gab es vier Schließtage, da sei das auf jeden Fall eine Verbesserung. Andere Probleme waren der Wegfall von Parkplätzen durch die Eisbahn sowie Kritik der Anwohner, die die Toiletten vor der Haustür stehen hatten.

Den meisten Unmut erntete der Kulturservice aber für einen anderen Fakt: Dafür, dass die Eisbahn auch im zweiten Jahr wieder nur sechs Wochen in Betrieb war und die Saison schon mit dem ersten Januar-Wochenende zu Ende ging. „Viele wünschen sich eine Verlängerung bis zum Ende der Winterferien“, sagt Hummel. Das wäre mehr als eine Verdopplung: Von reichlich sechs auf reichlich 13 Wochen. Der Kulturservice hat keinen Zweifel, dass sich die Eisbahn in den Winterferien rechnen würde. „Davor sind aber fünf Wochen, bei denen wir das nicht wissen“, sagt Hummel. Vor diesem Risiko hat er Angst: „Zumindest ist es schwierig wirtschaftlich abzuschätzen.“ Fünf Wochen mit Verlusten würde das Konzept insgesamt in Gefahr bringen.

Im Moment sei das Projekt Eisbahn ja noch jung. Auch der Christkindelmarkt habe jahrelang nur zehn Tage gedauert. Erst, als sie sich wirklich sicher waren, dass es finanziell aufgeht, haben die Veranstalter auf 17 Tage erhöht. So ähnlich stellt es sich Hummel nun auch bei der Eisbahn vor: Erstmal ein bisschen einspielen lassen und dann irgendwann verlängern. „In der nächsten Saison bleibt es definitiv noch bei sechs Wochen“, sagt er. In späteren Jahren sei eine Verlängerung sicherlich denkbar. Auch sonst soll alles mehr oder weniger so bleiben wie in dieser Saison, auch der Standort. Sogar die Saison- und die Sechserkarten haben sich bewährt, sodass es beides ab November wieder geben soll.